Die Toro-Rosso-Mannschaft legte einen starken Saisonstart hin: Max Verstappen fuhr bei allen drei Rennen in die Punkte, Carlos Sainz konnte bei seinen beiden Zielankünften ebenfalls punkten und in der Konstrukteurswertung liegt das Team vor dem Rennen in Sochi auf dem sechsten Platz. Bis auf die kleine Meinungsverschiedenheit mit Verstappen in Melbourne und den technischen Defekt bei Sainz in Bahrain gab es bisher keine Ausreißer. Grund genug also, um erhobenen Hauptes nach Russland zu reisen und erneut die Punkteränge anzupeilen. Hauptkonkurrent Haas schwächelte zudem beim letzten Rennen in China und liegt in der Weltmeisterschaft nur noch einen Punkt vor der Truppe aus Faenza.

Das letzte Rennen: Verstappen jagt Lewis Hamilton

Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams konnte Toro Rosso in Shanghai an seine Leistungen aus den ersten beiden Saisonrennen anknüpfen. Zum zweiten Mal brachten sie beide Autos ins Ziel und mit den Plätzen acht und neun zugleich in die Punkte. Verstappen erhöhte dabei im Duell gegen Sainz auf 2:1 und machte gegen Rennende sogar noch Boden auf den weitwunden Lewis Hamilton gut.

Die Neuerungen: Strategie-Boost durch John Booth?

Die größte Neuerung vor dem Rennen in Russland ist bei Toro Rosso mehr organisatorischer als technischer Natur: Mit John Booth hat das Team den ehemaligen Teamchef von Manor als neuen Renndirektor verpflichtet. Booth bringt seinen wertvollen Erfahrungsschatz aus über 20 Jahren als Teambesitzer mit, und sechs davon als Teamchef in der Formel 1. Durch seine Hilfe will Toro Rosso die Konkurrenz von Haas und Williams überholen.

John Booth soll bei Toro Rosso für einen Schritt nach vorne sorgen , Foto: Sutton
John Booth soll bei Toro Rosso für einen Schritt nach vorne sorgen , Foto: Sutton

Die Erwartungen: Top-10 mit beiden Autos

Im vergangenen Jahr schaffte es Max Verstappen mit dem Toro Rosso ins Q3. Danach und nach der bisherigen Form zu urteilen, sollte das Team auch an diesem Rennwochenende wieder realistische Chancen auf den Sprung ins letzte Qualifying-Segment haben. Die Zielvorgabe für das Rennen ist nach dem bisherigen Saisonverlauf ebenfalls klar: Beide Fahrer wollen wieder Punkte holen.

"Nach dem starken Rennen in China hoffe ich auf ein weiteres gutes Resultat in Sochi", sagte Verstappen, der beim Russland Grand Prix 2015 bereits einen Punkt ergattern konnte. Seine Fahrt in die Punkte wurde in der vergangenen Saison jedoch von einer Kollision nach dem Start erschwert. "Letztes Jahr hatten wir keinen guten Start. Hülkenberg hatte sich in der ersten Kurve vor mir gedreht und wir sind kollidiert, woraufhin ich einen Plattfuß hatte. Das war nicht so gut, denn ich hatte auch Beschädigungen am Auto und dadurch wurde es sehr schwierig", so Verstappen. Daher darf sich der Niederländer für dieses Jahr durchaus etwas mehr ausrechnen, sofern alles nach Plan verläuft.

Teamkollege Sainz mag die Strecke in Sochi aufgrund der vielen schnellen Passagen, hat aber noch die Erlebnisse aus 2015 im Hinterkopf. "Kurve 13 ist eine gute Stelle zum Überholen, aber woran mich diese Stelle der Strecke am meisten erinnert, ist mein schlimmer Unfall letztes Jahr. Ich würde sagen, das war der bisher größte Unfall in meiner Karriere", sagte Sainz. Der Jagd nach Punkten tut das allerdings keinen Abbruch. "Das Rennen letztes Jahr war ziemlich aufregend, also hoffe ich auf ein weiteres solches Rennen und die Möglichkeit wieder Punkte einzufahren", so der Spanier weiter.

Die Statistik: Toro Rosso beim Russland GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Toro Rosso 0 000 10
Max Verstappen 0 000 10
Carlos Sainz 0 000 00

Toro Rosso in Russland: Beim 2014 erstmals ausgetragenen Großen Preis von Russland saßen noch Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat für das Team am Steuer, mit den Plätzen 13 und 14 ging die Truppe jedoch leer aus. Im vergangenen Jahr holte Verstappen einen Punkt, während Teamkollege Sainz mit einem Defekt vorzeitig ausschied.

Max Verstappen in Russland: Als Rookie konnte Verstappen im vergangenen Jahr vor allem mit einem starken Qualifying beeindrucken. Von Platz neun aus gestartet sah er nach einem turbulenten Rennen als Zehnter die Zielflagge und holte einen Punkt.

Carlos Sainz in Russland: Für Sainz war 2015 ebenfalls die Debüt-Saison. Ihm wird der Russland Grand Prix aus diesem Jahr aber wohl vor allem wegen seines schweren Unfalls im 3. Freien Training in Erinnerung bleiben. Nachdem das Qualfying für den Spanier ausfiel, ging er vom letzten Startplatz ins Rennen und musste das Auto in Runde 45 mit einem Bremsdefekt abstellen.

Die Prognose: Duell mit Williams

  • John Booth als neuer Renndirektor
  • Kampf zwischen Verstappen und Sainz sorgt für Aufwind
  • Bisher starke Punkte-Serie in der Saison 2016
  • Gute Performance beim Russland-GP im vergangenen Jahr

Motorsport-Magazin.com meint: Das nach dem Auftaktrennen in Australien noch anvisierte Ziel, Red Bull Konkurrenz zu machen, dürfte sich mittlerweile erledigt haben. Denn im Gegensatz zum Schwesterteam konnte Toro Rosso noch keine großen Fortschritte erzielen. Dafür überzeugt das Team aber mit einer nahezu beispiellosen Konstanz. Immer wenn die Autos in dieser Saison im Ziel waren, gab es Punkte. Mit dieser Beharrlichkeit hat Toro Rosso ausgezeichnete Chancen, Platz fünf in der Konstrukteurswertung nach dem Rennen auf dem Sochi Autodrom von Haas zu übernehmen und vielleicht sogar einen Angriff auf Williams zu wagen. Das teaminterne Duell zwischen Verstappen und Sainz tut dabei sein Übriges. Beide Fahrer liegen stets dicht beisammen und pushen sich gegenseitig zu Höchstleistungen - und obwohl es dabei auch schon einmal eng wurde, hat das Team unterm Strich bisher davon profitiert. (Florian Becker)