Heftiger Unfall beim 3. Training zum Russland Grand Prix in Sochi: Toro Rosso-Pilot Carlos Sainz verlor beim Anbremsen von Kurve 13 auf dem Sochi Autodrom die Kontrolle über sein Auto, schrammte an der Mauer entlang und rutschte geradeaus unter die Streckenbegrenzung. Das Team verlor beim Aufprall den Funkkontakt zum Fahrer, da der Strom im gesamten Auto ausfiel. Das Medical Team der FIA war sofort nach dem Unfall vor Ort. Die Streckenposten mussten jedoch zunächst die auf das Auto gestürzten Barrieren mithilfe zweier Bagger entfernen. Nachdem dies gelungen war, wurde Sainz vorsichtig aus dem Wrack seines Autos geborgen. Der Spanier war dabei ansprechbar und bei Bewusstsein. Er wollte sogar seinen Helm selbst abnehmen. Als Sainz nach der Bergung in den Krankenwagen verladen wurde, zeigte er den Daumen nach oben. Nach der Erstbehandlung im Medical Centre wurde Sainz per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Sochi geflogen. Dort stellten die Ärzte fest: keine Brüche.

Sainz nach Unfall in Sochi bei Bewusstsein

Sainz‘ Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sagte in einer ersten Stellungnahme zum Unfall: "Er ist bei Bewusstsein. Es sieht so aus, als hätte er beim Bremsen die Kontrolle verloren. Warum wissen wir noch nicht. Wir wissen auch noch nicht, ob es ein technischer Defekt gewesen ist, da müssen wir erst die Daten auswerten. Ich glaube eher nicht, dass er im Qualifying fahren kann. Nach so einem Unfall ist es nicht gut, sofort wieder im Auto zu sitzen. Aber wir müssen auf den Fahrer warten und Priorität hat, dass es ihm gut geht."

Gut zwei Stunden nach dem Unfall meldete sich Sainz‘ Vater via Twitter zu Wort. "Habe gerade mit Carlos gesprochen. Gottseidank geht es ihm gut. Weitere Untersuchungen folgen, aber ich bin jetzt viel glücklicher. Vielen Dank für die Unterstützung." Zudem machte bei Twitter ein Bild von Sainz aus dem Krankenhausbett die Runde. Die Untersuchungen ergaben, dass Sainz komplett unverletzt ist. Als Vorsichtsmaßnahme bleibt er über Nacht im Krankenhaus.

Schutz durch Tecpro Barrieren bei High-Speed-Unfällen

Das havarierte Auto von Sainz rutschte nach dem Einschlag in der Mauer geradeaus unter die Streckenbegrenzung. Dort kommen statt wie früher Reifenstapel die modernen High-Speed-Barrieren namens Tecpro zum Einsatz. Sie sind miteinander verbunden und absorbieren die Energie bei einem Einschlag mit 200 km/h. Gleichzeitig reduzieren sie die einwirkenden g-Kräfte auf den Fahrer auf ein akzeptables Niveau. Die Entwicklung der Tecpro Barrieren dauerte sechs Jahre. Sie bestehen aus drei verschiedenen Schichten und sind direkt mit den anderen Elementen der Barriere verbunden.

Die TecPro Barrieren nach dem Sainz-Unfall in Sochi, Foto: Sutton
Die TecPro Barrieren nach dem Sainz-Unfall in Sochi, Foto: Sutton

Auslöser für die Entwicklung war der Unfall von Michael Schumacher 1999 in Silverstone, als er mit seinem Ferrari unter die Reifenstapel rutschte und sich das Bein brach. Die Technologie kam zum ersten Mal beim Italien GP 2006 in Monza zum Einsatz und ist seither Standard. Ein Test zeigte, dass die Kräfte bei einem Unfall mit 187 km/h auf 55g beschränkt werden konnten.

In Folge der Reparaturarbeiten an den Tecpro-Barrieren wurde das erste GP3-Rennen in Sochi abgesagt.

Was sonst im 3. Training passiert ist

Die Platzierungen: Der Unfall von Sainz und die folgende Rotphase bedeuteten gleichzeitig das Ende des 3. Trainings. Auch in diesem konnten die Teams nicht die geplante Arbeit absolvieren, was nach dem verregneten Freitag umso ungünstiger für die Abstimmungsarbeiten war. In der Zeitenliste fuhr Nico Rosberg in 1:38.561 Minuten an die Spitze. Valtteri Bottas und Lewis Hamilton belegten mit sieben respektive acht Zehnteln Rückstand die Plätze zwei und drei. Rückschlüsse auf das Qualifying lassen die Zeiten bislang kaum zu.

Die Zwischenfälle: Am nassen Freitag hielten sich die Zwischenfälle in Grenzen. Den Samstag läutete Max Verstappen mit einem Dreher in seinem Toro Rosso ein. Der Niederländer drehte sich eingangs Start- und Ziel, konnte aber weiterfahren. Weniger glimpflich verlief dann eine halbe Stunde später der Unfall seines Teamkollegen Carlos Sainz.

Das Wetter: Wie erwartet hat sich der Regen vom Freitag verzogen. Das 3. Training fand auf einer trockenen, wenn auch recht griplosen Strecke in Sochi statt. Für den Nachmittag sind noch bessere Bedingungen vorhergesagt. Auch am Sonntag soll es trocken bleiben.