Nach drei absolvierten Rennen ist die Saison zwar noch relativ jung, erste Trends und Tendenzen lassen sich dennoch bereits ablesen. Während das neue Haas F1 Team mit 18 Punkten auf dem Konto eine der positiven Überraschungen ist, gilt für Renault das genaue Gegenteil. Die französische Werksmannschaft fährt den eigenen Ansprüchen weit hinterher, ist alles andere als konkurrenzfähig und wartet folglich noch auf Zählbares. Angesichts der zuletzt in China an den Tag gelegten Performance könnte die Dürreperiode noch einige Zeit andauern.

Während Kevin Magussen und Jolyon Palmer in den ersten beiden Saisonrennen zumindest auf dem Papier knapp an den Top-10 dran waren, erlebte Renault in Shanghai ein Debakel. Palmer hatte als Letzter die rote Laterne inne, und auch Magnussens 17. Rang sorgte naturgemäß für keine Jubelstimmung. "Das war vielleicht das schlechteste Wochenende meiner Karriere", fand Palmer drastische Worte für die sportliche Bankrotterklärung.

Bilanz der ersten drei Saisonrennen:

Grand Prix Fahrer Platzierung Rückstand
Australien GPJolyon Palmer11.+1:23.399
Kevin Magnussen12.+1:25.606
Bahrain GPKevin Magnussen11.+1 Runde
Jolyon PalmerNicht gestartet-
China GPKevin Magnussen17.+1 Runde
Jolyon Palmer22.+1 Runde

Problemzone Chassis

Woran es bei Renault mangelt, wird bei einem Vergleich mit Red Bull Racing schnell deutlich. Beide Teams verwenden denselben Motor, auch wenn jener von Red Bull aus werbegründen TAG Heuer heißt, trotzdem besteht leistungsmäßig ein himmelweiter Unterschied. Dieser ist dem Chassis geschuldet, das seit jeher eine Spezialdisziplin der Bullen ist, was auf dem kurvenreichen Shanghai International Circuit sogar den Sprung auf das Podium ermöglichte.

Renault hat beim Chassis indessen große Defizite. Das ist wenig verwunderlich, setzt man nach der späten Übernahme von Lotus doch weitestehend auf Entwicklungen, die noch vom in finanzieller Schieflage befindlichen Privatteam getätigt wurden. Aufgrund der mangelhaften Performance stellt man sich im Renault-Lager dieser Tage nun die Frage, wie viel Arbeit überhaupt noch in das aktuelle Auto investiert werden soll, oder ob es strategisch nicht klüger wäre, den Fokus schon jetzt voll auf 2017 zu richten, wenn das neue Sportliche Reglement mit grundlegend veränderter Aerodynamik in Kraft tritt.

"Wir müssen noch entscheiden, wie viel wir 2016 verbessern werden. Die Verbesserungen, die kommen, müssen jedenfalls auch hinsichtlich 2017 helfen", erklärte Cyril Abiteboul, Geschäftsführer von Renault Sport, in Shanghai, der zumindest für den Europaauftakt in Barcelona noch ein großes Updatepaket ankündigte. Danach könnte jedoch Schluss sein.

"Innerhalb des Teams gibt es unterschiedliche Meinungen, weil es Sinn macht, das aktuelle Auto weiterzuentwickeln", gibt Abiteboul zu, dass noch keine finale Entscheidung hinsichtlich des Entwicklungsplans getroffen wurde. Platz acht in der Konstrukteurs-Wertung, vor McLaren, Sauber und Manor, ist in diesem Jahr wohl das Maximum für Renault. Schreibt man das Jahr allerdings komplett ab, könnte im Worst Case auch der letzte Platz drohen, was massive Einbußen bei den Preisgeldern zur Folge hätte, auf die Renault trotz Werksstatus nur ungern verzichten würde. Eine verzwickte Situation.

Eine Entscheidung, wie es weitergeht, wird laut Abiteboul jedenfalls in den nächsten zwei Wochen fallen. "Es ist eine Entscheidung, die bedeuten könnte, dass wir die Entwicklung des 2016er-Autos mehr oder weniger einstellen werden", ist sich der Franzose der Tragweite bewusst. Sollte man sich in Viry dazu entschließen, die Saison abzuschenken, würde dies wohl in Rücksprache mit Renault-Chef Carlos Ghosn geschehen. Dieser hatte im Zuge der Präsentation des Teams bereits um Geduld gebeten und angekündigt, dass Podiumsplätze erst in zwei bis drei Jahren zu erwarten seien.

Motor wird weiterentwickelt

Red Bull zeigt, was mit einem guten Chassis möglich ist, Foto: Sutton
Red Bull zeigt, was mit einem guten Chassis möglich ist, Foto: Sutton

Wie auch immer die Entscheidung ausfallen mag, unberührt davon wird die Entwicklung des Motors sein. Für den Kanada GP im Juni ist ein großes Update geplant, auf das sich Red Bull ganz besonders freut. "Ich kann nicht sagen, wie viele zusätzliche Pferdestärken der neue Motor haben wird, aber wir denken, dass der aktuelle Abstand zu Mercedes halbiert wird", gibt Abiteboul einen vagen Ausblick.

Renault hat bislang in diesem Jahr erst sieben Token und damit die wenigsten aller Motorenhersteller verwendet. Während Ferrari beispielsweise nur noch neun Token übrig hat, bleiben den Franzosen deren 25, um die Antriebseinheit zu verbessern.