Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat in einem Interview klargestellt, dass in erster Linie finanzielle Gründe den Ausschlag für die Wahl einer F1-Rennstrecke geben. Gefragt, ob Geld oder Tradition dabei mehr zählen, antwortete er im Handelsblatt: "Es ist im Grundsatz erst einmal eine Frage des Geldes."

Momentan, so der 85-Jährige, gehe die Tendenz in Richtung einer Reduzierung der Anzahl europäischer Strecken im Rennkalender. Diese Tatsache sieht Ecclestone aber offenbar nicht als Problem. Er setzt stattdessen auf andere Märkte. "Ich würde gerne noch ein Rennen in Afrika sehen", erzählte er - trotz einer Rekordzahl von 21 F1-Schauplätzen in der Saison 2016. Darüber hinaus denkt er eigenen Angaben zufolge an einen weiteren GP in den USA.

Schon Ende vergangenen Jahres hatte Ecclestone im Interview mit Motorsport-Magazin.com folgendes gesagt: "Wenn wir in Europa noch ein paar Rennen loswerden, wird es für die Promotor dieser Rennen, die bleiben, einfacher." Er bestritt damals, dass Deutschland derzeit ein großer F1-Markt sei. Es lohne sich daher nicht, zugunsten der dortigen Fans auf Teile des Antrittsgeldes zu verzichten.

Der F1-Boss will weniger Demokratie - Vorbild Putin

Offenbar setzt die F1 stattdessen nach wie vor auf große Prämien, wie sie beispielsweise die Veranstalter in Aserbaidschan bezahlen. Das autoritär regierte Land ist 2016 erstmals Teil des Rennkalenders. Die dort fehlende Motorsport-Tradition sieht der Brite nicht als Problem. "Die [Tradition] wollen sie aufbauen", konterte er jetzt im Handelsblatt.

Der Start beim bislang letzten Deutschland GP 2014 in Hockenheim, Foto: Sutton
Der Start beim bislang letzten Deutschland GP 2014 in Hockenheim, Foto: Sutton

Ecclestone erwähnte im aktuellen Interview noch einmal, dass er die Verantwortung für den Ausfall des Deutschland GP 2015 bei den Veranstaltern sieht. "Wir wollten Hockenheim letztes Jahr ein wenig aufwecken. Sie leben immer noch zwanzig Jahre hinter der Zeit, wenn ich sie mit anderen Veranstaltungen vergleiche", kritisierte der Formel-1-Boss.

Auch mit dem Personal der Königsklasse ist er offenbar nicht zufrieden: "Ich glaube, wir haben momentan sechs Fahrer, die zur Weltklasse zählen." Das wäre bei insgesamt 22 Piloten in der Saison 2016 nicht besonders viel. Ansonsten drückte er erneut seinen Unmut über zu viel Demokratie in der Formel 1 aus. Er wünsche sich stattdessen mehr starke Führung. Als Vorbild sieht er den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Wir sollten ihn in Europa haben, um zu führen", findet Ecclestone.