Einfache Show Runs waren gestern - die neue Attraktion der Formel 1 heißt: Snow Run! F1-Autos auf Schnee, das funktioniert. Nach Red Bull war nun Ferrari an der Reihe und ließ einen seiner Boliden aufs Eis los. Im italienischen, mondänen Ski-Gebiet Livigno durfte am Donnerstag wieder einmal Giancarlo Fisichella ans Steuer, um für Schnee-Spektakel zu sorgen. Der frühere Grand-Prix-Pilot saß dabei in einem ihm nur zu gut bekannten Auto: dem 2009er Ferrari F60, mit dem er in jener Saison die letzten fünf Rennen für die Scuderia bestritten hatte.
Das Besondere an diesem Event: Fisico fuhr nicht nur über eine verschneite Piste, sondern gleich durch die ganze Stadt! Ein F1-Auto mitten in den engen Straßen des kleinen Ski-Monaco - hier muss man keine Steuern zahlen - das hatte schon was. Der allseits beliebte V8-Sound des F60 tat sein Übriges, um die zahlreichen Zuschauer entlang der Strecke in Staunen zu versetzen. Sowieso wird Fisichella hier noch immer als kleiner Volksheld gefeiert.
Boxenstopp in der Stadt
Der Clou an der Geschichte auf dem rund 1,5 km langen Kurs: Zwischendurch legte Fisichella Boxenstopps ein, um die Reifen wechseln zu lassen. Während seiner Runden im Schnee war er auf Pirelli-Regenreifen mit je 610 angebrachten Spikes unterwegs. Beim Run durch die Innenstadt wechselte das Team stattdessen auf normale Reifen. Einen Reifenwechsel mit Sinn dahinter sieht man bei Show Runs auch nicht alle Tage...
Fisichella fuhr auffällig lange, war insgesamt 40 Minuten im Auto unterwegs - wenn zu Beginn auch nicht allzu schnell. "Ich musste erst mal verstehen, wie rutschig es ist", sagte der Italiener im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com direkt nach der Fahrt. "Selbst die Ingenieure hatten am Teamfunk ein bisschen Angst. Aber danach konnte ich mit dem Gas spielen und etwas rumsliden. Es war nicht einfach, schnell zu fahren, weil ich mit durchdrehenden Rädern zu kämpfen hatte."
Donut-Premiere im Schnee
Zum Abschluss der Show sorgte Fisichella für ein Novum in der Geschichte der Formel 1: Er war der erste Pilot, der mit einem F1-Auto Donuts auf Schnee hinlegte. Und das obendrein in 1.800 Metern Höhe. Fisico hatte sichtlich Spaß, winkte den Fans entlang des Kurses immer wieder zu. "Show Runs sind sehr wichtig", sagte der 43-Jährige. "So können die Fans sehen, wie ein F1-Auto nur fünf Meter entfernt an ihnen vorbeifährt. An Rennwochenenden ist das nicht möglich. In Le Mans oder bei USA-Rennen ist das einfacher, da ist es besser."
Einen kleinen Seitenhieb in Richtung der aktuellen F1-Generation konnte sich der F1-Veteran mit mehr als 200 Rennen auf dem Buckel nicht verkneifen. "Der V8-Sound ist viel besser als das, was wir jetzt haben", sagte er mit einem Grinsen im Gesicht und dachte dabei vermutlich an die Soundkulisse inmitten des italienischen Bergpanoramas, für die er soeben spektakulär gesorgt hatte.
Eisiges Duell mit Red Bull
Ferrari wollte offenbar nichts dem Zufall überlassen und lieferte gleich zwei F60-Boliden nach Livigno. Fisichella begnügte sich jedoch mit einem Auto, das zweite blieb zur Freude der Fans in der Box stehen und war beliebtes Schnappschussmaterial. Ferrari und den Organisatoren war nicht nur daran gelegen, ein Event mit hoher Publicity zu kreieren - gleichzeitig wollten die Roten dem alten Gegner Red Bull eins auswischen. Diesen Eindruck erhielt man zumindest in zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen.
"We kicked Red Bull‘s ass!" - Red Bull also in den Hintern getreten, sagte einer aus der Führungsetage der Organisatoren. Hintergrund: Red Bull war Ferrari mit einem eigenen Snow Run vor wenigen Wochen in Kitzbühel zuvorgekommen. Angeblich habe Ferrari den Schnee-Run schon seit Monaten geplant, sei aber von Red Bull wortwörtlich kalt erwischt worden. Wie auch immer: Fans der Formel 1 können sich freuen, dass Hersteller viel Geld in die Hand nehmen, um solche Veranstaltungen steigen zu lassen. Von der Werbung profitiert am Ende der ganze Sport.
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