Wie schon im vergangenen Jahr sicherte sich Sebastian Vettel zum Auftakt der Testfahrten vor Saisonbeginn die Bestzeit. Der Ferrari-Pilot brannte auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona eine Zeit von 1:24.939 Minuten in den Asphalt und verwies Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes damit um eine knappe halbe Sekunde auf den zweiten Platz. Doch es war nicht alles Gold, was an diesem Montag glänzte, denn Vettel brachte es nur auf 69 Runden, während Hamilton die Strecke 156 Mal umkreiste und damit zweieinhalb Renndistanzen abspulte.
"Natürlich wären wir gerne mehr gefahren, aber wie das so ist bei einem neuen Auto, wenn man hier oder da die Vermutung hat, dass etwas nicht stimmt, dann hält man an und schaut nach", erklärte Vettel, weshalb sich seine Präsenz auf der Strecke gerade am Nachmittag in Grenzen hielt, ohne die Probleme aber genau beim Namen nennen zu wollen. "Die Autos heute sind nicht so einfach wie ein Ford Fiesta - einfach mal die Haube aufmachen und schauen und gleich das Problem lösen, sondern es gibt ein bisschen mehr zu tun. Manchmal sind es große Dinge, manchmal kleine Dinge. Heute war nichts großes, sondern Kleinigkeiten, die uns im Endeffekt etwas mehr Zeit gekostet haben als wir uns gewünscht haben."
Vettel: Neuer Ferrari ein Schritt nach vorne
Mit der Performance des SF16-H, den er bereits am Sonntag im Zuge von Filmaufnahmen zum ersten Mal gefahren hatte, zeigte sich der Heppenheimer unter dem Strich zufrieden. "Der erste Eindruck war sehr positiv. Ich habe mich von Anfang an wohl und zuhause gefühlt, das ist für gewöhnlich ein gutes Zeichen", hielt Vettel fest. Der Bolide unterscheidet sich deutlich vom Vorjahreswagen, denn so setzt Ferrari 2016 erstmals seit Jahren an der Vorderradaufhängung wieder auf Druck- statt Zugstreben. Zudem fällt die Nase deutlich kürzer aus und das Heck wurde verjüngt.
"Es fühlt sich schon besser an. Um es wirklich 1:1 zu wissen, müsste man erst mit dem alten und dann mit dem neuen Auto fahren, aber ich glaube, man hat schon ein gutes Gefühl. Es ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne", zog Vettel auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com den Vergleich zu seinem letztjährigen Arbeitsgerät. "Wir haben uns in allen Bereichen verbessern wollen und ich glaube, das ist uns auch größtenteils gelungen." Der Wagen sei durchaus eine Revolution und nicht lediglich eine Evolution, stimmte Vettel zu. "Man kann es von außen sehen, aber es gibt auch im Inneren viele Veränderungen. Viele Dinge, die uns letztes Jahr limitiert haben, geben uns in diesem Jahr mehr Möglichkeiten."
Vettel von Mercedes unbeeindruckt
Allzu viel Bedeutung wollte Vettel seiner Bestzeit naturgemäß nicht beimessen - Understatement ist bei Formel-1-Testfahrten traditionell Trumpf. "Das Ergebnis ist nett, aber es bedeutet nicht viel. Es gibt noch einige Dinge, um die wir uns kümmern müssen", hielt er fest, wohlwissend, dass die Konkurrenz wohl noch nicht alle Karten aufgedeckt hat. Diese konzentrierte sich am Montag in erster Linie auf das Abspulen vieler Runden. Hamilton legte für Mercedes 156 Umläufe zurück, was man auch im Lager von Ferrari zur Kenntnis nahm. "Da sind wir noch nicht, aber es ist auch kein Grund zur Panik", meinte Vettel gelassen mit Blick auf die silberne Gegnerschaft. "Es ist mit Sicherheit nicht zu missachten, aber auch nichts Weltbewegendes."
Ob die Scuderia den Silberpfeilen über den Winter wie erhofft nähergekommen ist, wollte Vettel wenig überraschend noch nicht beurteilen. "Es ist gut, dass man weiß, dass man ungefähr dabei ist, weil man sich ausrechnen kann, was auch die anderen machen, aber um wirklich eine genaue Standortbestimmung abzugeben, müssen wir bis zum Qualifying in Australien warten", bat er um Geduld. "Der erste Eindruck ist gut. Das war heute wichtig - mit einem guten Gefühl den Tag abzuschließen. Wir hätten gerne mehr Runden gedreht, aber bisher sind wir auf einem guten Weg."
An Vettels großem Ziel hat sich jedoch nichts geändert. Nach drei Siegen im Vorjahr will der Deutsche 2016 auf Titeljagd gehen und peilt seine fünfte Weltmeisterschaft an. "Nicht nur für die Fans, sondern auch für mich und das ganze Team würden wir liebend gerne bis zum Ende um den Titel kämpfen", so der 28-Jährige. "Wenn man im Jahr zuvor in der Konstrukteurs-Wertung Zweiter wird, will man natürlich den letzten Schritt machen."
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