Das erste Rennen im Rahmen der neuen Formel-1-Weltmeisterschaft war der Große Preis von Großbritannien in Silverstone. Neben einem Rennen in Argentinien sorgte die Teilnahme am 500-Meilen-Rennen in Indianapolis, bei dem ebenfalls WM-Punkte vergeben wurden, für internationales Flair und rechtfertigten den Titel "Weltmeisterschaft". Als 1954 neue Regeln geschaffen wurden und der Umstieg auf kostengünstigere Saugmotoren mit bis zu 2.500 Kubikzentimetern Hubraum angekündigt wurde, entschloss man sich bei Mercedes zu einer Rückkehr.

Als Rückkehrer konnte man nicht unbedingt damit rechnen, dass die Silberpfeile 1954 noch einen Stich landen hätte können. Doch es kam anders: Juan Manuel Fangio gewann im W196R sechs der neun WM-Läufe und krönte sich damit zum Weltmeister. Die Dominanz der Silberpfeile setzte sich auch im Jahr 1955 fort. Fangio gewann vier, Stirling Moss eines der sieben Rennen. Nach dem verheerenden Crash beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, bei dem ein Silberpfeil-Pilot Pierre Levegh nach einer Kollision in die Zuschauertribüne krachte und 84 Menschen in den Tod riss, zog man bei Mercedes-Benz die Konsequenzen. Die Stuttgarter zogen sich sowohl aus dem Formel-1- als auch aus dem Sportwagen-Rennsport zurück.

Juan Manuel Fangio wurde 1954 und 1955 Weltmeister im Silberpfeil, Foto: Sutton
Juan Manuel Fangio wurde 1954 und 1955 Weltmeister im Silberpfeil, Foto: Sutton

55 Jahre später

McLaren stieg um von Silber auf Chrom - damit war Tor und Tür offen für eine Mercedes-Rückkehr als Werksteam. Ganz so einfach waren die Gründe für die F1-Rückkehr zwar nicht, doch die Köpfe in Stuttgart und Brackley packten die Gelegenheit am Schopf und kauften Anteile an Brawn GP auf. 45,1 Prozent gingen an die Daimler AG und 30 Prozent an Daimler-Großaktionär Aabar Investments. 24,9 Prozent blieben hingegen bei Weltmeistermacher Ross Brawn.

Neben der Rückkehr überraschte Mercedes-Benz mit der Fahrerpaarung: Nico Rosberg wechselte von Williams zu den Silberpfeilen. Michael Schumachers Rückkehr in die Formel 1 sorgte allerdings für den großen Knall. Und er sollte in den nächsten drei Jahren keinen roten Rennoverall mehr tragen, sondern einen grau-silbernen. Die Erfolge in der Schumacher-Ära hielten sich allerdings in Grenzen. Der erste Silberpfeil-Sieg gelang Nico Rosberg 2012 beim Großen Preis von China.

2013 kam es zu einer weiteren Sensation. Lewis Hamilton wanderte ab von McLaren und übernahm das freie Cockpit von Michael Schumacher, der sich nach den drei Jahren seiner zweiten Karriere endgültig aus der Formel 1 verabschiedete. Das Fahrerduo Rosberg/Hamilton gewann drei Rennen (Monaco, Großbritannien und Budapest). Das große Problem des F1 W04 war der Umgang mit den Reifen. Trotz einer starken Grundgeschwindigkeit, vor allem auf eine schnelle Runde, sollte der große Durchbruch eine weitere Saison auf sich warten lassen. Denn über einen Stint kamen die Silberpfeile mit den weichen Reifenmischungen nicht zurecht.

Nico Rosberg leitete 2012 mit seinem ersten Sieg beim China GP den dritten Frühling der Silberpfeile ein, Foto: Pirelli
Nico Rosberg leitete 2012 mit seinem ersten Sieg beim China GP den dritten Frühling der Silberpfeile ein, Foto: Pirelli

Silberne Dominanz seit 2014

Bereits 2013 zeichnete sich ab, dass Mercedes den Grundspeed gefunden hat. Fehlte nur noch, den Reifenverschleiß in den Griff zu bekommen. Und das tat der F1 W05 Hybrid, das neue Dienstgefährt von Hamilton und Rosberg, wie kein anderes. Bei nunmehr 19 WM-Läufen holten die beiden 16 Siege und 18 Pole Positions. Auf dem Podium landeten die Silberpfeil-Piloten ganze 31 Mal und Doppelsiege gab es elf an der Zahl. Meint man nun, dies sei nicht zu toppen, so wurde man ein Jahr später eines besseren belehrt.

Mercedes schaffte es nämlich, den Schwung und den Vorsprung der neuen Turbo-Ära locker in das neue Jahr mitzunehmen. Zwar machte ihnen Ferrari einen Strich durch die Rechnung, indem Sebastian Vettel dreimal ganz oben auf dem Podest stand. Aber die restlichen 16 Rennen waren ganz klar Silberpfeil-Territorium. Noch stärker im Qualifying, noch häufiger in den Punkten und genauso viele Siege, Doppelsiege und Pole Positions wie im Vorjahr. Dass 2015 als erfolgreichstes Motorsport-Jahr in der Geschichte des Stuttgarter Herstellers eingegangen ist, lag auch an den Meisterschaftsgewinnen in anderen Rennserien wie in der DTM durch Pascal Wehrlein oder im ADAC GT Masters durch Sebastian Asch und Luca Ludwig.