Von einem ganz besonderen Augenblick sprach Nico Rosberg im Anschluss an den Großen Preis von China 2012. Weit mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem letzten Sieg eines werksseitig eingesetzten Silberpfeils schnappte sich der Deutsche in Shanghai seinen langersehnten Premierentriumph in der Königklasse - und das im wohlgemerkt 111. Anlauf. "Das gesamte Wochenende verlief perfekt. Erst meine erste Pole Position, dann mein erster Sieg in der Formel 1 - es war einfach fantastisch", konnte Rosberg sein Glück nach der Überfahrt des Zielstrichs kaum glauben. "Es ist sehr emotional, ein tolles Gefühl und ein tolles Erlebnis. Ich freue mich auch, das nun gleich mit dem Team zu teilen", sagte der Sieger.

"Besser hätte es nicht laufen können. Es ist auch der erste Sieg eines neuen Silberpfeils und für dieses großartige Team. Das ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich werde dieses Rennen sicher nie vergessen und die letzten 20 Runden fühlten sich an, als ob ich an den 24 Stunden von Le Mans teilnehmen würde", so Rosberg, der zugab: "So ein Zeitgefühl hatte ich noch nie." Nun sei es an der Zeit, sich gebührend über den Erfolg zu freuen, dabei aber dennoch mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. "Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen und müssen noch hart daran arbeiten, das Auto und die Reifen unter allen Bedingungen zu verstehen." Der Fokus liege vor allem darauf, die Rennpace noch mehr zu steigern.

Auf dem Boden bleiben

"Warten wir ab, wie es in Bahrain aussieht", warnte der Wahl-Monegasse vor voreiligen Schlüssen und fügte an: "Das Auto ist hier im Rennen schon viel besser geworden. Die Bedingungen, der Start und die Strategie - es kam aber auch alles zusammen und deswegen konnten wir mit so einem großen Abstand gewinnen. Zudem hatten die Anderen auch noch ein paar Probleme." Zwar habe er im Anschluss an das Rennen schon einmal einen Blick auf den WM-Stand geworfen und festgestellt: "So weit ist es nicht nach oben." Aber klar sei auch: "Es ist der erste Sieg und wir haben noch ein paar Probleme im Rennen. Perfekt stehen wir noch nicht da. Es fehlt glaube ich noch ein bisschen was, wenn die Bedingungen anders sind, so wie vielleicht in Bahrain, wo es heißer ist."

Im Team gab es nach dem Shanghai-Sieg kein Halten mehr, Foto: Sutton
Im Team gab es nach dem Shanghai-Sieg kein Halten mehr, Foto: Sutton

Die Hitze sollte für Mercedes seiner Meinung nach womöglich etwas problematischer sein, als es die kühlen und moderaten Bedingungen in China waren. Deswegen sei bei Prognosen über den Leistungsstand des Teams Vorsicht geboten. "Es ist so schwierig das vorherzusagen. Ob es im Rennen reicht, weiß ich nicht, da müssen wir mal schauen. Klar ist nur, dass wir dort auch wieder im Qualifying stark sein werden", meinte Rosberg. Eine Fahrt auf die Pole-Position könnte aber erneut möglich sein. In Shanghai sei das eine Premiere mit einem etwas befremdlichen Gefühl gewesen, denn vor dem Start von der Spitze aus, sei er schon ein bisschen nervöser gewesen als sonst. "Es ist halt eine neue Situation, von der Pole aus zu starten - das ist schon anders. Aber der Start war zum Glück dann ja Hammer."

Sprit in China kein Problem gewesen

Zwar hätte es keinen konkreten Zeitpunkt gegeben, ab dem ihm klar gewesen sei, dass es für den Sieg reichen würde. 20 Runden vor Schluss habe man die Lage aber schon ganz gut überblicken können. "Nach dem letzten Boxenstopp habe ich mir gedacht, dass mich heute keiner mehr einholt", verriet der Silberpfeil-Pilot. Dass mit dem zwischenzeitlich in riesigen Schritten aufholenden Jenson Button von hinten Gefahr gelauert hätte, wollte Rosberg entspannt sehen. "Es war alles unter Kontrolle. Mir wurde gesagt, was hinter mir passiert und dann habe ich danach ausgerichtet auch immer meine Rundenzeiten korrigiert, denn es ging ja hauptsächlich darum, die Reifen zu schonen."

Anders als von einigen Experten vermutet, habe er am Ende auch nicht früher schalten müssen, um Benzin zu sparen. "Sprit war nie ein Thema im Rennen, deswegen habe ich mir da auch nie Sorgen drüber gemacht", sagte der Mercedes-Fahrer, der 2011 auf Grund dieses Problems in China noch um eine bessere Position gebracht wurde. Mit dem Sieg folgte nun ohnehin eine versöhnliche Rückkehr auf den Shanghai International Circuit. 30 Jahre nach dem Titelgewinn seines Vaters Keke, schaffte der Deutsche in China endlich den langersehnten ersten F1-Sieg. Ein internes Duell innerhalb der Familie, welcher Rosberg denn nun der Bessere sei, gäbe er derweil aber nicht. "Ich bin stolz über die Leistungen, die mein Vater gebracht hat und blicke auf diese Resultate immer mit Freude zurück. Andersherum ist er heute sicher auch happy über das Ergebnis", grinste der 26-Jährige.