Nun ist die Formel-1-Saison 2015 auch offiziell beendet. Nach dem letzten Rennen am Sonntag in Abu Dhabi testeten die Teams am Dienstag an gleicher Stelle Pirellis neue ultrasofte Reifenmischung für 2016. Von 9 bis 21 Uhr Ortszeit (6 bis 18 Uhr MEZ) spulten die Teams ein Marathon-Programm ab. Zwölf Stunden ohne Mittagspause - somit war es der längste Formel-1-Test in der Geschichte des Sports. Insgesamt spulten die Fahrer über 6.000 Kilometer ab. Die Testfahrten wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen, ein paar Informationen lieferten die Teams sowie Pirelli dennoch.

Die Reifen: Ab kommender Saison werden die bisher bekannten vier Reifenmischungen hart, medium, soft und supersoft durch eine fünfte Mischung ergänzt: ultrasoft. Diese soll auf Strecken wie Monaco oder Singapur für mehr Verschleiß und damit mehr Boxenstopps sorgen. Farblich reiht sich die Mischung mit einem sichtbaren violett ein, das die Fans per Online-Abstimmung auswählten. In Abu Dhabi wurde diese Mischung nun erstmals auf der Strecke getestet.

Der ultrasofte Reifen erweitert 2016 das Portfolio, Foto: Pirelli
Der ultrasofte Reifen erweitert 2016 das Portfolio, Foto: Pirelli

Ziel: Aggressivere Rennstrategien

"Das Ziel des ultrasoften Reifen für 2016 ist es, eine weichere Mischung als die supersofte zu haben, welche für besonders aggressive Straßenkurse gemacht ist", erklärte Paul Hembery. "Sie sollen eine bessere Performance bringen als die letzte Version der supersoften Reifen und zudem schneller abbauen, was den Teams eine aggressivere Strategie ermöglicht." Mit dem zwölfstündigen Test ist Pirellis Motorsportchef zufrieden. "Wir hatten diesen einen Schuss als Test für die kommende Saison und wir können zufrieden damit sein, was wir erreicht haben, wenngleich wir die Daten erst auswerten müssen", so Hembery, der aber einen Schritt "in die richtige Richtung" erkannt haben will. Zudem wurden sowohl bei den Vorder-, als auch bei den Hinterreifen unterschiedliche Konstruktionen getestet.

Die Stammpiloten: Von den Stammpiloten der zu Ende gegangenen Saison waren insgesamt neun Piloten anwesend. Bei Ferrari griffen sowohl Sebastian Vettel, als auch Kimi Räikkönen ins Steuer. Gleiches galt für die Red-Bull-Teams, die ihre Stammbesetzung Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat respektive Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. einsetzten. Bei Force India durfte Nico Hülkenberg den zweiten Teil der Schicht übernehmen, Sauber setzte auf die Dienste von Marcus Ericsson und Williams schickte einzig Valtteri Bottas auf die Strecke. "Ein problemloser und routinemäßiger Testtag. Wir konnten viele Runden drehen, mehr als eine Renndistanz, und hoffen, dass wir Pirelli ein paar nützliche Infos geben konnten", fasste Hülkenberg seinen Tag zusammen.

Die Reservefahrer: Einige Teams verzichteten auf ihre Stammpiloten und ließen ihre Testfahrer die Arbeit verrichten. Dazu gehörte auch das Mercedes-Team. Dort drehte Pascal Wehrlein seine Runden. Gleiches praktizierte McLaren mit Stoffel Vandoorne sowie Lotus mit dem nächstjährigen Stammfahrer Jolyon Palmer.

Alfonso Celis Jr. saß zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto, Foto: Sahara Force India
Alfonso Celis Jr. saß zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto, Foto: Sahara Force India

Die Neulinge: Während des Testtages absolvierten auch einige Neulinge ihr Debüt in einem Formel-1-Auto, zum Beispiel Alfonso Celis Jr., der für Force India fuhr. "Mein erster Tag in einem Formel-1-Boliden hat meine Erwartungen voll erfüllt", sagte Celis. "Das Auto hatte enorm viel Grip und eine hervorragende Bremswirkung. Ich habe die Erfahrung genossen und bin froh, wie der Tag gelaufen ist", freute sich der junge Mexikaner. Seine Bestzeit betrug 1:48.545 Minuten, damit lag er erwartungsgemäß deutlich hinter Nico Hülkenberg zurück, der 2,7 Sekunden schneller war. Celis kam auf 65 Runden, Hülkenberg absolvierte 71 Umläufe.

Manor gab mit Jordan King und Rio Haryanto gleich zwei Neulingen die Möglichkeit zum Test. Die beiden GP2-Piloten, die die Serie auf dem vierten (Haryanto) bzw. zwölften (King) Gesamtrang beendeten, spulten insgesamt 115 Runden ab. Haryanto durfte bereits 2012 in einem Manor sitzen, seitdem habe sich aber einiges verändert. "Die heutigen Autos sind ganz anders, besonders aufgrund der neuen Motoren. Daher brauchte es etwas Zeit, um sich an die Veränderungen zu gewöhnen, besonders beim Motoren-Management", so der Indonesier, der mit seiner Leistung ganz zufrieden war.

Zwei Neulinge bei Manor

King ging zum ersten Mal mit einem F1-Boliden auf die Piste und war begeistert. "Mein erstes Mal in einem Formel-1-Auto war eine unglaubliche Erfahrung und ich danke Manor, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben", so King. "Wir hatten einen problemlosen Tag, wodurch ich unseren Plan umsetzen konnte. Das half mir, Selbstvertrauen zu bekommen und mich am Nachmittag zu verbessern", schilderte King seinen Einsatz. Am Ende trennten die beiden Manor-Fahrer nur 68 Tausendstel zugunsten Haryantos. Der vierte Neuling war Sauber-Pilot Adderly Fong. Bislang war der Hongkong-Chinese als Entwicklungsfahrer für Lotus tätig.

Das Ergebnis: Die Zeiten standen bei den Testfahrten nicht im Vordergrund. Ein Ergebnis gibt es dennoch und das zeigt Stoffel Vandoorne auf Rang 1. Der Belgier drehte 99 Runden und schaffte eine Zeit von 1:44.103 Minuten. Damit war er knapp dreieinhalb Zehntel schneller als Kimi Räikkönen auf Platz zwei vor Marcus Ericsson, Jolyon Palmer und Sebastian Vettel. Zum Vergleich: die schnellste Rennrunde von Lewis Hamilton am Sonntag lag bei 1:44.517 Minuten.

Ergebnis: Reifentest in Abu Dhabi

1. Stoffel Vandoorne (McLaren) 1:44.103 Minuten; 99 Runden
2. Kimi Räikkönen (Ferrari) 1:44.456; 56
3. Marcus Ericsson (Sauber) 1:44.480; 50
4. Jolyon Palmer (Lotus) 1:44.568; 90
5. Sebastian Vettel (Ferrari) 1:44.940; 56
6. Pascal Wehrlein (Mercedes) 1:45.605; 107
7. Daniel Ricciardo (Red Bull) 1:45.805; 57
8. Max Verstappen (Toro Rosso) 1:45.849; 54
9. Nico Hülkenberg (Force India) 1:45.852; 71
10. Valtteri Bottas (Williams) 1:45.940; 103
11. Daniil Kvyat (Red Bull) 1:46.309; 48
12. Carlos Sainz Jr. (Toro Rosso) 1:46.995; 56
13. Adderly Fong (Sauber) 1:48.439; 57
14. Alfonso Celis Jr. (Force India) 1:48.545; 65
15. Rio Haryanto (Manor) 1:49.593; 56
16. Jordan King (Manor) 1:49.661; 59