Du bist der Glückliche, der am Donnerstagabend die Strecke schon einmal abfahren durfte. Wie sind die ersten Eindrücke?
Bernd Mayländer: Wie man schon auf den Plänen und Bildern sehen konnte, sind die Eindrücke von der Strecke sehr positiv. Es sind hier alle möglichen Streckeneinheiten vorzufinden. Von der extrem langen Geraden mit einer logischerweise perfekten Überholmöglichkeit, bis zu sehr traktionsreichen Streckenabschnitten, in die die größeren Stadien eingebaut sind. Zudem gibt es sehr schnelle Streckenabschnitte mit aufeinanderfolgenden Highspeed-Kurven. Wir sind alle gespannt, was auf den Tribünen los sein wird - wahrscheinlich der Wahnsinn.

Wie denkst du, werden sich die Formel-1-Boliden hier verhalten?
Bernd Mayländer: Es kommt darauf an, wie viel Grip die Strecke über die kommenden Tage noch aufbaut. Heute war es ein bisschen rutschig und schon eine Herausforderung, die richtigen Punkte zu treffen, um in den Fahrfluss zu kommen. Es wird wohl auch eine Herausforderung, das Setup der Fahrzeuge so hinzubekommen, dass sauberer, aerodynamischer Abtrieb vorhanden ist. Die Aerodynamik spielt hier eine große Rolle. Ich bin gespannt, wie die Formel-1-Autos das hinbekommen. Für mich war es heute noch zu langsam, um wirklich Aerodynamik aufzubauen, da ich alle Kurven nur maximal im dritten und vierten Gang gefahren bin. In der Formel 1 wird es natürlich anderes aussehen.

Bernd Mayländer konnte bereits ein paar Runden um die Strecke drehen, Foto: Sutton
Bernd Mayländer konnte bereits ein paar Runden um die Strecke drehen, Foto: Sutton

Wie ist deiner Meinung nach die Modernisierung der Strecke geglückt?
Bernd Mayländer: Unter dem Strich muss ich sagen: Wer die alte Strecke gekannt hat, stellt fest, dass sie im Vergleich zur neuen charaktermäßig viel beibehalten hat. Das ist auch wichtig. Ich bin auf dem alten Kurs nie gefahren, sondern habe es nur vom Fernseher aus verfolgt. Die Stadien - speziell die beiden, durch die man fährt - geben ein ganz besonderes Gefühl. Das kennt man so nicht - nicht einmal aus den Hochzeiten des Hockenheimrings, der ebenfalls diese Stadionatmosphäre bietet. Hier sind die Fahrer noch näher an den Fans und zudem langsamer in den meisten Kurven. Das ist sehr beeindruckend.

Können die Fahrer die Fans auf den Tribünen sehen, oder sind sie im Auto zu fokussiert?
Bernd Mayländer: Im zweiten Stadion vor Start und Ziel, also in den Kurven 12 bis 16, sind sie zu fokussiert. Es geht darum, genau den Einlenkpunkt für die Kurve zu treffen, sonst stimmt der Fahrfluss nicht mehr. Diese Stelle ist recht anspruchsvoll, auch wenn sie recht langsam ist. Da bleibt den Fahrern wenig Zeit, um hochzuschauen. Aber die Zuschauer können die Autos gut sehen und das ist ja wichtiger.

Die Strecke ist neu, weshalb auch der Asphalt schwitzt. Kann dein Eindruck von der rutschigen Strecke auch auf die Formel 1 übertragen werden, oder ist das unterschiedlich?
Bernd Mayländer: Das sind zwei Paar Stiefel. Ich habe mich schon öfter vertan, weil ich dachte, es wäre kein Grip vorhanden. Dann kam von den Fahrern am Freitag aber nichts diesbezüglich. Die Strecke wird natürlich über das Wochenende noch griffiger werden. Bei Trockenheit mache ich mir ohnehin keine Gedanken. Bei Nässe könnte es nochmals nachdrücken und dadurch rutschig werden. Aber unter dem Strich herrschen für alle die gleichen Bedingungen. Das ist bei einer neuen Strecke so, das hatten wir in den vergangenen Jahren aber bereits öfter.

Stadion-Atmosphäre in Mexiko, Foto: Sutton
Stadion-Atmosphäre in Mexiko, Foto: Sutton

Auf einigen Slow-Motion-Aufnahmen war zu sehen, dass die Reifen schon recht über die Kerbs gewalgt sind. Sind sie hier heftiger als auf anderen Strecken?
Bernd Mayländer: Hier wurden wohl teilweise Kerbs angewandt, die sicherlich mit in die Runde eingebaut werden können. Aber gleichzeitig weiß man auch, dass man nicht zu viel drüberfahren kann. Mit dem Safety Car oder einem Sportwagen gibt es irgendwann ein Limit, das sollte mit einem Formel-1-Auto allerdings deutlich früher erreicht sein. Das ist aber auch Sinn der Sache!

Mit deinem neuen Safety Car ist kein Leistungsverlust hier in der Höhe zu erwarten. Das wäre mit dem Vorgänger vielleicht anderes gewesen...
Bernd Mayländer: Die Frage wurde mir schon öfter gestellt und ich haben auch schon darüber nachgedacht - speziell auf dem Flug hierher. Erst heute Morgen habe ich nochmals nachgesehen, wie hoch wir hier wirklich sind...

Bei dieser Höhe wären es wohl rund 22 Prozent Leistungsverlust gewesen...
Bernd Mayländer: Das wäre natürlich schon einiges gewesen. Aber jetzt ist mir auf jeden Fall kein Leistungsverlust aufgefallen und alles hat gut geklappt. Die Temperaturen laufen hier allerdings ein bisschen höher durch die dünnere Luft. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die Bremsen hier stark beansprucht werden. Zumindest bei meinem Fahrzeug, ich weiß nicht, wie es in einem Formel-1-Auto ist. Es muss von hohen Geschwindigkeiten immer wieder stark heruntergebremst werden. Ich bin gespannt, wie das über 72 Runden funktioniert.

Die Tribünen waren innerhalb von einer Woch ausverkauft, Foto: Sutton
Die Tribünen waren innerhalb von einer Woch ausverkauft, Foto: Sutton

Du stehst während des Rennens - hoffentlich - sehr viel nur auf der Stelle. Ein Motorschaden bei dir ist aber nicht zu befürchten, oder?
Bernd Mayländer: Gehen wir mal davon aus, dass wir hier oben keinen Motorschaden haben werden [lacht]. Ich glaube nicht, dass wir hier in eine brenzlige Situation kommen sollten. 100 Prozent sicher ist man natürlich vor nichts, aber ich gehe mal davon aus, dass hier alles ganz normal läuft.