Es ist die Frage, die das Fahrerlager der Formel 1 derzeit spaltet: Was macht Red Bull im kommenden Jahr? Manch einer glaubt bereits an den Ausstieg. Fakt ist: Aktuell hat Red Bull keine Motoren. Dr. Helmut Marko ist seit neuestem nicht mehr besonders redselig wenn es um das Thema Motoren geht. Franz Tost sagte noch in Sochi zu Motorsport-Magazin.com, dass er aktuell an einen Ausstieg gar nicht denken will.

Trotzdem ist die Gefahr imminent. Die Formel 1 könnte zwei Teams verlieren. Doch Sebastian Vettel bezweifelt im Interview mit der offiziellen Formel-1-Website, dass es soweit kommen wird: "Es sind viele Gerüchte im Umlauf und ich habe zuletzt nicht mit Herrn Mateschitz gesprochen, aber man kann es sich schwer vorstellen, dass es wirklich passieren könnte. Das würde einen großen Verlust bedeuten. Aber letztendlich bezweifle ich, dass es passieren wird. Das ist meine Meinung - und ich glaube nicht, dass ich damit alleine dastehe."

Vettel will Motoren-Entscheidung nicht treffen

Ferrari spielt selbst eine Schlüsselrolle im Motoren-Krimi. Zuerst lockte Präsident Sergio Marchionne Red Bull mit aktuellen Triebwerken. Später soll er nur mehr Jahrestriebwerke angeboten haben, schlussendlich gar keine mehr. Stattdessen soll die alten Triebwerke Toro Rosso erhalten. Mehr Teams kann die Scuderia angeblich nicht beliefern, ohne dass das eigene Engagement dadurch in Mitleidenschaft gezogen würde.

Doch warum Toro Rosso und nicht Red Bull? "Das ist kein Geheimnis: Weil wir zu stark sind", sagte Dr. Helmut Marko. Doch ist Ferraris Entscheidung richtig? "Ich denke es ist keine so einfache Entscheidung. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich sie nicht treffen muss", meint Vettel nur.

Eine schwerwiegende Entscheidung traf Vettel aber vor einem Jahr: Er verließ Red Bull und ging zu Ferrari nach Maranello. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich schnell herausstellen sollte. Während die Red-Bull-Piloten in diesem Jahr lediglich drei Pokale entgegennehmen durften, hat Vettel allein schon drei Siegerpokale sammeln dürfen. Dazu kamen acht weitere für die Plätze zwei und drei.

Vettel: Ja, ich hatte Selbstzweifel

Im vergangenen Jahr war es noch genau umgekehrt: Red Bull holte sich drei Siege, Ferrari stand gar nur zweimal auf dem Podium. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort könnte man sagen. "Ich möchte nicht arrogant wirken, aber ich hatte schon zuvor Kontakt zu Ferrari", verrät Vettel. "Wir hatten schon zuvor Gespräche, aber damals war die Zeit noch nicht reif. Letztes Jahr war sie das."

2014 war für Vettel ein Seuchenjahr, Foto: Sutton
2014 war für Vettel ein Seuchenjahr, Foto: Sutton

Doch es lag nicht nur an der gegenläufigen Entwicklung der beiden Rennställe. Vettel war 2014 selbst in einer Findungsphase. Nach vier Weltmeistertiteln in Folge musste er sich nicht nur mit den ungeliebten Hybrid-Motoren anfreunden, sondern auch mit dem Gedanken, vom Teamkollegen geschlagen zu werden. "Ja, ich hatte Selbstzweifel und ich schäme mich dafür auch nicht", gibt Vettel offen zu. "Jeder zweifelt irgendwann einmal an sich selbst."

Die Selbstzweifel waren bei Ferrari allerdings schnell verflogen. Vettel hatte nicht nur das Selbstvertrauen wiedergefunden, sondern auch den Spaß an der Sache. Der unglückliche Vettel aus 2014 wirft aber ein falsches Bild auf seine Zeit bei Red Bull. "In den Jahren zuvor war ich sehr glücklich, die vier Titel sprechen Bände. 2014 war natürlich keine schöne Saison. Ich habe nicht die Leistung gebracht, die ich bringen wollte - und wenn das passiert ist es ehrlicher, seine Gefühle zu zeigen und sie nicht hinter einem gespielten Lächeln zu verstecken."

Domenicali, Mattiacci, di Montezemolo: Ferrari-Vergangenheit

Vergleiche mit dem Ferrari vor Vettel und dem Ferrari mit Vettel will er selbst nicht ziehen. "Als Fernando [Alonso] Teil des Teams war, war ich niemals Teil des Teams, wie soll ich das also vergleichen können?" Eine verrückte Geschichte hat Vettel bei Ferrari allerdings noch mitbekommen.

Am Kommandostand trafen sich Mattiacci und Vettel nicht mehr, Foto: Sutton
Am Kommandostand trafen sich Mattiacci und Vettel nicht mehr, Foto: Sutton

Die ersten Verhandlungen führte er noch mit Stefano Domenicali. Damals hieß der Präsident noch Luca di Montezemolo. Als der Ferrari-Vertrag unterschrieben wurde, war bereits Marco Mattiacci im Amt des Teamchefs. Auch Luca di Montezemolo wurde von Sergio Marchionne ersetzt. Bei Amtsantritt hieß der Teamchef plötzlich wieder anders, nämlich Maurizio Arrivabene.

"Zugegeben, das ist ein bisschen komisch - aber hoffentlich nicht auf eine schlechte Art und Weise. Es hat sich für mich einfach so angefühlt, als wäre es die richtige Zeit, ein neues Projekt zu starten. Es ist vielleicht schon ein bisschen verrückt, wie die Dinge zusammengekommen sind. Aber ich hatte immer eine gute Beziehung zu Stefano und hatte auch von Beginn an eine gute Beziehung zu Mattiacci. Luca di Montezemolo habe ich nicht so gut kennengelernt - mit ihm habe ich nie gearbeitet - aber jetzt mit Maurizio und Herrn Marchionne nehmen die Dinge Gestalt an und wir sind auf dem richtigen Weg."