Neues Ungemach für das Lotus F1 Team beim Belgien GP. Dieses Mal geht es allerdings nicht um Zahlungsverzug oder eine mögliche Übernahme durch Renault, sondern eine existenzielle Bedrohung für den Rennstall: Die beiden Boliden des Teams könnten vor der Abreise am Sonntagabend von einem belgischen Gerichtsvollzieher beschlagnahmt werden.

Charles Pic pocht auf sein Recht, Foto: Sutton
Charles Pic pocht auf sein Recht, Foto: Sutton

Hintergrund ist eine Vertragsstreitigkeit mit dem ehemaligen Ersatzfahrer des Teams, Charles Pic. Lotus beschäftigte den Franzosen in der vergangenen Saison und garantierte ihm vertraglich eine gewisse Anzahl an Einsatzstunden im Cockpit des E22. Aufgrund großer Probleme mit der Power Unit und - resultierend - extrem geringen Testzeiten zu Beginn des Jahres, entschied das Team allerdings, die Einsatzzeit zum Großteil den Stammfahrern Pastor Maldonado und Romain Grosjean zu gönnen.

Pic erwirkt Gerichtsbeschluss

Weil seine Sponsorengelder Pic zufolge allerdings dennoch an das Team geflossen seien, fühlte sich der Franzose ungerecht behandelt und leitete bereits vor Monaten rechtliche Schritte ein. Die Sache liegt seitdem bei einem Schiedsgericht. Offentsichtlich reicht das Pic aber nicht mehr oder schreitet ihm zu langsam voran, weshalb der 25-Jährige nun an die belgischen Behörden appelierte und eine Anordnung erwirkte. Diese besagt, dass Lotus seine Autos und das Equipment nach dem Grand Prix am Sonntag nicht abtransportieren darf.

Lotus hält diese Verfügung für ungültig, da es eine Sache des Schiedsgerichts sei, nicht der belgischen Behörden, berichtet Autosport. "Wir wissen, dass es einen Unterschied zwischen der Anzahl von Tagen gibt (die Pic hätte fahren sollen), aber ich bin sicher, dass wir eine freundschaftliche Lösungen finden werden. Das wird auf adäquate Weise gelöst werden. Ich denke, dass unsere Autos wie geplant gehen", sagt Teambesitzer Gerard Lopez.

Sperrstunden-Verstoß legt Thema offen

Dennoch hatte sich das Team bereits am Donnerstag derart bedroht gefühlt, ein Gerichtsvollzieher könne die Autos beschlagnahmen, dass es drei hochrangige Teammitglieder zum Schutz der Autos in der Box abstellte - auch nach der offiziellen Sperrstunde in der Formel 1 um 23 Uhr. Das fiel wiederum der Rennleitung auf - immerhin dürfen die Teams nur zweimal pro Jahr nach dieser Deadline an den Boliden arbeiten. Nachdem Lotus die Lage geschildert hatte, entschieden die Stewards in diesem Fall zwar auf eine Ausnahme, in den offiziellen Mitteilungen der FIA tauchte allerdings genau dies auf, sodass das Thema publik wurde.

Schließlich äußerte sich auch Teamchef Federico Gastaldi: "Es hängt mit einem früheren dritten Fahrer zusammen, der eine juristische Auseinandersetzung führt. Er ist vor Gericht gezogen. Das läuft schon länger. Die Anwälte klären das. Unser Teilhaber und unsere Anwälte versuchen eine schnelle Lösung zu finden. Sie sprechen mit Charles Pic. Wir wollen es an diesem Wochenende aus der Welt räumen." Das Thema sei unter Kontrolle.