Vor einem Jahr herrschte bei BMW-Williams in München und Grove große Ernüchterung: Der neue FW26 mit der revolutionären Frontpartie war nicht konkurrenzfähig genug und die hinausposaunten Ziele endlich den WM-Titel zurück auf die Insel zu holen konnten noch nicht einmal ansatzweise erfüllt werden.

Ein Jahr danach sieht es nur wenig besser aus. Denn Frank Williams gesteht bei der Frage nach dem derzeitigen Kräfteverhältnis der Formel 1 offen ein: "Renault liegt klar vor Ferrari und McLaren." Und wo steht Williams? "Sieht so aus, dass wir trotz des guten Ergebnisses von Malaysia hinter diesen drei Teams rangieren."

Diese Position erachtet der Sir allerdings als "gar nicht so schlecht" wie es vielleicht den Anschein haben mag. "Technisch lagen wir mit dem neuen Auto 2004 von Anfang an weit zurück. Dadurch waren wir gezwungen, eine Aufholjagd zu starten, die sich mit einem Sieg im letzten Rennen auszahlte", erinnert er sich an das Vorjahr zurück. "Auf dieser Basis haben wir dann mit der Entwicklung des neuen Autos begonnen. Das hat uns zwar einen besseren Start gebracht. Trotzdem haben wir technisch gegenüber der Hauptkonkurrenz noch nicht aufgeholt. Aber wir haben ein wirklich starkes Paket. Ich hoffe, dass wir den Abstand schnellstmöglich schließen. Wir haben dafür einen über das ganze Jahr laufenden Entwicklungsplan und eine verstärkte Entwicklungsabteilung, von der wir sehr viel erwarten."

Ähnlich viel erwartet sich Frank Williams auch von seiner Fahrerpaarung, wobei er auch weiterhin den Australier Mark Webber etwa höher einschätzt. "Ob ein Fahrer siegt oder nicht, hängt immer auch von dem Auto ab. Sehen Sie sich die Karriere von Coulthard oder Button an", nimmt er seine noch sieglosen Fahrer in Schutz. "Oder seit neuestem sogar von Michael Schumacher. Ich bin ganz sicher, dass vor allem Webber Rennen gewinnen wird - wenn er von uns ein Siegerauto bekommt."

Heidfeld wird hingegen "mehr als positiv überraschen". Allerdings ginge dies laut Williams "nicht über Nacht", wobei es Quick Nick war, der in Malaysia den ersten Podestplatz des Jahres einfuhr und auch ohne Webbers Unfall schneller gewesen wäre.

Dennoch muss sich das Team auch weiterhin steigern, da Williams mittlerweile einsieht, dass sein Rennstall und nicht Motorenpartner BMW der bremsende Klotz ist. "Ich gebe zu, das größte Problem in dieser Partnerschaft ist unsere Leistung", gesteht der Sir in der Welt am Sonntag ein. "Ich weiß, dass Williams da zulegen muss und wird."

Als Beispiel könnte Renault dienen, deren plötzlichen Erfolg der Racer "kommen sah": "Als ich gehört habe, dass sie schon im Juli 2004 mit der Entwicklung ihres alten Autos aufgehört und sich völlig auf die Entwicklung des neuen konzentriert hatten. Ich wusste, da kommt was auf uns zu, denn der Renault war ja im ersten Halbjahr 2004 supergut. Wenn man so eine Entwicklung praktisch in der Mitte der Saison stoppt, muss man ein As im Ärmel haben. Ich bewundere, dass Renault so früh mit einem neuen Auto begann, ohne die Details der endgültigen Regeländerung zu kennen. Das war verdammt mutig und wird jetzt belohnt."