"Dieser Sieg schmeckt sehr süß", jubelt Sebastian Vettel am Sonntag über seinen Erfolg beim Großen Preis von Ungarn. Es ist sein erster Sieg am Hungaroring, der zweite in Rot und der 41. in seiner Karriere. Für den Deutschen "ein ganz ein besonderer Triumph".

Und ein unerwarteter noch dazu, war es doch eigentlich Lewis Hamilton, der den Hungaroring bis Samstagnachmittag uneingeschränkt dominierte: Bestzeit in FP1, Bestzeit in FP2, Bestzeit in FP3, Bestzeit in Q1, Bestzeit in Q2 und Bestzeit in Q3. Selbst Vettel sagte am Samstag noch: "Ich denke, man muss realistisch bleiben und einsehen, dass es schwer sein wird Mercedes zu schlagen."

Doch das unmöglich geglaubte, wurde möglich. Vettel schlägt die Silberpfeile und rast in Ungarn auf das Siegerpodest. Doch nicht nur die Pace seines Ferraris war entscheidend, auch das nötige Glück hatte Vettel an seiner Seite, genauso wie ein sensationelles Team.

Vettel schnappt sich beide Silberpfeile am Start, Foto: Sutton
Vettel schnappt sich beide Silberpfeile am Start, Foto: Sutton

Der Start

Vettels Ausgansposition für Sonntag war gut: Der Ferrari-Pilot ergatterte beim Qualifying Platz drei, und somit die Position auf der linken, sauberen Seite - direkt hinter Pole-Setter Lewis Hamilton. "Wir wollten dieses Mal nicht groß experimentieren und nichts Magisches schaffen, sondern einfach einen guten Start haben", erzählt Vettel. Ein Vorhaben, welches gut funktionierte.

Vettel legte einen sensationellen Start hin und holte sich über links nicht nur Nico Rosberg, sondern auch gleich Hamilton. "Ich habe direkt gemerkt, dass ich gut weg kam", erinnert sich der Deutsche. "Es war dann eng zur ersten Kurve, Lewis hat mir nicht viel Platz gelassen, aber ich wusste, dass es möglich ist. Also hab ich mir gedacht, ich kann heute auch ein bisschen später auf die Bremse treten." Die Position an Front war erstmal gesichert.

Vettel hatte zur Hälfte der Distanz 22 Sekunden Vorsprung auf Nico Rosberg, Foto: Sutton
Vettel hatte zur Hälfte der Distanz 22 Sekunden Vorsprung auf Nico Rosberg, Foto: Sutton

Die Pace

"Es war fantastisch am Start die zwei Silbernen stehen zu lassen, und das Rennen in die Hand zu nehmen", freute sich Vettel, wusste aber auch, dass das noch lange keine Garantie auf den Sieg war. Nun kam die Pace seines Boliden ins Spiel.

Auf den Soft-Reifen gestartet, fuhr Vettel eine schnellste Runde nach der Nächsten. Auch sein erster Stopp in Runde 22 änderte nichts an seiner Position an der Spitze. Der Ferrari-Pilot holte sich einen zweiten Satz weiche Pneus und baute damit seinen Vorsprung noch weiter aus. Zur Hälfte der Distanz lag Vettel bereits acht Sekunden vor Kollege Räikkönen und sensationelle 22 Sekunden vor dem drittplatzierten Rosberg.

"Wir haben es dieses Jahr schon öfters andersrum gesehen", so Vettel. "Man tut sich einfach schwer, wirklich nah ran zu fahren, wenn man dahinter ist", weiß der Ferrari-Pilot aus eigener Erfahrung. "Aber wenn man vorne ist, kann man das Rennen auch ein bisschen in die Hand nehmen und kontrollieren. Das hat wirklich hervorragend geklappt", freut sich der 28-Jährige.

Doch es blieb bei keiner Einzelfahrt an der Spitze. In Runde 43 wurde es brenzlig.

Als das Safety Car ausrückte, war Vettels Vorsprung dahin, Foto: Sutton
Als das Safety Car ausrückte, war Vettels Vorsprung dahin, Foto: Sutton

Das Glück

Runde 43: Als Vettel seinen Vorsprung bereits auf mehr als 22 Sekunden auf Mercedes ausgebaut hatte, verlor Nico Hülkenberg mitten auf der Start- und Zielgeraden seinen Frontflügel und krachte daraufhin in den Reifenstapel. Zunächst sollte ein virtuelles Safety Car ausreichen, um die Strecke von den Trümmern zu befreien. "Ich dachte zuerst, alles klar, das Rennen wird eingefroren. Das passt, die Abstände bleiben gleich", erinnert sich Vettel.

Allerdings lagen zu viele Teile des Boliden über die Strecke hinweg verteilt, so dass am Ende doch Bernd Mayländer ausrücken musste. "Als dann das Safety Car kam, war mir klar, dass es nochmal engen werden würde", so der Deutsche.

Der entscheidende Faktor: Die Reifenwahl. Vettel und Räikkönen mussten nun auf die harten wechseln, da sie keinen Satz Softs mehr zu Verfügung hatten, doch Rosberg, auf den harten unterwegs, hätte auf die weiche Mischung wechseln können. "Ich wusste, wenn jemand hinter mir auf den Optionsreifen unterwegs ist, dann würde es wohl schwer werden meine Position zu halten", so Vettel.

Sein Glück: Rosberg entscheidet sich falsch, wählt die Mediums. Nur Daniel Ricciardo ist auch auf Softs unterwegs, allerdings mit Position vier, zu weit weg. "Ich wusste, wenn er durchschlüpft, dann wird er auch zu uns aufschließen können", so Vettel. Stattdessen liefern sich der Australier und Rosberg einen erbitterten Kampf. Vettel hingegen bekommt davon nichts mit, und schafft es seine Position ohne Probleme ins Ziel zu fahren. "So ist es manchmal, aber ich muss sagen, die Pace war auch auf den härteren Reifen sehr gut", zieht Vettel Resümee.

Der Jubel im gesamten Team war groß, Foto: Sutton
Der Jubel im gesamten Team war groß, Foto: Sutton

Das Teamwork

Zu guter Letzt: Der Zusammenhalt im Team, auch der hat zu Vettels Erfolg am Hungaroring beigetragen. Denn begonnen hatte das Wochenende in Ungarn für die Roten alles andere als erfolgreich. Vettel hatte am Freitag mit einem Kurzschluss am SF15-T zu kämpfen. Auch seine Pace im Freien Training ließ zu wünschen übrig.

Doch aufgeben, das gibt es bei Ferrari nicht, wie auch Teamchef Maurizio Arrivabene einen Einblick in die Arbeit der Scuderia gewährt. "Ich habe den Jungs gesagt 'Beruhigt euch.' Wir haben nur mehr das dritte Freie Training um das Auto zu verbessern."

Gesagt, getan. Von Freitag auf Samstag machte Vettels Bolide einen riesen Fortschritt. Platz drei im Qualifying machte den Start am Sonntag überhaupt erst möglich. Und somit letztendlich auch den Sieg des Deutschen. "Das ist eben Ferrari, deshalb werden wir immer besser", erklärt Arrivabene den Geist der Scuderia.

Auch Vettel erklärte am Sonntag den Wert seines Sieges folgendermaßen: "Statistisch gesehen sind es 25 Punkte. Aber die Jungs da unten strahlen zu sehen, das ist unbezahlbar", jubelt er.