Während sich die Zuschauer am Hungaroring im ersten Freien Training zum Ungarn GP über eine spektakuläre Einlage von Sergio Perez freuen durften, war Force India verständlicherweise deutlich weniger Erfreut über den Unfall. Perez war nach seinem Überschlag wohlauf, doch sein Bolide nicht.

Abgesehen vom Chassis blieb am VJM08 des Mexikaners nicht viel heil. Fast noch schlimmer: Weil der Unfall offenbar durch einen technischen Defekt verursacht wurde, durfte auch Nico Hülkenberg aus Sicherheitsgründen nicht am zweiten Freien Training teilnehmen.

Der Force India ist schnell und gebrechlich, Foto: Sutton
Der Force India ist schnell und gebrechlich, Foto: Sutton

In der Zeitlupe war zu erkennen, dass Perez' rechtes Hinterrad bei der Fahrt über die Kerbs einknickte. Perez fuhr hart über die Kerbs, eine solche Belastung muss die Aufhängung allerdings aushalten. Nach eingehender Analyse erkannten die Ingenieure, dass der untere Querlenker gebrochen war.

"Es sieht so aus, als wäre eine Kerbe im unteren Querlenker gewesen", sagte Geschäftsführer Otmar Szafnauer dem Blog von Adam Cooper. "Wenn das der Fall ist", so der Rumäne weiter, "dann müssen wir ihn versteifen. Wir umhüllen ihn mit Karbon, um ihn steifer zu machen."

Wo genau der Querlenker verstärkt wird, ist unklar. Gut möglich auch, dass von außen gar keine Änderungen wahrgenommen werden können. Force India versteckt an der Hinterachse Spurstange, Antriebswelle und Querlenker unter einer Abdeckung. Entweder die Verstärkung wird darunter angebracht, oder um die komplette Verkleidung herum.

Änderungen an der Strecke, Tests in der Fabrik

Die Änderungen können von der Mannschaft an der Strecke vorgenommen werden. Gleichzeitig wird ein verstärkter Querlenker in der Fabrik in Silverstone getestet. "Wir sollten für morgen okay sein", meint Szafnauer. Bedenken bleiben aber: "Wir sind uns nicht zu 100 Prozent sicher, aber wir denken, dass durch das Überfahren der Kerbs eine Frequenz entstanden ist. Wir sollten über die Kerbs fahren können, aber wir sollten etwas vorsichtiger dabei sein, wie lange wir auf ihnen bleiben können."

Die Kerbs sind kritisch, Foto: Sutton
Die Kerbs sind kritisch, Foto: Sutton

Nicht die Belastung an sich hat den Querlenker zerstört, sondern die Schwingungen. Jedes Bauteil hat eine bestimmte Eigenfrequenz. Wird es mit dieser Frequenz zum Schwingen angeregt, schaukeln sich die Schwingungen hoch, bis das Bauteil zerstört ist.

Der eingesetzte Querlenker hatte übrigens schon einige Kilometer auf dem Buckel und war nicht mehr für einen Renneinsatz vorgesehen. Allerdings war seine Laufleistung noch im Sicherheitsfenster.

Die Aufhängung sei aber keine Neukonstruktion, betont Force India. Im Wesentlichen wurde sie schon im vergangenen Jahr so eingesetzt. Da Force India das Getriebe von Mercedes bezieht, sind die Ingenieure bei der Wahl der Anlenkpunkte eingeschränkt.