Ein Geheimnis ist es längst nicht mehr, doch hat Luca di Montezemolo, bis 2014 Präsident der Scuderia Ferrari, anlässlich des Todes von Jules Bianchi erneut von den einst großen Plänen des italienischen Traditionsrennstalls mit dem Franzosen berichtet. "Jules Bianchi war einer von uns, er war ein Mitglied der Ferrari-Familie und er wir hatten ihn als jenen Piloten erwählt, der in Zukunft zum Zuge gekommen wäre, wenn die Zusammenarbeit mit Kimi Räikkönen einmal endet", sagt Montezemolo bei Sky Italia.

Bianchi kannte "Il Presidente" gut. Als Nachwuchspilot gehörte er seit 2009 der Ferrari Driver Acedemy, der hauseigenen Talentschmiede Maranellos, an. "Er war erste Klasse, bescheiden, schnell, höflich, Ferrari absolut verschrieben und vielversprechend", sagt der 67-Jährige über Bianchi, wie er ihn kennenlernte.

Jules Bianchi bei Ferrari-Testfahrten im französischen Magny-Cours 2012, Foto: Sutton
Jules Bianchi bei Ferrari-Testfahrten im französischen Magny-Cours 2012, Foto: Sutton

"Jetzt hat ihn ein bitterer Zug des Schicksal uns genommen und eine große Leere hinterlassen. Ich denke ganz fest an seine Familie, die in den vergangenen, schwierigen Monaten so viel Mut bewiesen hat und an all seine vielen Freunde bei Ferrari- Wir haben einen ganz besonderen Freund verloren, wir alle werden ihm mit großer Liebe gedenken", sagt Montezemolo.

Ein anderes Schicksal verdient

Ex-Teamchef Stefano Domenicali stimmte in Montezemolos wehmütigen Rückblick ein und sprach von sehr traurigen Monaten. "Jules war der erste Fahrer der Ferrari-Akademie und über die Jahre hinweg traf ich immer einen lachenden, stets positiven Jules", erinnerte er sich. "Wir waren davon überzeugt, dass eine großartige Zukunft auf ihn wartet. Er hatte ein anderes Schicksal verdient."

Bianchi sei in Maranello gewesen, um seinen Traum, für Ferrari zu fahren, wachsen und gedeihen zu lassen. "Unser Plan war, dass er nach Marussia zu einem anderen Team gehen würde, um zu wachsen und bereit zu sein für den großen Sprung [zu Ferrari]. Das war es, was wir vor ein paar Jahren geplant haben, aber leider hat das Schicksal es weggenommen", sagte er gegenüber Sky Italia.

"Er wäre ein künftiger Weltmeister gewesen. Das konnte man von dem Moment an sagen, als er in unsere Garage marschiert ist", bestätigt Graeme Lowdon, Sportdirektor bei Manor Marussia, dem Nachfolge-Team von Bianchis letztem Rennstall gegenüber F1i.