Alan McNish, Ex-Formel-1- und McLaren-Honda-Testpilot Anfang der 90er Jahre, sieht den Großteil der Krise bei McLaren darin begründet, dass Honda sich seit der letzten Kooperation verändert hat - und das nicht gerade zum Besseren. "Wenn man querbeet im Motorsport schaut, dann hat Honda überall bis auf die britische Tourenwagenmeisterschaft zu kämpfen", analysierte er in seiner Kolumne für die BBC.

"Honda scheint nicht das gleiche Unternehmen mit dem gleichen Motorsportgeist wie in der Vergangenheit zu sein", lautete seine These. Honda sei früher eine von Ingenieuren geführte Firma gewesen, die den Nachwuchs ins Rennsportprogramm schickte, damit er Erfahrung sammelt. "Nun scheint sich der Ethos verändert zu haben."

McNish hält es für unwahrscheinlich, dass McLaren an die Dominanz der späten 80er und frühen 90er Jahre anknüpfen kann, da diese aus bestimmten äußeren Bedingungen zustande kam, die nun nicht mehr gegeben sind. "1988, als McLaren-Honda 15 von 16 Rennen gewann, hatte nur Ferrari einen Turbomotor, aber der war nicht so gut wie der von Honda und außerdem waren die Ferrari-Piloten nicht so gut wie Ayrton Senna und Alain Prost", argumentierte er.

Verstehen ist nicht gleich Verstehen

Er habe während seiner Zeit als Testpilot festgestellt, dass es Verständigungsschwierigkeiten zwischen Europäern und Japanern gibt. "Wenn die Japaner sagen: 'Ja, ich verstehe', dann bedeutet das nicht unbedingt das, was wir annehmen würden. Es bedeutet, dass sie die Wörter, die aus deinem Mund kommen, verstehen. Aber es bedeutet nicht unbedingt, dass sie zustimmen oder wissen, was sie diesbezüglich unternehmen müssen", erläuterte er.

Auch bei der aktuellen Krise habe sich bislang nicht gezeigt, dass Honda weiß, wie die Probleme zu lösen sind. Hoffnung macht ihm die Rückkehr des ehemaligen Test-Teammanagers Indy Lall, der seine Erfahrung einbringen soll. Vor McLaren liege aber ein langer, harter Weg. "Honda muss nicht nur einen riesigen Schritt nach vorne machen - vielleicht einen vollkommen neuen Motor, wenn man sich ansieht, wo der aktuelle steht - sondern zugleich schreitet auch die Konkurrenz voran. Und es ist schwer auszumachen, wie sie jemals aufschließen sollen", lautete seine düstere Prognose.