Schritt für Schritt soll die Formel 1 wieder spektakulärer werden, um jene Zuschauer zurückzugewinnen, die sich zuletzt von der Königsklasse abgewendet haben. Der große Umbruch ist dabei für die Saison 2017 geplant, wenn sich die Autos in einem deutlichen aggressiveren Erscheinungsbild als momentan präsentieren sollen.

"Wir haben in der Strategiegruppe beschlossen, dass von 2017 an die Autos pro Runde sechs Sekunden schneller fahren sollen. Dazu ein Reglement, wie die neuen Autos dann auszuschauen haben: aggressiv, breite Reifen und mit verbesserter Aerodynamik, die das Überholen erleichtert. All das wird gerade ausgearbeitet", umreißt Niki Lauda im Interview mit der Welt am Sonntag die geplanten Änderungen.

Das Ziel des überarbeiteten Regelwerks ist klar: "Deutlich schwieriger zu fahrende Autos, damit gibt es eine wesentlich höhere Belastung und Herausforderung für die Fahrer", so Lauda. Erste Änderungen wird es aber schon in dieser Saison geben, denn ab dem ersten Rennen nach der Sommerpause, dem Großen Preis von Belgien, werden die Fahrhilfen für die Piloten am Start massiv eingeschränkt.

Eigenverantwortung der Piloten

"In der Einführungsrunde vor dem Rennen wird die Kommunikation von der Box zu den Fahrern auf ein Minimum reduziert. Das Ziel ist, dass der Fahrer wieder allein entscheiden muss, wie er sein Auto am besten ins Ziel bringt", erklärt Lauda, der hofft, dass die Einmischung von der Boxenmauer sukzessive abnimmt. "Das System sollte immer weiter entwickelt werden, sodass man wieder dahin kommt, wo man einmal war: Der Fahrer alleine ist zuständig für das Auto."

Damit die Formel 1 dauerhaft attraktiv bleibt, müsse laut Lauda die technische Maximalentwicklung auf den Sektoren Motor, Reifen und der Autos der Anspruch sein und bleiben. "Jede Art der Manipulation oder Begrenzung ist grundsätzlich falsch", so der Österreicher. "Wenn man manipuliert, nur um Spannung zu erzeugen, geht der Schuss nach hinten los."

Steigende TV-Quoten

Und dann gibt es da noch einen ganz besonderen Wunsch, den Lauda gerne umgesetzt sehen würde. "Man sollte mit Tempo 150 durch die Box fahren, weil die modernen Boxen, abgesehen von Monte Carlo oder Singapur, eh so breit wie Autobahnen sind", fordert der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende. Aktuell ist eine Höchstgeschwindigkeit von nur 80 km/h erlaubt. Laudas Credo: "Alles muss überdacht werden, um die Formel 1 attraktiver, schneller, einfacher zu machen."

Einen Etappensieg kann die Formel 1, laut Lauda jedoch schon jetzt feiern. "Zum ersten möchte ich feststellen, dass die TV-Einschaltquoten in diesem Jahr – und zwar seit Melbourne – im Vergleich zum vergangenen Jahr wieder gestiegen sind, dass es eine positive Trendwende gibt", so Lauda.