So steil die Formel-1-Karriere des Kevin Magnussen begann, so jäh endete sie auch wieder. Als der Däne beim Australien GP 2014, seinem allerersten Rennen in der Königsklasse, prompt auf das Podium fuhr, wurde ihm von allen Seiten eine goldene Zukunft vorhergesagt. Diese ist bislang allerdings nicht eingetreten - ganz im Gegenteil. Magnussen verlor sein Cockpit am Ende der Saison, weil McLaren Fernando Alonso verpflichtete und Jenson Button mit einem neuen Vertrag ausstattete, sodass ihm nur die Rolle des Reservefahrers blieb.

Zum Saisonauftakt 2015 durfte der Däne wegen Alonsos Verletzung zwar noch einmal im Renncockpit Platz nehmen, was ihm aber gleichzeitig einen Wechsel in die IndyCar Series verbaute. Somit musste sich Magnussen damit abfinden, in diesem Jahr keine Rennen zu bestreiten, was ihm stark zusetzte. "Ich habe einfach alles gehasst", gab er gegenüber dem Motor Sport Magazine zu. "Ich habe nicht aufgegeben, aber ich war niedergeschlagen und habe mich nicht um das Racing gekümmert. Am Anfang habe ich mir einfach nur gedacht: 'Fuck it'."

Magnussen wurde aus seinem jahrelangen Rhythmus gerissen, Wochenende für Wochenende Rennen zu bestreiten. Momentan ist sein Arbeitsplatz der McLaren-Simulator in der Teambasis im britischen Woking, denn nicht einmal an Testfahrten, wie jüngst in Spielberg, darf er teilnehmen. Wie es mit ihm über 2015 hinaus weitergeht, weiß der Däne selbst noch nicht so genau. "Ich habe keinen Vertrag für nächstes Jahr, ich habe gar nichts", gab er zu.

Magnussen wurde bei seinem ersten F1-Rennen Zweiter, Foto: Sutton
Magnussen wurde bei seinem ersten F1-Rennen Zweiter, Foto: Sutton

Dennis baut auf Magnussen

Dennoch gibt es für Magnussen Hoffnung. Button steht zwar auch 2016 bei McLaren unter Vertrag, doch es mehren sich die Gerüchte, dass das Cockpit des britischen Routiniers nicht in Stein gemeißelt ist. Neben Magnussen spekuliert allerdings auch McLaren-Youngster Stoffel Vandoorne auf Buttons Platz. Der Belgier dominiert die GP2 nach Belieben und meinte jüngst: "Ich arbeite sehr hart dafür. Ich hoffe, nächstes dort [in der Formel 1] zu sein."

Wenngleich sich Magnussen derzeit nicht mit Erfolgen auf der Rennstrecke empfehlen kann, spricht für ihn, dass McLaren-Boss Ron Dennis offenbar große Stücke auf ihn hält. Der Brite stattete Kopenhagen im Frühling einen Besuch ab und forderte dänische Sponsoren dazu auf, Magnussens Karriere zu unterstützen. "Wir wissen noch nicht, ob es erfolgreich war, aber es war auf jeden Fall lohnenswert", meinte Magnussen hinsichtlich Dennis' Stippvisite, die ihm viel Mut macht.

Magnussen hofft auf Dennis' Unterstützung, Foto: Sutton
Magnussen hofft auf Dennis' Unterstützung, Foto: Sutton

"Dass sich Ron Zeit genommen hat, nach Dänemark zu reisen, hat mir gezeigt, dass er an mich glaubt", betonte der 22-Jährige. "McLaren hat das nicht nötig, sie kommen auch gut ohne mich zurecht, aber ich brauchte das, und Ron hat es nicht gemacht, weil er denkt, dass ich ein netter Kerl bin, sondern weil er denkt, dass ich ihm helfen kann", ist Magnussen überzeugt, der zuletzt immerhin für Filmaufnahmen im McLaren MP4-30 saß.

Der Alltag des Dänen heißt vorerst aber weiterhin Simulator. "Ich würde nicht sagen, dass es frustrierend ist, aber natürlich wünscht man sich, man würde ein echtes Auto fahren", gab er zu und verdeutlichte seine Sichtweise mit einem plakativen Vergleich: "Es ist ein bisschen wie Pornos schauen - keine echte Sache." Ob Magnussen künftig wieder in den Genuss eines echten Cockpits kommt, oder sich weiterhin mit einer Ersatzbefriedigung begnügen muss, wird sich wohl frühestens im Herbst entscheiden.