Weniger Zuschauer als im Vorjahr fanden am Renn-Sonntag ihren Weg an den Red Bull Ring. Herrschte 2014 nach Jahren ohne Königsklasse noch Euphorie, ebbte diese an der Strecke in diesem Jahr deutlich ab. "Es ist ein bisschen kalt, vielleicht deswegen", scherzte Jacques Villeneuve im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Doch die wahren Gründe für sinkendes Interesse in die Formel 1 gehen freilich viel tiefer. Das sieht auch Villeneuve so. "Das Problem ist: Die Autos sehen langsam aus. Und sie sehen nicht so aus, als wäre es sonderlich spannend, sie zu fahren", kritisierte der ehemalige Weltmeister. Auch die Fahrer bekamen ihr Fett weg: "Man kann sehen, dass die Fahrer nicht sehr begeistert wirken, diese Autos fahren zu dürfen. Als Fan fühlt man natürlich diese mangelnde Spannung."

Zu wenig Racing für so ein Layout

Doch die aktuelle Boliden-Generation ist für Villeneuve längst nicht der einzige Grund für die F1-Flaute. "Das Racing heute war nicht wirklich gut", stellte Villeneuve klar. "Auf so einer Strecke erwartet man mehr. Bei diesem Layout sollten sehr aufregende Rennen herauskommen. Aber das war nicht der Fall." Die Schuld dafür schob der Kanadier den Reifen zu.

"Pirelli hat die Wünsche von Fans und FIA erfüllt und Reifen gebaut, die sich selbst zerstören. Die Leute dachten: Dann gibt es mehr Boxenstopps und das ist eine super Sache. Aber diese Überlegung war zu kurzsichtig. Denn dadurch haben wir auch Reifen, mit denen kein Fahrer mehr attackieren kann", wetterte Villeneuve.

Zweimal Nachdenken vor neuen Änderungen

Das sei das Hauptproblem, dass man kaum noch Überholmanöver und schon gar keine waghalsigen Attacken mehr sehe. "DRS ist aber ein ähnlicher Fall. Das Überholen fand heute großteils in Turn 2 statt. Dort gibt es kein DRS. Heutzutage wird DRS kaum zum Überholen benutzt, sondern dazu, vorne zu bleiben", ärgerte sich Villeneuve. "Und dann geben sie auch noch die falschen Strafen. In Monaco wurden einige richtig schlechte Strafen wegen Überholens gegeben - etwa gegen Alonso."

Überlegungen wie fragilere Reifen oder DRS seien nicht grundlegend falsche Denkansätze gewesen, nur hätte niemand die vollen Konsequenzen bedacht. "Deshalb muss man für die Zukunft ganz genau überlegen, welche Anforderungen man stellt und man sollte zweimal nachdenken, bevor man wieder eine Forderung stellt." Diese Ratschlag schreibt Villeneuve damit in das Stammbuch der FIA-Regelhüter und der F1 Strategy Group, die für die nächsten Jahre erneute Änderungen angekündigt haben.