Die heutigen Formel-1-Fahrer haben es nicht leicht: Sie werden nicht mehr als Gladiatoren wahrgenommen, sondern als ferngesteuerte, sich ständig am Funk über alles Mögliche beschwerende Jammerlappen wahrgenommen, die in den sichersten und am einfachsten zu fahrenden Autos aller Zeiten auf Strecken mit Parkplatz-großen Auslaufzonen, auf denen sie ungestraft Fehler an Fehler reihen können, eine schlechte Spritspar-Show liefern. So zumindest könnte man es ausdrücken, wenn man die Kritik, der sich die Formel 1 auch von ihren wichtigsten Leuten in den vergangenen Jahren ausgesetzt sah, in einem Satz zusammenfasst.

Dass sich die Fahrer in dieser Rolle nicht wirklich wohlfühlen, mag einleuchten, doch erstmals richtig Luft machte sich jetzt Carlos Sainz Jr., der in Spielberg die Stimmung in der GPDA den Journalisten darlegte: "Wir sind sehr besorgt und uns gefällt nicht, was passiert. Uns passt es nicht, dass jede Woche irgendwer hervorgekrochen kommt und die Formel 1 kritisiert. Wir sind sehr aufgebracht darüber." Weder sei es leicht, ein F1-Auto am Limit zu bewegen, noch sei es einfach, ein 70-Runden-Rennen ohne Fehler abzuspulen, wie es immer wieder behauptet wird. "Klar haben wir die Nase voll davon", gab er zu verstehen.

Dabei ist auch der Spanier mit einigen Eckpunkten des derzeitigen Reglements nicht einverstanden, speziell dem Spritsparen: "Ich denke noch immer, das Spritsparen nicht der Weg ist, den die F1 einschlagen sollte. Es ist okay, wenn man etwas spart, aber ein 150-Meter-lift-off, wie ich ihn in Kanada gemacht habe, ist zu viel für die Formel 1." In der GPDA sei das Thema aufgegriffen worden. In Silverstone und Budapest wird es Sitzungen der Fahrergewerkschaft geben, bei der auch die Fan-Umfrage ausgewertet werden wird.

Asphaltierte Auslaufzonen auf dem Prüfstand

Debattiert wird dabei auch ein Thema, das in Österreich stark frequentiert ist: Ob die Kiesbetten zurückkehren sollen, da asphaltierte Auslaufzonen Fehler zu wenig bestrafen. Sainz will sich hier nicht festlegen: "Bis vor ein paar Jahren hätte man nicht so hart gepusht, weil man im Kies gelandet wäre", gibt der 20-Jährige zu. "Damals ist man wahrscheinlich ein paar Zehntel auf die Runde langsamer gewesen, weil man ein Sicherheitspolster behielt." Das Abschätzen der eigenen Fähigkeiten ist seit der Einführung asphaltierter Auslaufzonen nicht mehr gefragt. "Heute gibt man Vollgas und wenn man rausrutscht verliert man halt ein bisschen. Es stimmt also schon irgendwie. Allerdings hätten wir wohl mehr rote Flaggen im Training."

Die asphaltierten Auslaufzonen stehen in Kritik, Foto: Sutton
Die asphaltierten Auslaufzonen stehen in Kritik, Foto: Sutton

Sainz hält die Diskussion über die enormen Auslaufzonen, dank denen man ungestraft Fehler machen kann, für eine "gute Debatte. Es gibt den Showaspekt und dann gibt es den Sicherheitsaspekt. Ich weiß jetzt nicht, wie weit die Sicherheit da reinspielt." Seit 1994 gilt in der Formel 1 das Mantra, dass die Sicherheit über allem steht. 20 Jahre später stellt die Fachwelt sich die Frage, ob man übers Ziel hinausgeschossen sei. Die GPDA werde sich bei ihren nächsten Meetings auch in dieser Hinsicht mit der Formel 1 beschäftigen, verspricht Sainz. "Wir werden dann auch unsere Erfahrungen einbringen und dann ein Papier verfassen, was die Fans und die Fahrer wollen. Ich denke, das wird sehr positiv für den Sport sein."