Kaum ein anderer Kurs wirkt aus der Vogelperspektive so symmetrisch - doch kaum einer bietet auch eine solche Vielzahl verschiedenartiger Kurven. Der Sepang International Circuit hält praktisch an jeder Kehre eine neue Herausforderung bereit.

Trotz der zwei langen Geraden setzen die Teams auf eine Abstimmung mit viel Abtrieb - was unter dem Gesichtspunkt der jederzeit möglichen Regenfälle noch sinnvoller erscheint. Das tropische Malaysia stellt mit seiner feuchtheißen Luft die denkbar ungünstigste Umgebung für Leistungssport dar. Im Rennen verlieren die Grand Prix-Stars rund 1,5 Liter Flüssigkeit - mehr, als sie während des Grand Prix trinken können.

Hitzeschlacht in Sepang

Entsprechend gilt der Grand Prix als ein echter Härtetest für Mensch und Maschine: Das Rennen ist berüchtigt für die üblicherweise herrschende feuchtheiße Witterung. Der Grand Prix stellt die Piloten und ihr Material somit vor eine der härtesten Aufgaben des Jahres. Viele Fahrer bereiten sich mit speziellen Fitness-Programmen in tropischen Gefilden vor. Reichlich Flüssigkeitszufuhr gilt während des gesamten Wochenendes als oberste Pflicht.

Ins Schwitzen kommen auch die V10-Triebwerke: Um ihnen etwas mehr Kühlung zu verschaffen, erhöhen die Teams den Luftdurchfluss durch die Seitenkästen, in denen die Kühler untergebracht sind. Besondere Spannung bezieht die Arbeit mit den Motoren aus der Tatsache, dass viele Triebwerke bereits die Qualifying- und Renndistanz in Australien hinter sich haben. Kein Team konnte bisher praktische Erfahrung sammeln, wie sich die Motoren in der zweiten Hälfte ihres Lebenszyklus' unter solch extremen Bedingungen verhalten.

Das erste Meisterwerk aus Aachen

Die Formel 1 betrat erstmals im Jahre 1999 die asiatische Bühne des Sepang International Circuits. Dort hatte zuvor der Aachener Architekt Hermann Tilke für damals umgerechnet 130 Millionen Mark in der Nähe der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur inmitten einer sumpfigen Landschaft eine hochmoderne Grand Prix-Strecke realisiert, die in Sachen Streckendesign und Streckenperipherie von den Boxen, dem Fahrerlager und dem Pressezentrum bis hin zu den Zuschauertribünen neue Maßstäbe setzen sollte.

So unterstellten viele Experten dem Kurs nach seinem Debüt im Jahre 1999, dass nur noch die Strecken in Spa-Francorchamps, Suzuka und natürlich Monaco höher einzustufen seien als der Sepang International Circuit. Wenn überhaupt, erntete der mittlerweile mit fast allen Streckenbau- oder Streckenumbauprojekten beauftragte deutsche Architekt nur Kritik dafür, dass es dem Kurs an einer wirklich schnellen Weltklasse-Kurve - wie etwa der Eau Rouge oder der Blanchimont in Spa-Francorchamps - fehle. Ein solches Bauvorhaben scheiterte aber schon allein an den Platzverhältnissen, da eine so genannte 'Mutkurve' entsprechend große Auslaufzonen benötigt, welche dem "mittendrin-statt-nur-dabei"-Konzept für die zahlenden Besucher des malaysischen Kurses entgegen wirken würden...

Die Strecke selbst ist mittelschnell und flüssig konzipiert. Die beiden langen Geraden vor und hinter der Haupttribüne verlangen nach guter Motorleistung. Daneben weist der Kurs in der Nachbarschaft des Flughafens von Kuala Lumpur einen Mix aus engen Kurvenkombinationen zu Beginn der Runde und schnellen Richtungswechseln gegen Ende eines Umlaufs auf.

Die Streckengeschichte

Der hochmoderne International Circuit in Sepang liegt nur eine halbe Fahrstunde südlich von der Metropole Kula Lumpur und feierte im Jahre 1999 sein Formel 1-Debüt. Ultramodern und spektakulär sind hierbei die beiden Attribute, die dem ersten Rennkurs auf malaysischem Boden am besten gerecht werden. Auf dem 15 Kurven und acht Geraden umfassenden Kurs werden Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 320 Stundenkilometern erreicht. Gleichzeitig ist die vom Aachener Streckenarchitekten Hermann Hilke entworfene Strecke mit bis zu 22 Metern einer der breitesten Formel 1-Kurse.

Kuala Lumpur selbst ist das Zentrum des modernen Malaysia und liegt in der Mitte der Westküste der Halbinsel des Landes, etwa 35 Kilometer vom Meer entfernt, an den Flüssen Klang und Gombek. Die Hauptstadt, deren Name wörtlich übersetzt "schmutzige Flussmündung" bedeutet, bietet dabei lebendige asiatische Kultur Seite an Seite mit britischen Kolonialbauten als Zeugen der Vergangenheit und Hightech-Bauwerken wie den 443 Meter hohen Petronas-Towers. Die von den Einwohnern gerne "KL" genannte Stadt ist eindeutig die größte Stadt des Landes, in der rund 1,5 Millionen Menschen verschiedener Volksgruppen leben.

Das sagen die Experten über Sepang

Der Fahrer - Ralf Schumacher: "Sepang ist eine hochmoderne Rennstrecke, und ich mag das Land sehr. Mir machen auch die oft extremen Witterungsbedingungen mit extremer Hitze und Platzregen nichts aus. Jedenfalls fahre ich gern nach und in Malaysia."

Der Techniker - Sam Michael: "Sepang ist ein anspruchsvoller Kurs, der viel Abtrieb verlangt. Er hat eine Kombination aus schnellen, mittelschnellen und langsamen Kurven sowie vier Geraden, die Motorleistung fordern und gute Überholmöglichkeiten bieten. Lokale Unwetter können für Probleme sorgen."

Der Motorenmann - Mario Theissen: "Um den hohen Temperaturen in Malaysia entgegenzuwirken, werden wir voraussichtlich bei allen Teams wieder zusätzliche bzw. größere Kühllufteinlässe an den Seitenkästen vorn sowie Austrittsöffnungen in Form von Löchern, Schlitzen, Kaminen oder Auspuffverkleidungen sehen."