Mit zwölf Fahrerweltmeistertiteln und acht Triumphen in der Konstrukteurs-Wertung ist McLaren eines der erfolgreichsten Teams der Formel-1-Geschichte. Momentan befindet sich der britische Traditionsrennstall jedoch in seiner vielleicht schwersten Krise. Seit 2012 gelang es keinem McLaren-Piloten mehr, ein Rennen zu gewinnen, und in dieser Saison, die den Anfang einer neuen Honda-Ära darstellen soll, läuft bislang sowieso fast alles schief. Gerade einmal vier Punkte, die Jenson Button mit einem achten Platz in Monaco herausfuhr, stehen bisher zu Buche.

Angesichts dieser mageren Bilanz blickt Motorsport-Magazin.com in die Geschichtsbücher der Formel 1, präsentiert McLarens schwächste Saisons und zeigt auf, dass es für das erfolgsverwöhnte Team nicht immer so gut lief, wie es die zahlreichen Triumphe vielleicht vermuten lassen.

1966 und 1967: Ein harter Beginn

McLaren startet seit 1966 in der Formel 1, Foto: Sutton
McLaren startet seit 1966 in der Formel 1, Foto: Sutton

Aller Anfang ist schwer, das musste auch Teamgründer Bruce McLaren erkennen, der in den ersten Jahren selbst hinter dem Steuer Platz nahm. In der Debütsaison 1966 erreichte McLaren nur drei Punkte, die durch einen fünften Platz beim US GP in Watkins Glen sowie Rang sechs beim Heimrennen des Teams in Silverstone zustande kamen. Weitere Zielankünfte glückten McLaren, das auf Motoren von Ford respektive der Scuderia Serenissima setzte, nicht.

1967 trat Bruce McLaren erneut als alleiniger Pilot an. Diesmal hatte der Brite einen BRM-Motor im Heck - zunächst mit acht Ventilen, dann mit 12 - und erneut standen schlussendlich lediglich drei Punkte zu Buche. Diese erreichte McLaren als Vierter beim Großen Preis von Monaco, dem bis dahin erfolgreichsten Rennen des Teams. Zu den anderen Rennen trat man entweder gar nicht erst an oder schied bis auf eine Ausnahme (Platz sieben in Kanada) aus.

1971: Rückschlag nach ersten Erfolgen

McLaren blieb 1971 ohne Podiumsplatzierung, Foto: Sutton
McLaren blieb 1971 ohne Podiumsplatzierung, Foto: Sutton

Nach dem Tod von Bruce McLaren im Jahr 1970 übernahm Teddy Mayer die Leitung des Teams. Hatte sich McLaren zwischen 1968 und 1970 im erweiterten Spitzenfeld der Formel 1 etabliert und insgesamt vier Siege gefeiert, kam es 1971 mit dem nur bedingt konkurrenzfähigen M19A zu einem deutlichen Rückschlag. Denny Hulme, Peter Gethin und Jackie Oliver fuhren keine einzige Podiumsplatzierung ein, zwei vierte Plätze waren das Höchste der Gefühle.

1977 - 1980: Der Niedergang

Alain Prost absolvierte 1980 seine erste Formel-1-Saison, Foto: Sutton
Alain Prost absolvierte 1980 seine erste Formel-1-Saison, Foto: Sutton

In der Mitte der 70er-Jahre erlebte McLaren die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichste Phase der Teamgeschichte. McLaren stellte mit Emerson Fittipaldi und James Hunt zwei Mal den Champion, zudem gewann man 1974 zum ersten Mal die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Danach setzte jedoch ein schleichender Abstieg ein, da man es nicht verstand, technisch mit der Konkurrenz von Lotus, Ferrari und Co. mitzuhalten.

Die negative Entwicklung gipfelte 1980, als weder der in seiner ersten Formel-1-Saison befindliche Alain Prost noch Routinier John Watson den Sprung auf das Podium schaffte, und insgesamt nur elf Punkte eingefahren wurden. Unter dem strich stand damit der bittere neunte Rang bei den Konstrukteuren.

Nach dieser Talsohle ging es allerdings wieder aufwärts: Es folgte die Fusion mit Ron Dennis' Team Project Four, was zur erfolgreichsten McLaren-Ära überhaupt führte. Zwischen 1984 und 1991 stellte das Team in Person von Niki Lauda, Ayrton Senna und Alain Prost gleich sieben Mal den Weltmeister und setzte im Verbund mit Motorenpartner Honda neue Dominanzmaßstäbe.

1994 - 1996: Sieglose Durstrecke

Der letzte rot-weiße McLaren war wenig konkurrenzfähig, Foto: Sutton
Der letzte rot-weiße McLaren war wenig konkurrenzfähig, Foto: Sutton

Nachdem sich Honda 1992 aus der Formel 1 zurückgezogen hatte, setzte McLaren 1993 auf Ford-Motoren, mit denen Ayrton Senna noch fünf Rennsiege einfuhr. 1994 wechselte der Brasilianer zu Williams und McLaren zu Peugeot-Triebwerken. Zwei zweite Plätze sowie sechs dritte Ränge waren das Höchste der Gefühle, ein Sieg glückte weder Mika Häkkinen noch Martin Brundle. 1995 entschied sich McLaren erneut für einen Wechsel des Motorenpartners und setzte fortan auf Aggregate aus dem Hause Mercedes. Siege blieben - zunächst noch mit rot-weißer Lackierung - aber weiter aus. Erst 1997 gelang David Coulthard der erste Triumph der neuen Silberpfeil-Ära, in den beiden Jahren darauf sicherte sich Häkkinen die WM-Krone.

2007: Die Spionage-Affäre

McLaren bekam Daten von Ferrari und wurde hart bestraft, Foto: Sutton
McLaren bekam Daten von Ferrari und wurde hart bestraft, Foto: Sutton

Sportlich lief die Saison 2007 für McLaren trotz Lewis Hamiltons knapp verpasstem Weltmeistertitel, den er ein Jahr später nachholen sollte, nicht schlecht - der Brite und sein Stallgefährte Fernando Alonso fuhren acht Siege heraus. Dunkle Wolken zogen jedoch an einer anderen Front auf. McLaren hatte von Ferraris ehemaligem Chefingenieur Nigel Stepney interne technische Informationen und vertrauliche Dokumente über den Wagen der Scuderia erhalten, woraufhin die FIA das Team zu einer drakonischen Geldstrafe in Höhe von 100 Millionen Dollar verurteilte und aus der Weltmeisterschaft ausschloss. Die schwärzeste Stunde der McLaren-Geschichte und des stolzen Ron Dennis.

2013: Rückfall in die podiumslose Zeit

2013 war für McLaren ein Jahr zum Vergessen, Foto: Sutton
2013 war für McLaren ein Jahr zum Vergessen, Foto: Sutton

Nach mehr als 30 Jahren musste McLaren 2013 wieder eine Saison ohne einzige Podiumsplatzierung hinnehmen. Der MP4-28 erwies sich als Reinfall, weshalb bereits im Sommer die Entwicklung eingestellt und die Konzentration auf das nächste Jahr gerichtet wurde. Immerhin war der Wagen ausgesprochen zuverlässig, sodass Jenson Button und Sergio Perez so gut wie nie ausfielen, doch erst beim letzten Saisonrennen in Brasilien gelang es dem Briten mit Platz vier, zumindest in die Nähe des Treppchens zu kommen.

2014 glückte gleich beim Saisonauftakt in Australien das Comeback auf dem Podium, sowohl Rookie Kevin Magnussen als auch Button durften als Zweiter beziehungweise Dritter einen Pokal entgegennehmen. Weitere Erfolgserlebnisse blieben danach aber aus, weshalb wie im Vorjahr nicht mehr als der fünfte Platz bei den Konstrukteuren heraussprang.

McLaren - Zahlen und Fakten

  • Erster Grand Prix: Monaco 1966
  • Fahrer-WM-Titel: 12 (Emerson Fittipaldi 1974, James Hunt 1976, Niki Lauda 1984, Alain Prost 1985/1986/1989, Ayrton Senna 1988/1990/1991, Mika Häkkinen 1998/1999, Lewis Hamilton 2008)
  • Konstrukteurs-WM-Titel: 8 (1974, 1984, 1985, 1988, 1989, 1990, 1991, 1998)
  • Siege: 182 (letzter: Brasilien GP 2012, Jenson Button)
  • Pole Positions: 155 (letzte: Brasilien GP 2012, Lewis Hamilton)
  • Schnellste Runden: 152 (letzte: Malaysia GP 2013, Sergio Perez)
  • Punkte: 5.017,5