Jetzt - in einer Dekade, in der die kleinen privaten Formel 1-Rennställe wie Arrows, Prost oder Jordan gestorben oder aufgekauft worden sind und eigentlich nur noch Minardi übrig geblieben ist - entdecken die Selfmade-Millionäre die Königsklasse. Sie kaufen auf, was übrig geblieben ist. Dietrich Mateschitz hat sich Jaguar einverleibt - seine Karriere ist für viele die große Hoffnung, dass man es irgendwann doch noch schaffen kann, mit einer guten Idee, wie einem Energy Drink eben…

Alex Shnaider, der Chef jenes Midland-Stahlkonzerns, der Jordan übernahm, hat ebenfalls eine so genannte Bilderbuchkarriere hinter sich. Bei ihm war es der Stahl, der ihm das große Geld einbrachte. Schon als BWL-Student in Toronto hat Shnaider Business gemacht. Seine Eltern wanderten aus Russland aus, gingen nach Israel und dann nach Kanada. Shnaider wollte Möbel und Arbeitskleidung nach Russland importieren, an russische Stahlfirmen, die konnten kein Bargeld zahlen, sie bezahlten mit Stahl. Shnaider erkannte damals: "Der Inlandspreis für Stahl war niedrig. Der Exportpreis war jedoch hoch…" Als dann die große Privatisierungswelle in der Sowjetunion begann, war Shnaider bereits in der Lage, dort Stahlwerke, Eisenminen und eine Schiffsflotte zu kaufen…

Eine ähnliche Karriere machte Frank Stronach. Er heißt eigentlich Franz Strohsack, ist ein Steirer, der als Werkzeugmacher ebenfalls nach Kanada ausgewandert ist. Dort machte er Karriere, gründete den Magna-Konzern, der sich zunächst in der Autozulieferindustrie Nordamerikas etablierte. Ab 1986 gab es dann auch Magna Europa, mit Sitz in Niederösterreich. Magna ist ein Weltkonzern.

Stronach hat großen Einfluss auf alles mögliche. So wie das eben ist, wenn man viel Geld hat. In Österreich hat er vor sieben Jahren das Traditionsunternehmen Steyr-Daimler-Puch aufgekauft. Stronach ist Fußball-Fan - also kaufte er sich mehr oder weniger die Wiener Austria und wurde Präsident der österreichischen Bundesliga. Was Streitereien in punkto Unvereinbarkeit zur Folge hatte. Seit 2000 gibt es in Hollabrunn die Frank Stronach-Fußballakademie. Stronach ist auch Pferdefan - also baute er in Ebreichsdorf neben einem Vergnügungspark eine riesige Pferderennbahn, die Magna Racino. 1989 wollte Stronach dort einen viel monströseren Vergnügungspark hinstellen, mit einer Weltkugel, die so groß gewesen wäre, dass es Proteste von Anrainern gab, die für ihr Leben lang im Schatten dieses Monstererlebnisparkprojekts gestanden wären. Frank Stronach ist aber auch jener Mann, dem der österreichische Finanzminister so viel zu verdanken hat, weil er bei Magna so viel gelernt hat. Neben Karl Heinz Grasser sind auch einige andere Politiker der Alpenrepublik bei Stronach "in die Schule" gegangen.

Jetzt könnte Alex Shnaider seinen Millionärs-Kollegen Frank Stronach in die Formel 1 bringen. Gegenüber den Salzburger Nachrichten hat Shnaider das im Rahmen des Australien-GP bestätigt. Der Europa-Chef von Magna, Siegfried Wolf, war bei der Jordan-Midland-Präsentation in Moskau vor Ort. Der Midland-Marketingdirektor, der frühere Rallye-Champion Christian Geistdörfer, bestätigte: "Da bahnt sich sicher etwas an, das kann man schon zugeben…"

Mit dem 72jährigen Frank Stronach, der in dem Buch "Let's be Frank" als "heimlicher Kaiser Österreichs" bezeichnet wird, würde dann also der nächste österreichische Multi-Millionär in die Formel 1 einsteigen. Die Formel Austria. Fehlt nur noch Arnold Schwarzenegger - aber der will ja lieber Präsident von Amerika werden…