Das Fazit nach den ersten vier Saisonrennen: Ferrari hat den vergangenen Winter über Williams überholt und ist Mercedes dicht auf den Fersen. Nach der ersten längeren Pause im Rennkalender zieht die Formel 1 nach Spanien, um die Europasaison einzuläuten. Traditionsgemäß nutzen die Teams die freie Zeit, um die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Rennen in Upgrades umzusetzen. Wer am besten und effektivsten gearbeitet hat, wird der Spanien Grand Prix am kommenden Sonntag zeigen.

Der Circuit de Barcelona-Catalunya ist ein technisch sehr anspruchsvoller Kurs mit vielen schnellen Kurven. Dabei sind die PS der Power Units nicht so wichtig wie eine gute Abstimmung mit genügend Downforce. Obwohl die Teams während der Wintertestfahrten im Februar hilfreiche Daten sammeln und Abstimmungsarbeiten vornehmen konnten, ist die Situation im Mai eine völlig andere. Das liegt vor allem am großen Temperaturunterschied von mindestens zehn Grad Celsius Lufttemperatur.

Ferrari: konstant starke Longruns im Wintertest in Barcelona, Foto: Sutton
Ferrari: konstant starke Longruns im Wintertest in Barcelona, Foto: Sutton

Ferrari im Wintertest stark

Im Februar beeindruckte Ferrari erstmalig mit konstant schnellen Rundenzeiten im Renntrimm auf den harten Reifen. So konnte Kimi Räikkönen beim Abschlusstest bei einer Rennsimulation im letzten Stint satte 26 Runden fahren - seine Rundenzeiten waren dabei konstant schnell. Interessant auch der zweite Stint: der Finne war auf dem härteren Reifensatz schneller unterwegs als Vettel auf den weicheren Reifen. Ein Phänomen, das sich auch beim letzten Grand Prix in Bahrain wiederholte.

Ferrari-Technikchef James Allison brachte es damals auf den Punkt: "Ich bin zufrieden mit den Tests der vergangenen Tage, die klar gezeigt haben, dass sich das Auto so verhält, wie wir es erwartet haben". Die Tendenz hielt über die ersten vier Saisonrennen an. Hatte vor allem Kimi Räikkönen zu Beginn Probleme auf eine schnelle Runde, konnten er und Teamkollege Sebastian Vettel in den Rennen mit dem Speed der Silberpfeile mitgehen. Ähnliches kann man auch in Barcelona erwarten, wenn da nicht die Unbekannte Aero-Upgrades wäre, die das bislang eingependelte Kräfteverhältnis durcheinander bringen könnte.

Kann Rosberg in Spanien den Spieß umdrehen?, Foto: Sutton
Kann Rosberg in Spanien den Spieß umdrehen?, Foto: Sutton

Podium geht nur über Rot und Silber

Klar favorisiert sind auch diesmal wieder Mercedes und Ferrari. Das Podium geht nur über Rot und Silber. Lewis Hamilton hielt seinen Teamkollegen Nico Rosberg in den ersten vier Rennen in Schach. Dem Deutschen könnte die dreiwöchige Pause aber durchaus geholfen haben, wie Jackie Stewart vermutet: "Die Pause könnte bei Rosberg neue Kräfte freisetzen. Das gibt ihm etwas Zeit, um den Kopf freizubekommen." Der amtierende Champion schwimmt unterdessen auf einer Erfolgswelle. Hatte mit den andauernden Gerüchten um eine Vertragsverlängerung und einen möglichen Ausflug ins Filmbusiness jedoch auch einige Nebenkriegsschauplätze mehr als Rosberg.

Bei der Mannschaft aus Maranello hat sich Kimi Räikkönen mit seinem zweiten Platz in Bahrain eindrucksvoll zurückgemeldet. Dabei erlebte der Finne zum ersten Mal in dieser Saison ein weitestgehend fehlerfreies Wochenende. Und mit dem Messer an der Brust fährt Räikkönen offensichtlich noch besser. Auch deshalb hat Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene den Vertrag mit dem Finnen noch nicht verlängert. So sagte der Italiener zur Vertragssituation: "Wenn ich zustimme, möchte ich nicht, dass ein Fahrer dann einschläft. Ich will ihn bei der Stange halten. Kimi gibt dann sein Bestes, wenn er ein bisschen Ärger hat. Das ist eine psychologische Herangehensweise."

Kann McLaren in Spanien den Rückstand weiter aufholen?, Foto: Sutton
Kann McLaren in Spanien den Rückstand weiter aufholen?, Foto: Sutton

Spannend ist auch, was sich im Verfolgerfeld abspielen wird. Williams, Red Bull, Lotus und McLaren haben große Aero-Upgrades angekündigt. Carlos Sainz Jr. sagte bereits, dass bei Toro Rosso keine allzu großen Updates geplant sind. Und Felipe Nasr stellte jetzt schon die entscheidende Frage, ob Sauber im Entwicklungskampf 2015 mit den anderen Teams mithalten kann. Dem Schweizer Rennstall fehlt es schlicht an finanziellen Mitteln, um am C34 weitreichende Änderungen vorzunehmen.

Pirelli hat für das erste Europarennen einen konservativen Weg eingeschlagen und hat die härtesten beiden Mischungen ausgewählt. Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery erwartet eine Zwei-Stopp-Strategie und einen Performance-Unterschied von 0,8 bis 1,2 Sekunden zwischen beiden Mischungen.