Zumindest im 1. Qualifying sollten in dieser Saison die Zeiten von undurchschaubaren Ergebnislisten vorbei sein. Denn erstmals seit Jahren wird in der Qualifikation wieder mit "leeren Tanks" gefahren. Doch die erste Runde des neuen Additions-Qualifyings wurde in Melbourne vom Wettergott beeinflusst.

So machten die zunächst nassen und immer mehr abtrocknenden Streckenbedingungen jenen, die ein klares Leistungsbild der 2005er Boliden sehen wollten, einen Strich durch die Rechnung. Aber nicht nur dies: Es wirbelt auch die zu erwartende Startaufstellung zum ersten Grand Prix des Jahres durcheinander. Schließlich bestimmt das 1. Qualifying nicht nur die Startreihenfolge zum 2. Qualifying am morgigen Sonntag, sondern stellt es auch den ersten Teil der zusammengesetzten Endzeit dar.

Somit hatten all jene, welche die 1. Qualifyingsession beginnen mussten einen klaren Nachteil gegenüber jenen Piloten, die gegen Ende der Session an der Reihe waren. Für die Top-Platzierten des Brasilien GP bedeutete dies, dass sie dank der neuen Startreihenfolge statt eines Handicaps wie im letzten Jahr gleich zwei Vorteile auf der Habenseite verbuchen durften. Jedenfalls theoretisch und bis zum großen Wetterumschlag.

Regen als Schlüssel zur Pole

Wie schwierig die wechselhaften Bedingungen waren, zeigten die beiden Dreher von Narain Karthikeyan und Ex-Champion Jacques Villeneuve, die sich beide auf ihrer Aufwärmrunde drehten. Der Kanadier rutschte zudem auf seiner Ausrollrunde noch einmal ins Kiesbett, da plötzlich wieder Regen einsetzte.

Und dieser Platzregen stellte den zweiten einschneidenden Wettereinfluss des Qualifyings dar, welcher dem Italiener Giancarlo Fisichella zur Tagesbestzeit verhalf und ihm einen überragenden Vorsprung für das zweite Qualifying einbrachte! Sollte dieses nicht ähnlich verrückt und chaotisch verlaufen, scheint dem Römer die Pole kaum noch zu nehmen zu sein.

"Die Strecke wurde immer trockener und darauf haben wir reagiert", so Pole-Mann Fisichella. "Ich war etwas nervös weil die Strecke noch feucht war als ich raus gefahren bin, aber es war eine gute Runde und als ich fertig war fing es wieder an zu regnen."

Besonders gefreut haben dürfte sich über den Regen Lokalmatador Mark Webber, der nach seiner "guten" Runde noch scherzhaft davon gesprochen hatte, dass dies "kein australisches Wetter" wäre und es "schade" sei, dass die Strecke immer mehr abtrockne und es nicht "noch einmal anfängt zu regnen". Als der von Webber scherzhaft herbeigesehnte Regen dann tatsächlich kam, ging Takuma Sato, der auf seiner Aufwärmrunde im strömenden Regen in die Wand abflog und seinen 007 in dessen Einzelteile zerlegte.

Nach der folgenden Unterbrechung mussten die noch ausstehenden Piloten mit erneut verschlechterten regnerischen Bedingungen klar kommen, welche das Ergebnis des 1. Qualifyings endgültig verhagelten.

Fisicos Verfolger

Aufgrund des Wetterumschwungs zur Sessionmitte finden sich "knapp" hinter dem überlegenen Bestzeithalter Fisichella, der in seiner bisherigen Karriere oftmals mit dem Prädikat "zur falschen Zeit am falschen Ort" versehen wurde, was heute ganz und gar nicht der Fall war, nur Piloten aus dem ersten Qualifying-Drittel wieder.

Mit zwei Sekunden Rückstand steht Fisichellas Renault-Vorgänger Jarno Trulli auf Platz zwei der Ergebnisliste. Dahinter folgt der Australier Mark Webber vor dem glücklosen Kanadier Jacques Villeneuve, der trotz seiner schlechten Runde also weit vorne landete.

Rang fünf belegt der junge Österreicher Christian Klien vor seinem Teamkollegen David Coulthard, der sich nach einer abermals schwachen Qualfiyingleistung über eine "schlechte Balance" beklagte.

Die Top-10 komplettieren Nick Heidfeld, Jenson Button, Narain Karthikeyan und Kimi Räikkönen, der die schnellste Runde der nassen Schlussminuten drehte.

Wie schnell dank des australischen Wettergottes aus einer "schlechten Runde" eine gute Platzierung werden kann, sahen heute aber nicht nur die Routiniers Villeneuve und Coulthard, sondern auch Williams-Neuzugang Nick Heidfeld.

"Es war offensichtlich keine so gute Runde", gestand der Mönchengladbacher ein. "Ich bin neben die Strecke gekommen und habe viel Zeit verloren. Die Runde war von meiner Seite nicht so gut, aber jetzt scheint die Sonne und alle werden besser fahren", prognostizierte Quick Nick nach seiner Runde. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wettergott gemacht. Entsprechend gilt seine Vorhersage für das Rennen umso mehr: "Das Rennen ist lang und beim 1. Rennen fallen normalerweise viele Fahrer aus, weswegen ich hoffe, dass wir recht weit vorne ins Ziel kommen werden."

Recht weit hinten stehen nach dem verregneten Samstagsqualifying die Gebrüder Schumacher. So konnten Michael und Ralf Schumacher nur noch die beiden zeitenlosen Piloten Takuma Sato und Felipe Massa hinter sich lassen. Egal wie sich das Wetter also morgen präsentieren wird, für Spannung ist auf alle Fälle gesorgt.