Aufregung unmittelbar nach dem Regen-Qualifying zum Malaysia Grand Prix. Zentrale Frage: Hat Nico Rosberg seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton blockiert und damit seine schnelle Runde zerstört? Das war passiert: Nach seiner Top-Runde auf dem ersten Run, die zur Pole Position reichen sollte, legte Hamilton noch eine weitere schnelle Runde nach. In Kurve 7 lief der Weltmeister allerdings auf Rosberg auf. Augenscheinlich machte der Deutsche nicht allzu viel Platz und Hamilton brach die Runde ab.

Nach dem Qualifying war das Mercedes-Team kollektiv darum bemüht, gar keine Diskussionen entstehen zu lassen. "Absolut unspektakulär", sagte Toto Wolff im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Nico fuhr von der Ideallinie weg, Lewis hinein. Da waren wir am Funk auch nicht so schnell, dass wir vielleicht rechtzeitig gewarnt hätten." Hamilton wollte sich auf der FIA-Pressekonferenz zunächst nicht erinnern können, sprach aber etwas später ausführlicher über den Zwischenfall.

Hamilton wurde nicht auf einer schnellen Runde blockiert, Foto: Sutton
Hamilton wurde nicht auf einer schnellen Runde blockiert, Foto: Sutton

Nicht von Rosberg blockiert

So betonte Hamilton, dass er seinen Run schon vor dem Zusammentreffen mit Rosberg abgebrochen habe. Starker Verkehr auf der Strecke hätte zu dieser Entscheidung geführt. Dabei war Hamilton zuvor schnell gewesen: absolute Bestzeit im ersten Sektor, bevor er im zweiten Abschnitt abbrechen musste. "Der Sektor sah ziemlich gut aus, aber dann fuhren die Autos nicht aus dem Weg", erklärte Hamilton. "Deshalb habe ich mich dazu entschieden, eine zweite schnelle Runde zu fahren." Auf die direkte Frage, ob er von Rosberg auf seiner schnellen Runde blockiert wurde, antwortete Hamilton deutlich: "Nein."

Rosberg wusste zunächst nicht, dass Hamilton laut eigener Aussage seine Runde abbrach - er war davon ausgegangen, dass Hamilton sich ebenfalls auf einer Aufwärmrunde befand, um einen schnellen Run zu beginnen. Von Journalisten wurde er darauf hingewiesen, dass der Brite in Wahrheit eine schnelle Runde begonnen hatte. "Ja, aber wenn du abbrichst, wird aus deiner Runde ja auch eine Slowdown-Runde", sagte Rosberg dazu. "Ich bin sicher, dass er abgebrochen hat, noch bevor er zu mir aufschloss."

Kein böses Blut zwischen den Silberpfeil-Piloten, Foto: Mercedes-Benz
Kein böses Blut zwischen den Silberpfeil-Piloten, Foto: Mercedes-Benz

Keine Diskussion nötig

Deshalb sei der Vorfall überhaupt nicht diskussionswürdig, merkte Rosberg an und stimmte damit in den allgemeinen Mercedes-Kanon ein. Rosberg selbst war zu diesem Zeitpunkt langsam unterwegs, um einen zweiten Angriff auf Hamiltons Bestzeit zu starten. Beim ersten Run war Hamilton ganze 1,2 Sekunden schneller gewesen. Rosberg zum zweiten Versuch: "Ich wollte Gas rausnehmen und war damit ganz happy. So war ich es ja, der die bessere Strecke hat. Man will ja immer als Letzter über die Ziellinie fahren."

Letztendlich gelang es Rosberg allerdings nicht, seinem Teamkollegen gefährlich zu werden. 0,465 Sekunden fehlten ihm auf die Pole-Zeit. Zudem musste er Sebastian Vettel ziehen lassen, der sich zwischen die beiden Silberpfeile drängelte.

40. Karriere-Pole für Lewis Hamilton in der F1, Foto: Mercedes-Benz
40. Karriere-Pole für Lewis Hamilton in der F1, Foto: Mercedes-Benz

Strategiefehler bei Mercedes

Vom reinen Speed her hätte es womöglich für Platz zwei gereicht, doch ein Strategiefehler versagte ihm laut eigener Aussage einen Platz in der ersten Startreihe. Rosberg: "Das Problem war, dass wir die Strategie nicht ganz genau hinbekommen haben. Als wir zum zweiten Run kamen, waren die Reifen nicht mehr in der besten Verfassung. Wir haben sie ein bisschen verbraucht, als wir zuvor einfach nur herumcruisten."

Rosberg absolvierte zwei Aufwärmrunden auf den Intermediate-Reifen, während Vettel schon nach einer Runde zur Zeitenjagd ansetzte. Die kniffligen Bedingungen in Sepang zeigten, dass die Taktik von Ferrari wesentlich besser aufging. "Wir haben die Reifen leider beschädigt, aber das konnten wir zu dem Zeitpunkt nicht wissen", erklärte Rosberg. "Da war so viel Grip da draußen, das war unglaublich. Sogar beim langsamen Fahren hat man die Reifen beansprucht. Das waren ganz außergewöhnliche Bedingungen."

Hamiltons erster Run reichte für die Pole, Foto: Sutton
Hamiltons erster Run reichte für die Pole, Foto: Sutton

Wolff räumt Fehler ein

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com legte der amtierende Vize-Weltmeister sogar nach: "Die Intermediates hatten so viel Grip, das habe ich noch nie erlebt. Ich habe fast gedacht, dass ich auf Slicks gehen muss, als ich draußen war - aber da war noch Gischt."

Toto Wolff räumte die Fehlentscheidung rückblickend gegenüber Motorsport-Magazin.com ein: "Im Nachhinein kann man sagen, dass der Intermediate ein Reifen für eine Runde ist. Das hat man bei Vettel gesehen: Selbst wenn die Strecke nicht optimal ist, geht die Zeit in Runde eins. Wir haben alle gemeinsam entschieden, zwei Runden zu fahren. Das war aber nicht optimal."