Während die Scuderia Ferrari trotz einiger Schwächen bei den zurückliegenden Testfahrten traditionell als Favorit in die neue Formel 1 Saison geht, werden (knapp) hinter den roten Boliden die Teams von Renault und McLaren als größte Titelrivalen der Italiener gehandelt. Und auch vom derzeit etwas zurückliegenden Überraschungs-Team des vergangenen Jahres, British American Racing, erwarten einige Experten weitere Erfolge.

Von BMW-Williams spricht unterdessen kaum jemand. Zumindest nicht wenn es um die Vergabe des WM-Titels geht. Der gerade aus Grove nach Köln-Marsdorf gewechselte Ralf Schumacher spricht diese Befürchtungen aller weiß-blauen Fans offen aus: "Ich glaube nicht, dass das ein Auto ist, mit dem man Weltmeister werden kann. Ich würde es den Fahrern gönnen, aber ich glaube es einfach nicht."

Williams kein Top-Team

Aber Ralf legt im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger sogar noch einen drauf: "Ich wüsste nicht, dass ich in einem Topteam war", spricht er der Truppe von Sir Frank Williams den Status eines Spitzenrennstalls ab. "Hat nicht so danach ausgeschaut die letzten sechs Jahre."

Und dies obwohl die Ansprüche immer recht großzügig formuliert waren. "Aber die waren absolut unrealistisch", fügt Ralf hinzu. "Außer dem Motor war nicht viel da, was die Ansprüche hätte rechtfertigen können. Das muss man ganz ehrlich sagen. Zur Mitte der Saison war das Paket immer ganz gut, aber die große Schwäche war, dass wir nie zum richtigen Zeitpunkt da waren, sondern irgendwann mal. So wie in der vorigen Saison, als wir in den letzten drei Rennen auf einmal halbwegs dabei waren."

Ich gönne es Nick

Das vermeintliche weiß-blaue Top-Cockpit übernimmt in dieser Saison Ralfs Landsmann Nick Heidfeld, welchen viele Experten nun als neue deutsche Nummer 2 ansehen. "Das will ich aber auch für ihn hoffen", sagt Ralf. "Er sitzt jetzt in einem Auto, mit dem er Weltmeister werden kann. Hat er selber gesagt. Zweite und dritte Plätze zählen nicht, habe ich immer gehört. Von daher muss ich sagen: ich gönne ihm das. Ich schaue es mir an."

Das "beste Formel 1 Auto" in dem Nick jemals gesessen hat, hält der Mönchengladbacher zwar für "sehr, sehr konkurrenzfähig", doch gibt er auch zu bedenken: "Das Auto ist nicht gut genug um Erster zu werden, aber es ist gut genug um vorne dabei zu sein."

Weber: Williams nicht vorne dabei

Ralfs Manager Willi Weber sieht dies allerdings anders. So traut der Schwabe der britisch-bayrischen Allianz zwar zu erneut den besten Motor zu besitzen, "aber ich bezweifle, dass BMW-Williams in diesem Jahr ganz vorn mit dabei" sein wird.

Stattdessen verfällt er in Gerhard Bergers Lieblingsthema: Den Bau eines eigenen Rennautos. "Vielleicht wäre ein von BMW komplett eigenständig gebauter Wagen der Weisheit letzter Schluss", so Weber im Motorsport-Sonderheft der Sport Bild. "Aber möglicherweise fehlen BMW zu diesem Schritt der Mut und das technische Know-how."

Zumindest in diesem Punkt stimmen Berger und Weber nicht überein. Denn der Tiroler wiederholt gebetsmühlenartig, "dass ich BMW jederzeit ein eigenes Formel 1 Auto zutraue" und "dass die Leistung, die Williams in den letzten Jahren abgegeben hat, für BMW nicht ausreichend sein kann".