"Abtrieb." So simpel ist die Formel 1. Zumindest aus der Sicht von Nico Hülkenberg. Denn der weiß: "Downforce ist King." Entsprechend sieht er die größte Schwachstelle seines neuen Arbeitsgeräts auch genau in diesem Bereich. "Das erste Gefühl war okay, es gab keine größeren Probleme", sagt er über den VJm08. Das verspätete Streckendebüt des Autos am drittletzten Testtag des Winters stellt Force India jedoch vor einige Herausforderungen.

"Wir haben in Barcelona angesichts der wenigen Zeit, die uns zur Verfügung stand, sehr effektiv gearbeitet", betont Hülkenberg die positive Seite. Der Erfahrungsmangel im Vergleich zur Konkurrenz ist jedoch augenscheinlich. "Es gibt nicht viele Erwartungen. Unser Augenmerk liegt auf dem Rennen. Die Pace auf einer Runde könnte sehr schwierig sein. Deshalb wollen wir bereit sein fürs Rennen, keine Fehler machen und davon profitieren."

Top-10 als Ziel

Nico Hülkenberg gibt sich zurückhaltend, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg gibt sich zurückhaltend, Foto: Sutton

Eine Prognose möchte er für das erste Rennwochenende nicht abgeben. "Es ist schwer, eine Nummer als Erwartungshaltung abzugeben. Zu sagen: Wir wollen Fünfter werden", sagt der Deutsche. "Ich freue mich einfach, wieder den Wettkampf zu haben und mit meinen Jungs zu machen, was ich liebe."

Sein mexikanischer Teamkollege Sergio Perez ist da schon etwas offensiver. "Ich denke, wir peilen Punkte an", sagte er am Donnerstag in Melbourne. "Gleichzeitig sind wir uns der Limitierungen mit diesem Auto bewusst." Perez baut jedoch darauf, dass der Straßenkurs im Albert Park ein paar Opfer fordert. "Alles kann passieren", mutmaßt er.

Ausfälle, Strategie, vielleicht das Wetter: diese Faktoren sollen Perez unter die ersten Zehn bringen. "Die Top-10 wären ein Megajob", so der Mexikaner. "Wir stecken unsere Ziele hoch. Wir wissen, dass wir ein paar Schritte gegenüber der Konkurrenz zurückliegen, aber wir geben unser Bestes, um ein paar Punkte in den ersten Rennen zu sammeln."

Besser bis Barcelona

Hülkenberg stapelt für die ersten paar Saisonrennen hingegen tief. Die fehlenden Testerfahrungen müssen schließlich jetzt an den Rennwochenenden erarbeitet werden. "Ich denke schon, dass der Anfang ein bisschen zäh wird, etwas schwieriger", meint er. "Aber auch danach gibt es keine Garantie, dass es von selbst in der zweiten Saisonhälfte besser wird. Wir müssen aktiv etwas dafür tun. Dem Auto mit Updates ein bisschen Speed einhauchen. Die müssen fruchten." Das sind die Aufgaben, die vor ihm und seinem Team liegen.

Auch Perez räumt ein, dass es eine Weile dauern wird, bevor das Team performancetechnisch dort angekommen ist, wo es hin möchte. "Ich denke der Hauptpunkt ist Pace, nicht die Zuverlässigkeit", so der Mexikaner. Mit der Mercedes Power Unit setzt das Team eines der stärksten und zuverlässigen Aggregate ein. Doch am Abtrieb mangelt es noch, wie Hülkenberg bereits anmerkte. "Die Aeroabteilung versucht, so schnell wie möglich Lösungen für uns zu finden", stimmt Perez zu. "Das Team ist wirklich motiviert."

Bis zum Europaauftakt in Spanien möchte Perez ein gutes Paket zusammenschnüren. "Ich bin zuversichtlich, dass wir etwas erreichen können, wenn wir das Potenzial erstmal abrufen können." Als Fahrer sei er angesichts der ungewissen Situation natürlich beunruhigt. "Aber in der F1 muss man sich immer anpassen und das Beste geben. Es wird ein schmerzhafter Start, aber wir werden schnell dahin kommen, wo wir sein wollen."

Hoffen auf die Reifen

Sergio Perez geht aggressiver vor, Foto: Sutton
Sergio Perez geht aggressiver vor, Foto: Sutton

Eine besondere Stärke von Force India war in der vergangenen Saison der schonende Umgang mit den Reifen. "Das könnte ein Gebiet sein, auf dem wir uns einen kleinen Vorteil erarbeiten können", glaubt Hülkenberg. Bei den Tests habe das Team dafür bereits ein gewisses Verständnis aufgebaut. "Die Reifen sind schon etwas anders, aber nicht dramatisch."

Perez konnte schon beim ersten Barcelona-Test mit dem Vorjahresauto etwas über die neue Reifengeneration in Erfahrung bringen. "Aber dieses Wochenende heißt es für uns Lernen in jeder Hinsicht", betont er. "Wir sind nie mit sehr wenig Sprit gefahren, wissen also nicht, wie das Auto da reagiert."

Die Tatsache, dass beide Fahrer bereits in ihr zweites gemeinsames Jahr gehen, sieht Perez ebenfalls als Vorteil an. "Es hilft, wenn man Kontinuität hat", sagt der Mexikaner. "Ich habe das bei Sauber gespürt, bei McLaren hatte ich es nicht. Man braucht einfach Zeit, um in einem Team sein volles Potenzial als Fahrer auszuschöpfen."