Zehn Jahre ist die letzte Saison des Minardi-Rennstalls bereits her. Nach 2005 wurde das Team von Red Bull übernommen und in Toro Rosso umbenannt. Zwar ist er selbst seit 2001, als er das Team an Paul Stoddard verkauft hat, nicht mehr im Business aktiv, doch Gian Carlo Minardi verfolgt die Formel 1 weiterhin mit Argusaugen und kommentiert das Zeitgeschehen aus der Sicht eines Teambesitzers, der stets auf sein Geld achten musste, seinen Rennstall aber am Leben halten konnte. Was nun mit Marussia/Manor veranstaltet wurde, lässt ihm die Hutschnur hochgehen.

"Das ist ein absurdes und unsportliches Manöver!", poltert Minardi in einer eigens zu diesem Thema angelegten Presseaussendung. Force India hatte in der Strategy Group - mit der Rückendeckung weiterer, dort nicht vertretener Teams - den Start des Manor-Teams mit dem Marussia-Vorjahresauto blockiert. Die kurzfristige Gier hat einigen Teamchefs Minardi zufolge das Gehirn abgeschaltet: "Die Teams hoffen, das Geld, das Marussia zugestanden hätte, unter sich aufzuteilen, aber scheinbar können sie nicht einmal bis zehn zählen."

Seine Argumentation: Wenn die zwei kleinen Teams (neben Marussia auch Caterham; von Minardi als "Cinderellas" beschrieben) nicht mehr in der Startaufstellung stehen, bedeutet dies zwangsläufig, dass künftig weit größere Teams mit größeren Ambitionen die letzte Startreihe besetzen. "Die kommerziellen Konsequenzen und der Imageschaden dieser Teams wären erst noch zu klären." Seines Erachtens habe die Formel 1 in der vergangenen 20 Jahren nichts gelernt.

Minardis Kampf gegen Windmühlen

Minardi war über viele Jahre hinweg ein Kult-Hinterbänkler, Foto: Sutton
Minardi war über viele Jahre hinweg ein Kult-Hinterbänkler, Foto: Sutton

"Das erinnert mich stark daran, als ich 1996/97 die Wichtigkeit kleiner Teams heftig verteidigt habe", führt der 67-Jährige aus. "Ich habe argumentiert, dass ohne Teams, die mit viel Leidenschaft und limitierten Ressourcen operieren, die letzte Reihe unausweichlich von einem Hersteller besetzt werden würde. Diese Situation ist in den 2000er-Jahren wiederholt aufgetreten. Hersteller wollen nicht erst Jahre warten; sie haben kurzfristige kommerzielle Ziele und Imagekampagnen im Kopf. Eine fühlbare Konsequenz dieser Situation war, dass wir sie fast alle verloren haben."

Kleine Teams müssen für Minardi also existieren, um den großen die Peinlichkeit zu ersparen, Letzte zu werden. Daher hofft er auf eine Lösung: "Ich hoffe, dass dies nicht die finale Entscheidung ist und dass es Raum für logisches Denken gibt. Der Sport braucht heute wie damals solche Teams, die große Mühen auf sich nehmen. Ich hoffe, dass die Mittel für eine glorreichere Zukunft des Sports gefunden werden."