1. Wieso besteht überhaupt die Chance eines Marussia-Starts 2015?

Den Neuanfang macht das Geschäftsmodell 'Company Voluntary Arrangement' möglich, bei dem eine insolvente Firma handeln kann, während sie über einen bestimmten Zeitraum festgelegte Beträge an die Gläubiger zahlt. Mit Hilfe der Investoren konnte Marussia mittlerweile auch das Startgeld für die Saison 2015 bezahlen. Wer der Geldgeber ist, ist offiziell nicht bekannt. In einem Statement hieß es bisher nur, dass John Booth und Graeme Lowdon das Team weiterführen sollen. Bereits im November hatte sich das Team unter seinen neuen Namen Manor Grand Prix Limited angemeldet. 2009 war Marussia von Manor Grand Prix gegründet worden. 2010 hatte Richard Branson mit seinem Virgin-Unternehmen als Hauptsponsor fungiert, zwei Jahre später wurde das Team in Marussia F1 Team umbenannt.

2. Wer sprach sich gegen den Marussia-Antrag aus ein altes Auto einzusetzen und warum?

Beim Treffen der Strategy Group on Paris stellte sich Force India quer. Da für die Erteilung der Sondererlaubnis die einstimmige Unterstützung aller Teams notwendig gewesen wäre, darf Marussia 2015 nicht mit einem 2014er Wagen an den Start gehen. Als Gründe nannte der stellvertretende Teamchef Robert Fernley Compliance-Probleme sowie die fehlende Substanz des Antrags. Die Compliance-Kritik stützte sich darauf, dass der Antrag von Graeme Lowdon eingereicht wurde und nicht - wie es sein müsste - vom Insolvenzverwalter. "Aufgrund der mangelnden Informationen, die fehlenden Garantien und die spekulative Natur des Antrags wurde die Entscheidung getroffen, dass es besser ist, den Fokus darauf zu richten, dass die Teilnahme der verbliebenen, unabhängigen Teams gewährleistet wird", begründete Fernley die Entscheidung. Bernie Ecclestone vermutet einen finanziellen Hintergedanken, immerhin würde das Preisgeld aufgrund ihrer Platzierung in der Konstrukteurswertung 2014 auf die anderen Teams aufgeteilt werden.

Force India stoppte Marussias Antrag, Foto: Sutton
Force India stoppte Marussias Antrag, Foto: Sutton

3. Wie reagierte Marussia?

Grame Lowdon wollte die Aussagen von Force India so nicht stehen lassen. Vor allem ein Punkt war dem Marussia-Geschäftsführers wichtig: "Ich möchte klarstellen, dass wir beim Treffen der Strategy Group keinen Antrag eingereicht haben, noch dazu aufgefordert worden." Stattdessen habe das Team bereits am 17. Dezember 2014 einen Antrag bei der Strategy Group gestellt, um einen Teil der 2015er Saison mit einem Vorjahreswagen bestreiten zu dürfen, der entsprechend dem Reglement modifiziert worden wäre. Am 5. Januar soll dem Antrag laut Lowdon stattgegeben worden sein. Dass es keine offiziellen Informationen zum neuen Eigentümer gibt, sei der vertraulichen Natur der Verhandlungen geschuldet. Weder der Insolvenzverwalter noch das Team könne Details verraten.

4. Welche Möglichkeiten bleiben jetzt Marussia?

Geht man davon aus, dass es dabei bleibt, dass Marussia keinen Vorjahreswagen einsetzen darf, dann stehen die Chancen auf einen Start 2015 äußerst schlecht. Die Zeit bis zum Australien GP reicht niemals aus, um einen neuen Boliden entsprechend dem 2015er Reglement zu konstruieren - erst Recht nicht, nachdem zahlreiche Mitarbeiter das Team verlassen haben und Equipment unter den Hammer gekommen ist. Allerdings ist es einem F1-Team erlaubt bis zu drei Rennen einer Saison auszulassen, d.h. Marussia hätte bis zum Großen Preis von Bahrain im April Zeit, ein Auto auf die Beine zu stellen.

Einiges an Equipment des Teams wurde bereits versteigert, Foto: Flickr/Auction HQ
Einiges an Equipment des Teams wurde bereits versteigert, Foto: Flickr/Auction HQ

5. Wieso wäre eine Startaufstellung ohne Marussia ein schlimmer Fehler?

Laut Gian Carlo Minardi hätte eine Startaufstellung ohne kleine Teams wie Marussia schwerwiegende Folgen. Wenn zwei kleine Teams nicht mehr in der Startaufstellung stehen, bedeute es zwangsläufig, dass künftig weit größere Teams mit größeren Ambitionen die letzte Startreihe besetzen. "Die kommerziellen Konsequenzen und der Imageschaden dieser Teams wären erst noch zu klären", so Minardi.

6. Gibt es noch eine Chance für Caterham?

Nur eine minimale. In einer Pressemitteilung teilte der Insolvenzverwalter mit, dass demnächst die Besitztümer des Rennstalls versteigert werden, darunter Rennequipment, ein Formel-1-Simulator, Büromöbel, Teamkleidung und Computer. Zwar wird weiterhin nach einem Käufer gesucht, es deutet aber sehr viel auf das Ende des Teams hin.

7. Welchen Teams könnte ein ähnliches Schicksal drohen?

Es ist kein Geheimnis, dass einige Teams mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Seit Jahren wird Lotus ein Schuldenberg in Millionen höhe unterstellt. Und auch Sauber setzt nicht ohne Grund 2015 auf zwei Fahrer, die über ein millionenschweres Sponsorenpaket verfügen. Auch über Force India kreisten zuletzt Pleiteschlagzeilen, nachdem der Rennstall den ersten Wintertest ausließ. Laut Medienberichten soll Force India Rechnungen nicht beglichen haben, was dazu geführt haben soll, dass das Team ohne Chassis, Tank, Motor, Getriebe und Windkanalzeit dastand - ein Dementi folgte prompt. Die Geschichte hat allerdings gezeigt, dass wo Rauch aufsteigt, auch Feuer ist.