Die Verhandlungen zwischen Bernie Ecclestone und den Verantwortlichen von Hockenheimring und Nürburgring sind offenbar endgültig gescheitert. Wie der Formel-1-Boss gegenüber der Rhein-Zeitung in einem Fax erklärte, wird es 2015 keinen Großen Preis von Deutschland geben.

"Ich bin genauso so traurig wie unsere Fans, dass es kein Formel-1-Rennen in Deutschland geben wird", wird der 84-Jährige zitiert. Eigentlich wäre im Zuge der Rotation zwischen Nürburgring und Hockenheimring in diesem Jahr die Eifel an der Reihe gewesen, den Grand Prix auszutragen, doch Ecclestone hatte Mitte Januar erklärt, erneut in Hockenheim fahren zu wollen.

"Es wird Hockenheim, wir sind gerade dabei, mit ihnen etwas auszuhandeln", hatte der Formel-1-Boss damals gesagt. Der Plan sah vor, den bestehenden Vertrag abzuändern, was allerdings nicht gelungen sein dürfte. "Wir haben einen Vertrag für die Rennen 2016 und 2018, aber noch keinen für 2015", hatte Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, gegenüber Motorsport-Magazin.com, bestätigt.

UPDATE: Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters schwächte Ecclestone seine Aussagen etwas ab. "Wer weiß, es gibt dort zwei Strecken", sagte der Brite. "Es sieht nicht gut aus... man kann sagen es [das Rennen] ist unwahrscheinlich, aber wir versuchen, es zu retten. Ich will es nicht verlieren. Wir versuchen unser Bestes."

UPDATE 2: Gegenüber der britischen Press Association Sport schießt Ecclestone am Dienstagmorgen plötzlich scharf gegen die deutschen Fans: "Wir versuchen noch etwas hinzukriegen, wir versuchen ihnen zu helfen. Am Ende ist es aber so, und nur Gott weiß warum, dass das Publikum in Deutschland lausig ist! Ich hab keine Ahnung warum das so ist. Sie haben mit Mercedes einen deutschen Hersteller, der Konstrukteurs-Weltmeister ist. Sie hatten mit Sebastian einen Fahrer, der viermal Weltmeister geworden ist."

Zu wenig Zuschauer

Leere Tribünen in Hockenheim, Foto: Sebastian Knost
Leere Tribünen in Hockenheim, Foto: Sebastian Knost

Der Grund für die stockenden Verhandlungen dürfte wie so oft finanzieller Natur sein. "Es ist eine Tatsache, dass die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren so gering gewesen sind, dass es für die Vermarkter in Deutschland wirtschaftlich nicht machbar ist", sagt Ecclestone. Im vergangenen Jahr waren die Tribünen in Hockenheim äußerst schütter besetzt gewesen. "Sie verkaufen einfach nicht genug Tickets um das Rennen stattfinden zu lassen. Es ist nur eine Sache der Werbung", sagt Ecclestone.

Kommt es zu keiner Einigung mit Ecclestone, gastiert die Formel 1 zum ersten Mal seit 1960 nicht in Deutschland. Ob für das am 19. Juli angesetzte Rennen ein anderer Schauplatz einspringen würde, ist unklar. Wird der Deutschland GP ersatzlos gestrichen, finden in der Saison 2015 lediglich 19 Formel-1-Rennen statt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: So wie wir Bernie Ecclestone kennen, ist das letzte Wort in dieser Causa noch nicht gesprochen. Der F1-Boss pokert offenbar hoch um das Antrittsgeld, weiß aber auch, dass Deutschland ein wichtiger Markt für die Königsklasse ist. Wie immer die endgültige Entscheidung lautet, sie sollte schnell fallen. Je später der Ticketverkauft staret, desto geringer wird das ohnehin schon überschaubare Zuschauerinteresse. (Philipp Schajer)