Brutstätte von Red Bull? Kleines Satelliten-Team, das vom großen Bruder netterweise unterstützt wird? Von wegen: Toro Rosso ist erwachsen geworden! Zwar konzentriert sich die Truppe von Teamchef Franz Tost noch immer auf die Ausbildung junger Talente, doch auch mit denen kann man Erfolg haben.

Klare Ansage vom Boss für die Saison 2015: Platz fünf soll es sein in der Teamwertung, und damit besser als McLaren, Williams oder Lotus. Bei der Präsentation des neuen STR10-Boliden im Fahrerlager von Jerez wurde man das Gefühl nicht los, dass hier etwas Großes heranwächst. Doch woher kommt die ganze Zuversicht?

Das Zauberwort lautet Umstrukturierung. Es war einer der Erfolgsfaktoren von Mercedes im Meisterjahr: Die Chassis-Experten in Brackley arbeiteten enger als jemals zuvor mit der Motorenabteilung von Brixworth. Die neuen Power Units hatten das Zusammenrücken nötig gemacht. Auf ähnlichen Spuren - wenn auch einige Nummern kleiner - wandelt nun Toro Rosso. Zwar kommen die Motoren weiter von Renault aus Viry-Chatillon, doch der Rest soll unter einem Dach zusammengebaut werden.

Was hat der Neue von Toro Rosso drauf?, Foto: Red Bull
Was hat der Neue von Toro Rosso drauf?, Foto: Red Bull

Den Laden umgekrempelt

Neben der bekannten Teamfabrik im italienischen Faenza nutzt das Team eine Windkanalanlage in Bicester, England. Beide Parteien sollen künftig noch stärker zusammenrücken, um bessere Ergebnisse erzielen zu können. "Sowohl in Faenza als auch in Bicester hat sich einiges getan", erklärte Technikdirektor James Key. "Im Jahr 2014 haben wir ziemlich viel umstrukturiert und neue, erfahrene Leute an Bord geholt. Außerdem haben wir intern umgestellt, um neue Schlüsselpositionen zu besetzen. Unsere Einrichtungen verbessern sich also stetig."

Das vorläufige Ergebnis: Der STR10, mit dem Toro Rosso die Elite angreifen will. Es ist das erste Auto unter vollständiger Leitung von Key, der innerhalb der F1-Szene als absoluter Fachmann geschätzt wird. Für die Attacke hat Toro Rosso noch einmal aufgerüstet und den Teamsitz in Faenza weiter ausgebaut. Ein neues Gebäude namens STR4 wurde fertiggestellt und der Fabrik angeschlossen.

Großes Interesse am neuen STR10, Foto: Sutton
Großes Interesse am neuen STR10, Foto: Sutton

Alle unter einem Dach

"Das bedeutet, dass wir endlich alle unter einem Dach arbeiten", sagte Teamchef Tost. "Dadurch verbessern wir eindeutig die interne Kommunikation. Nimmt man dazu, dass wir den Windkanal in Bicester schon verbessert und sichergestellt haben, dass die Kommunikation mit unseren Kollegen dort drüben genauso glatt läuft als ob sie in Italien wären, können wir sicher sein, einen riesigen Schritt bei der technischen Entwicklung nach vorn zu machen."

Den neuen STR10 bezeichnete das Team bereits als das beste Auto, das die Fabrik jemals verlassen hat. Eine mutige Ansage, noch bevor der erste Kilometer mit dem Neuen zurückgelegt wurde. Doch Toro Rosso ist sich sicher: Hier wächst etwas heran, auch dank der Führung durch Key, der den Laden ordentlich umgekrempelt hat. "Der STR10 ist das erste Auto, das unter dem Großteil der geplanten Technikstruktur von STR designt wurde", erklärte Key. "Die Motivation innerhalb des Teams ist hoch und es wird sehr viel Arbeit abgedeckt."

Der Shakedown des STR10 soll gut verlaufen sein, Foto: Red Bull
Der Shakedown des STR10 soll gut verlaufen sein, Foto: Red Bull

Gute Infrastruktur

Der größte Teil des neuen Autos wurde in Eigenregie produziert. Die Zeiten, in denen Red Bull den Löwenanteil übernahm, sind schon seit fünf Jahren vorbei. Bei der Fertigung der Faserverbundstoffe für das Auto wurden 80 Prozent in Eigenarbeit angefertigt, bei den metallischen Teilen sind es rund 40 Prozent.

"Das Team wird immer besser, wir haben jetzt eine ziemlich gute Infrastruktur in Faenza", meinte Tost. "Das ist auch ein bisschen historisch bedingt. Als die FIA die Regeln geändert hat, mussten wir das Auto selbst designen und herstellen. Das alles brauchte ein paar Jahre, aber unter James' Führung haben wir jetzt ein starkes technisches Team aufgebaut."