Vor einem Jahr fanden in Jerez de la Frontera die ersten Testfahrten mit den neuen Power Units statt. Während Mercedes mit überraschend ausgereifter Technik ankam, blamierte sich Renault bis auf die Knochen. Im Saisonverlauf wurde das französische Aggregat zwar besser, konnte aber noch immer lange nicht mit den Mercedes-Power-Units mithalten.

"Wir hatten 2014 nicht zu wenige Ressourcen oder Finanzen", analysiert Managing Direktor Cyril Abiteboul. Der Franzose, der während der abgelaufenen Saison zurück-rekrutiert wurde, geht der Ursache allen Übels auf den Grund: "Es lag einfach daran, dass die Ressourcen nicht rechtzeitig integriert wurden oder nicht optimal genutzt wurden."

Neue Kompetenzbereiche

Restrukturierungen sind in der Formel 1 in Mode. Williams und Mercedes haben sie bereits erfolgreich abgeschlossen, Ferrari und McLaren befinden sich mittendrin in einer Phase der Neufindung. Nun soll auch bei Renault der Erfolg mit neuen Strukturen zurückkommen. "In der kurzen Zeit zwischen den Saisons haben wir eine Menge Schritte nach vorne gemacht", verspricht Abiteboul. "Bei der neuen Struktur gab es viele Änderungen."

Rob White kümmert sich um die Strukturen im Konzern, Foto: Renault Sport F1
Rob White kümmert sich um die Strukturen im Konzern, Foto: Renault Sport F1

Während viele dieser Änderungen intern bleiben dürften, hebt der Managing Direktor drei hervor. In der Fabrik werden die Aufgabenbereiche von Rob White aufgeteilt. White kümmert sich als Chief Technical Officer nun hauptsächlich um die Strukturen innerhalb des Unternehmens. "Das wird immer eng mit dem Formel-1-Projekt verbunden sein", verspricht Abiteboul.

Jean-Paul Gousset ist Organization Performance Officer, Foto: Renault Sport F1
Jean-Paul Gousset ist Organization Performance Officer, Foto: Renault Sport F1

Auf der anderen Seite ist Jean-Paul Gousset. Zuvor Leiter der Produktionsabteilung, ist der Franzose nun Organization Performance Officer. "Er ist verantwortlich für organisatorische Belange, Prozesse und Protokolle. Vom kleinen Detail bis hin zu großen Änderungen", erklärt Abiteboul.

Neue Entwicklungs-Abteilung

Neu ist auch die Entwicklungsabteilung, die von Naoki Tokunaga geleitet wird. "Naoki wird direkt für Performance- und Zuverlässigkeits-Gruppen zuständig sein. Diese Gruppen sollen das machen, was ihre Namen versprechen und uns näher an die heutigen Organisationsmodelle der Formel-1-Teams bringen. Das soll natürliche Brücken bilden und Synergien mit unseren Kunden schaffen." Die Technik-Abteilung unter der Leitung von Jean-Philippe Mercier wird weiterhin bestehen.

Der Aufgabenbereich von Remi Taffin wird ausgeweitet. Im vergangenen Jahr kümmerte sich der sympathische Franzose um alle Belange an der Rennstrecke. Sein Aufgabenbereich erstreckt sich nun auch auf die Abläufe in der Fabrik, dazu zählen auch die Prüfstände.

"Dass das nun alles eine Person macht, bringt den exzellenten Spirit von der Rennstrecke in die Fabrik, es erleichtert uns die Kommunikation und erlaubt uns, schneller auf Änderungen zu reagieren. Zusätzlich sichert es die Qualität und die Kosteneffizienz gegenüber unseren internen und externen Kunden", verspricht Abiteboul.

Außerdem gibt es eine weitere Neuerung, die vor allem die Abläufe an der Rennstrecke beeinflussen. Nach dem Aus von Caterham und dem Wechsel von Lotus beliefert Renault mit Toro Rosso und Red Bull nur mehr zwei Teams. Ab 2015 hat jedes Team einen zusätzlichen Motoringenieur, der beide Autos überblickt und an Remi Taffin berichtet. Auch hier orientiert sich Renault an den modernen Strukturen eines Formel-1-Teams, die meistens mit zwei Renningenieuren und einem übergeordneten Performance-Ingenieur arbeiten.

"Weil sie jetzt nicht mehr speziell auf einen Fahrer blicken müssen, haben sie die Freiheit, sich alle Bereiche der Power Unit und die Performance als Gesamtes anzusehen", hebt Remi Taffin die Vorzüge der neuen übergeordneten Track Support Leaders hervor. Datenaustausch gibt es jetzt nicht nur zwischen den Fahrern, sondern auch zwischen den Teams. Das dürfte auch aufgrund der engen Verbindung zwischen Red Bull und Toro Rosso ermöglich worden sein.

Keine kurzfristige Entwicklung

Der Franzose erhofft sich von der Restrukturierung keinen kurzfristigen Effekt. "Es ist noch sehr früh, um zu sehen, welche direkten Effekte diese Änderungen auf lange Sicht haben. Wir sollten den vollen Effekt dieser Entwicklung zur Mitte der Saison mit größerer Flexibilität, Dynamik und Effizienz bei all unseren Aufgaben erkennen können."

Unterstützung für Renault Sport F1 gibt es vom Mutterkonzern. Nicht nur finanziell, sondern auch beim Personal kann die Formel-1-Abteilung auf Kollegen aus der PKW-Sparte zurückgreifen. "Mehr denn je", meint Abiteboul. "Renault muss unserer Formel-1-Division helfen und die Formel 1 muss Renault helfen. Das Personal, das wir im Moment haben, bringt Wissen mit zu uns und bringt umgekehrt später Wissen aus der Formel 1 zurück in die Entwicklung für Straßenautos."