Die Formel 1 startet in der kommenden Woche mit Testfahrten in die neue Saison. Bevor es in Australien beim ersten Grand Prix des Jahres um Punkte geht, stehen in Barcelona zwei Testsessions auf dem Programm stehen. Die Teams hoffen naturgemäß auf acht problemfreie Tage, doch wie Motorsport-Magazin.com weiß, können bei Testfahrten allerhand unliebsame Überraschungen passieren.

Schnee bremst die Königsklasse

2005 suchte der Winter Silverstone heim, Foto: Sutton
2005 suchte der Winter Silverstone heim, Foto: Sutton

Nicht nur einmal meinte es der Wettergott alles andere als gut mit der Formel 1. Regen geht ja gerade noch, immerhin bietet sich im Nassen die Gelegenheit, die Profilreifen auf Herz und Nieren zu prüfen, doch wenn Schneeflocken vom Himmel tanzen und die Strecke auch gut und gerne als Langlaufloipe genutzt werden könnte, muss selbst der leistungsstärkste Bolide in der Garage bleiben.

Ralph Firman schlitterte 2003 über den verschneiten Circuit de Catalunya, Foto: Sutton
Ralph Firman schlitterte 2003 über den verschneiten Circuit de Catalunya, Foto: Sutton

Während man im feucht-kalten Silverstone vielleicht noch damit rechnen konnte, dass der Winter im Februar hereinschneit, kam die weiße Pracht 2003 in Barcelona doch recht überraschend. Dennoch ließen sich ein paar wagemutige Piloten nicht davon abhalten, Runden auf der frostigen Strecke zu drehen.

Vom Winde verweht

Die Formel 1 wurde 2009 in Bahrain Opfer eines Sandsturms, Foto: Hartley/Sutton
Die Formel 1 wurde 2009 in Bahrain Opfer eines Sandsturms, Foto: Hartley/Sutton

Um winterliche Zwischenfälle zu verhindern, zog es die Formel 1 in den letzten Jahren zu Testzwecken vermehrt in wärmere Gefilde. Doch auch im für gewöhnlich sonnigen Bahrain war die Königsklasse vor den Widrigkeiten der Natur nicht gefeit. 2009 fegte ein heftiger Sturm über Sakhir, der aus der angrenzenden Wüste Unmengen von Sand auf die Strecke wirbelte und sowohl Asphalt als auch Boxenanlagen mit einer feinkörnigen Schicht überzog. An Fahrbetrieb war somit nicht zu denken.

Der Defektteufel schläft nicht

Ein Bild, das Ingenieuren die Schweißperlen auf die Stirn treibt, Foto: Sutton
Ein Bild, das Ingenieuren die Schweißperlen auf die Stirn treibt, Foto: Sutton

Zu Zeiten, als in der Formel 1 Testfahrten noch in uneingeschränktem Maße erlaubt waren, stellten technische Probleme zwar ein Ärgernis dar, waren aber kein Weltuntergang. Ganz anders sieht die Situation hingegen heutzutage aus: Mittlerweile sind vor Saisonbeginn nur noch acht Testtage erlaubt, während der laufenden Saison gibt es vier weitere, darüber hinaus ist es den Teams aber untersagt, abseits von Rennwochenenden neue Teile zu erproben. Jeder verlorene Testkilometer schmerzt deshalb besonders.

Wer sein Auto liebt, der schiebt, Foto: Sutton
Wer sein Auto liebt, der schiebt, Foto: Sutton

Welche schwerwiegenden Folgen technische Probleme bei Testfahrten für den weiteren Saisonverlauf haben können, bekam 2014 niemand geringerer als der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel zu spüren. Während die Mercedes-befeuerten Teams Runde um Runde drehten, streikte Renaults Power Unit in einer Tour. Red Bull konnte sich von den Schwierigkeiten das ganze Jahr nicht mehr erholen, war nur bedingt konkurrenzfähig und Vettel blieb ohne Rennsieg.

McLaren kann ein Lied von Problemen bei Testfahrten singen, Foto: Sutton
McLaren kann ein Lied von Problemen bei Testfahrten singen, Foto: Sutton

Auch McLaren musste im vergangenen Jahr erkennen, dass der Defektteufel nicht schläft. An zwölf Testtagen brachte es das britische Team auf insgesamt nur 380 Runden - die mit Abstand geringste Laufleistung aller Rennställe. Die Erkenntnisse über die Honda-Power-Unit hielten sich somit in überschaubaren Grenzen und die desaströse Saison, zu der es schlussendlich bekanntlich tatsächlich kam, war bereits früh im Jahr vorgezeichnet.

Unfälle mit fatalen Folgen

Elio de Angelis war das letzte Todesopfer, das F1-Testfahrten forderten, Foto: Sutton
Elio de Angelis war das letzte Todesopfer, das F1-Testfahrten forderten, Foto: Sutton

Leider gingen in der Vergangenheit nicht alle Zwischenfälle glimpflich aus. Acht Piloten mussten bei Formel-1-Testfahrten bislang ihr Leben lassen, der letzte tödliche Unfall liegt glücklicherweise jedoch schon einige Zeit zurück. Am 15. Mai 1986 verstarb Elio de Angelis bei Testfahrten in Le Castellet. Am Brabham des Italieners brach der Heckflügel, worauf sich der Bolide mehrfach überschlug und in Flammen aufging. De Angelis konnte zwar aus dem Wrack geborgen werden, da es aber keinen Rettungshubschrauber an der Strecke gab, dauerte es zu lange, bis der Italiener im Krankenhaus ankam, wo er einer Rauchgasvergiftung erlag.

Auch Patrick Depailler ließ bei Testfahrten sein Leben, Foto: Sutton
Auch Patrick Depailler ließ bei Testfahrten sein Leben, Foto: Sutton

Auch Patrick Depailler wurden Testfahrten zum Verhängnis. Der Franzose verunglückte am 1. August 1980 in der Ostkurve des Hockenheimrings tödlich. Warum Depailler die Kontrolle über seinen Alfa Romeo verlor, wurde nie restlos geklärt, allerdings hätte sein Unfall nicht so fatale Folgen haben müssen. Für den nur wenige Tage später stattfindenden Großen Preis von Deutschland hätte die Ostkurve mit Fangzäunen gesichert werden sollen, die zum Zeitpunkt der Testfahrten aber noch nicht aufgestellt waren.