Neun, zehn, oder elf? Wie viele Teams an der Formel-1-Weltmeisterschaft 2015 teilnehmen werden, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar. Feststeht jedenfalls, dass es weniger als im Jahr 2010 sein werden, als mit Virgin, Lotus Racing und HRT drei neue Rennställe in die Königsklasse des Motorsports einstiegen. Ihre Leidensgeschichte ist hinreichend bekannt, lediglich Lotus-Nachfolger Caterham hat realistische Chancen, auch in der nächsten Saison mit dabei zu sein.

Doch was wurde eigentlich aus den Piloten, die diese drei Teams in ihrer Premierensaison einsetzten? Motorsport-Magazin.com hat in den Personalakten gestöbert.

Timo Glock, Virgin

Glock gewann 2013 sein erstes DTM-Rennen, Foto: Simninja Photodesignagentur
Glock gewann 2013 sein erstes DTM-Rennen, Foto: Simninja Photodesignagentur

Nach dem Rückzug des Toyota-Werksteams heuerte Timo Glock bei Virgin an, wo er über drei Jahre eine Konstante darstellte. Während Glock dem Hinterbänklerteam bis inklusive 2012 die Treue hielt, wechselte sein Teamkollege Jahr für Jahr. Auch 2013 hätte der Deutsche für Marussia, wie das Team mittlerweile hieß, starten sollen, doch weil er nicht über ausreichend Sponsorengelder verfügte, die der Rennstall dringend benötigte, einigte man sich auf eine Vertragsauflösung. Kurz darauf heuerte Glock in der DTM bei BMW an, wo er auch 2015 an den Start gehen wird. Trotz vieler unbefriedigender Ergebnisse ließ der Odenwälder sein Können immer wieder aufblitzen, wie beim Saisonfinale 2013 in Hockenheim, das er gewann.

Lucas di Grassi, Virgin

Glock und di Grassi bei der Virgin-Präsentation für die Saison 2010, Foto: Virgin Racing
Glock und di Grassi bei der Virgin-Präsentation für die Saison 2010, Foto: Virgin Racing

Nach seinem Formel-1-Intermezzo wurde Lucas di Grassi zunächst Pirelli-Entwicklungsfahrer und wechselte später auf die Langstrecke. 2014 absolvierte er in Diensten von Audi die gesamte WEC-Saison und beendete unter anderem die 24 Stunden von Le Mans an der Seite von Marc Gene und Tom Kristensen auf Platz zwei. Darüber hinaus war der Brasilianer als offizieller Formel-E-Entwicklungsfahrer einer der Geburtshelfer der neuen Elektrorennserie. Dass ihm die zusätzlichen Kilometer nicht schadeten, verdeutlicht seine aktuelle Führung im Gesamtklassement. Di Grassi startet gemeinsam mit Motorsport-Magazin.com-Kolumnist Daniel Abt für das Audi Sport Team Abt.

Jarno Trulli, Lotus

Trulli startet inzwischen mit seinem eigenen Formel-E-Team, Foto: Formel E
Trulli startet inzwischen mit seinem eigenen Formel-E-Team, Foto: Formel E

Zwei Jahre lang startete Jarno Trulli, der zuvor unter anderem Teamkollege von Glock bei Toyota gewesen war, für Lotus, ehe das Team in Caterham umbenannt wurde und er sein Cockpit zugunsten von Vitaly Petrov räumen musste. Der Italiener beendete seine Motorsportkarriere damit nach stattlichen 252 Grands Prix, feierte im vergangenen Jahr jedoch ein überraschendes Comeback. Trulli gründete sein eigenes Formel-E-Team, für das er derzeit gemeinsam mit seiner Landsfrau Michela Cerruti fährt. Mit Platz vier beim ePrix in Punta del Este setzte er ein erstes Ausrufezeichen.

Heikki Kovalainen, Lotus

Kovalainen gab beim Australien GP 2010 sein Debüt für Lotus Racing, Foto: Sutton
Kovalainen gab beim Australien GP 2010 sein Debüt für Lotus Racing, Foto: Sutton

Ein Jahr länger als Trulli blieb Heikki Kovalainen bei Lotus/Caterham, bevor er mangels Sponsorengeldern sein Cockpit ebenfalls abgeben musste. Zwar nahm er 2013 in der Rolle des Testfahrers an sechs Freitagstrainings teil, doch ein Renneinsatz blieb ihm verwehrt. Zu diesem kam es dann überraschend am Ende der Saison, als Kimi Räikkönen - offiziell aus gesundheitlichen Gründen - beim anderen Team Lotus, jenem aus Enstone, die letzten beiden Rennen auslassen musste. Kovalainen wurde als Ersatzmann engagiert, verpasste aber sowohl in Austin als auch Interlagos die Punkteränge. Seither bestritt der Finne keine Rennen mehr, sondern machte lediglich durch einen DTM-Test für BMW Schlagzeilen.

Karun Chandhok, HRT

Zehn Mal startete Chandhok für HRT, Foto: Sutton
Zehn Mal startete Chandhok für HRT, Foto: Sutton

Karun Chandhok bestritt 2010 die ersten zehn Saisonrennen für HRT, danach wurde er von Sakon Yamamoto ersetzt. 2011 wechselte der Inder als Testfahrer zu Lotus und kam immerhin auf einen Renneinsatz. Danach verdingte sich Chandhok mehr schlecht als recht auf der Langstrecke, bis er schlussendlich wie so viele Ex-F1-Piloten in der Formel E landete. Für den indischen Rennstall Mahindra Racing erreichte er bis dato als bestes Ergebnis den fünften Platz.

Sakon Yamamoto, HRT

Auf der Strecke hatte Yamamoto keinen Grund zum jubeln, Foto: Sutton
Auf der Strecke hatte Yamamoto keinen Grund zum jubeln, Foto: Sutton

Schon 2006 und 2007 hatte Sakon Yamamoto für Super Aguri respektive Spyker je sieben Grands Prix bestritten, und genauso viele so viele sollte er auch in Diensten von HRT absolvieren. Punkte blieben dem Japaner erwartungsgemäß verwehrt und als feststand, dass er für 2011 keinen neuen Vertrag mehr erhalten würde, wechselte er zur neuen Saison als Testfahrer zu Virgin. Seit seiner Zeit bei HRT ist über weitere Renneinsätze Yamamotos nichts bekannt.

Christian Klien, HRT

Klien startete auch 2014 in Le Mans, Foto: Speedpictures
Klien startete auch 2014 in Le Mans, Foto: Speedpictures

Nachdem Christian Klien von 2004 bis 2006 für Jaguar beziehungsweise Red Bull gefahren war, gab ihm HRT 2010 bei drei Rennen die Chance, sich zu präsentieren. In Schwung bringen konnte das Intermezzo, bei dem er nicht über einen 20. Platz hinauskam, seine Karriere aber nicht wirklich. Klien versuchte sich in weiterer Folge in den verschiedensten Rennserien, von der AutoGP über die V8 Supercars, die ELMS und ADAC Pro Car bis hin zur WEC, abgesehen von einem dritten Rang mit Peugeot in Le Mans blieben nennenswerte Resultate jedoch Mangelware.

Bruno Senna, HRT

Sennas F1-Karriere endete 2012 bei Williams, Foto: Sutton
Sennas F1-Karriere endete 2012 bei Williams, Foto: Sutton

18 Grands Prix und damit mehr als seine drei Teamkollegen bestritt Bruno Senna 2010 für HRT. In weiterer Folge wechselte der Neffe von Ayrton Senna 2011 zu Renault, wo er zunächst den Posten des Testfahrers einnahm, ehe er nach der Sommerpause Stammpilot Nick Heidfeld ersetzte. 2012 verschlug es den Brasilianer schlussendlich mit durchwachsenem Erfolg zu Williams, nach einer Saison musste er seinen Platz allerdings schon wieder räumen, was das Ende seiner Formel-1-Karriere bedeutete. Danach wechselte Senna zu Aston Martin auf die Langstrecke und ist derzeit ebenfalls in der Formel E tätig - als Teamkollege seines Ex-HRT-Stallgefährten Karun Chandhok bei Mahindra.

Jose Maria Lopez, US F1

Lopez ist in der WTCC eine große Nummer, Foto: Citroen
Lopez ist in der WTCC eine große Nummer, Foto: Citroen

Eigentlich hätten 2010 nicht nur drei, sondern vier Teams in die Formel 1 einsteigen sollen. US F1 blieb jedoch eine amerikanische Seifenblase und trat nie zu einem Rennen an, obwohl man mit dem Argentinier Jose Maria Lopez sogar einen Fahrer unter Vertrag hatte. Als klar wurde, dass US F1 nie in der Königsklasse an den Start gehen würde, löste Lopez seinen Kontrakt auf und konzentrierte sich auf seine Tourenwagenkarriere. Rückblickend war dies eine durchaus gute Entscheidung, denn in der vergangenen Saison krönte sich der Südamerikaner als Citroen-Werksfahrer zum WTCC-Champion.