Der Teamchef von Toro Rosso, Franz Tost, hat eine neue Welle der Kritik gegen die Verpflichtung Max Verstappens als Einsatzfahrer für die kommende Saison in der Formel 1 gekontert. "Technisch gesehen ist die Formel 1 so kompliziert wie nie zuvor", sagt Tost. "Die Fahrer müssen viel mehr im Cockpit tun während die Autos genauso herausfordernd sind wie eh und je."

Tost verteidigt Verstappen

Aus seiner Sicht sind die Boliden der Königsklasse alles andere als leicht zu beherrschen: "Die Fahrer müssen die Bremsbalance vor jeder Kurve anpassen und die Motoreinstellungen auf allen Geraden. Außerdem müssen sie die Batterie zur Energierückgewinnung benutzen und die Power Unit für Überholmanöver richtig einstellen", beschreibt der Scuderia-Chef.

Den Vorwurf, Verstappen verfüge nicht einmal über einen Führerschein für die öffentlichen Straßen lässt Tost ebenfalls nicht gelten. "Für jemanden wie Max ist schon immer die Rennstrecke seine Schule gewesen", sagt der Österreicher. "Er hat bereits jede Menge Rennerfahrung. Außerdem ist er Teil der Generation Computer, die daran gewöhnt ist viele Knöpfe zudrücken und die ganze Zeit Einstellungen am Lenkrad zu verändern", ergänzt Tost.

Im Fokus: Ausdauer statt Krafttraining, Foto: Red Bull
Im Fokus: Ausdauer statt Krafttraining, Foto: Red Bull

Harsche Kritik von Villeneuve

Zuletzt hatte Ex-Champion Jacques Villeneuve gepoltert, heutzutage könne doch jedermann einen Formel-1-Boliden fahren und Verstappen als "Kind" und "Beleidigung" für den Sport abgeschrieben. "Zur Zeit meines Vaters waren die Fahrer noch Helden am Lenkrad nahezu unbeherrschbarer Monster", sagte der Kanadier Omnicorse.

Der frühere Toro Rosso-Pilot Jaime Alguersuari stimmte ein, der Sport sei längst zugänglich für jeden während man früher noch besonders hätte sein müssen. "Als ich eingestiegen bin, war es das nicht. Selbst ein Test war zermürbend. Du musstest deine Fahrweise über mehre Monate anpassen", sagte der Spanier gegenüber Marca. "Heute ist die F1 eine große Renault World Series - mit härteren Reifen und schwereren Autos mit weniger Abtrieb und Geschwindigkeit.

Redaktionskommentar

Wie so oft liegt die Wahrheit in der goldenen Mitte. Sicherlich richtig ist das Technik-Argument. Dass die Fahrer im Cockpit neben Gas, Bremse & Schaltung zu fast jeder neuen Saison immer mehr Funktionen kontrollieren müssen, ist Fakt. Absolut korrekt, Herr Tost! Aber sind die F1-Boliden noch immer genauso schwer zu beherrschen wie in früheren Dekaden? Nie und nimmer! Das beweist allein, dass die Piloten zuletzt ihre einst mühsam antrainierte Muskulatur wieder abbauen. Fliegengewicht statt Fliehkraft heißt heute das Zauberwort! Selbst beim Ausdauertraining auf dem Bike müssen die Fahrer schon darauf achten, dass die Oberschenkelnmuskeln nicht zu sehr wachsen - und zu schwer werden. Hier liegt also eher Herr Villeneuve richtig. Gladiatoren, um die Rennbestien zu bezwingen, gibt es, nein braucht es in der modernen F1 nicht mehr. (Jonas Fehling)