Die Vorgeschichte

Neun Teamchefs schlossen sich am Sonntag des Großen Preises von Brasilien 2004 zusammen, um die kostenintensiven Testfahrten zu beschränken. Entsprechend hob man Pläne für nur noch zehn Testtage während der Saison aus der Taufe.

Wenig später mussten diese frisch getauften Pläne aber schon wieder überarbeitet werden, da sich die Scuderia Ferrari, ihrerseits stolzer Besitzer zweier Teststrecken und vieler Millionen Euro auf diversen Bankkonten, entschlossen gegen eine Testlimitierung aussprach und die anderen Teams nun natürlich Angst hatten 50 Tage weniger zu testen als die Italiener.

Aus diesem Grund erhöhten die Neun ihre Testbeschränkung auf 24 Tage im Verlaufe einer Saison. Aber auch dieser Beschluss hielt nicht lange, da Honda mittlerweile mehr Macht bei British American Racing hatte und die Japaner um jeden Preis um den Titel mitfahren möchten. Deshalb wurde erneut aufgestockt: Nun standen 30 Testtage während der Saison zu Buche.

Ein Gegenangebot aus Maranello schlug man erwartungsgemäß eiskalt aus, weshalb die Italiener erklärten, dass sie 2005 und auf unbegrenzte Zeit darüber hinaus unlimitiert testen werden. Und zwar so oft, mit so vielen Fahrern und wo immer sie es möchten.

In der Chefetage in Brackley rief dies wiederum Angst vor einem zu großen unaufholbaren Rückstand auf die Roten hervor, weswegen Honda erneut drohte: "Wenn Ferrari nicht mitmacht, dann machen wir auch nicht mit."

Als die Testbeschränkung somit fast schon totgesagt war, lebte sie dennoch länger: Am vergangenen Dienstag unterzeichneten überraschend alle neun nicht in Maranello ansässigen F1-Teams eine Testbeschränkung auf 30 Testtage im Verlaufe der anstehenden Formel 1 Saison. Zudem legten sie fest, dass sie pro Testtag nur auf einer Rennstrecke und mit maximal zwei Autos testen dürfen.

Somit schien es so, als ob die unendliche Geschichte letztlich doch noch ein versöhnliches Happy End erhalten hätte. Zumindest hielt dieser Anschein für zwei Tage an. Dann begann das nächste Kapitel der einmal nicht von Michael Ende stammenden unendlichen Geschichte...

Die Fortsetzung

Ebenso überraschend wie British American Racing Honda am Dienstag seine Zustimmung für ein 30-Tage-Testlimit gab, erklärte Teamboss Nick Fry kaum 48 Stunden danach gegenüber Autosport: "Wir haben dieses Abkommen unterzeichnet und die Teams haben alle auf der gleichen Basis zugestimmt", so Fry, der betont, dass sich die Einstellung der Weißen nicht geändert habe. "Unsere Hoffnung ist natürlich, dass wenn wir alle unterschreiben auch Ferrari mit ins Boot kommt."

Davon ist jedoch kaum auszugehen. "Wir ziehen unser eigenes Projekt durch", wiederholte Ferrari-Sprecher Luca Colajanni vor wenigen Tagen die allgemeine Meinung in Maranello, wo man mit dem selbst vorgeschlagenen 15.000 Kilometer Testplan rund drei Millionen Euro sparen möchte.

"Wenn Ferrari sich dazu entscheiden sollte nicht zu unterschreiben, dann gibt es klarerweise auch keine gültige Vereinbarung und dann müssen wir sehen wie sich die Situation weiter entwickelt und was wir machen werden." Im Klartext: Die Unterschriften der neun Teamchefs vom vergangenen Dienstag sind höchstwahrscheinlich noch nicht einmal das berühmte Papier wert, auf welchem sie mit höchst kostenintensiven Kugelschreibern schwungvoll angefertigt wurden.

Laut dem Neu-B·A·R-Boss würde es aus der Formel 1 eine "Farce" und ein "Gespött" machen, wenn neun Teams nur 30 Tage, ein Team aber unbeschränkt testen würde. "Wir waren glücklich uns anzuschließen, aber es wäre lächerlich wenn einige Teams mit auf dem Rücken gefesselten Händen um die Weltmeisterschaft kämpfen müssten. Und ich glaube nicht, dass wir die einzigen sind die so denken."

Und obwohl Fry mit dieser Aussage selbstverständlich den Kern trifft – einen Kern, welchen Ron Dennis wohl sofort unterstützen würde –, sollte er sich auch die Frage stellen, wie lächerlich das Hin und Her der anderen Teams und besonders von B·A·R Honda wirkt und was nun die größere Farce ist?

Ist es lächerlicher ständig Abkommen zu unterzeichnen die nichts wert sind und deren Unterzeichner wöchentlich die Meinung wechseln oder ist es lächerlicher einen – wenn auch nicht gerade sehr kompromissbereiten oder hundertprozentig "fairen" – Vorschlag zu machen und an diesem oder gar keinem festzuhalten?