Daniil Kvyat erlebt derzeit einen kometenhaften Aufstieg. Nach nur einer Saison beim Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso wird der junge Russe in der kommenden Saison Nachfolger des vierfachen Weltmeisters Sebastian Vettel, der jüngst sein Engagement beim Dosenhersteller aufkündigte. Sein russischer Nachfolger geht bescheiden mit den gestiegenen Erwartungen um und ist sich seiner Stärke dennoch bewusst.

Duell mit Vergne für sich entscheiden

Bei Toro Rosso hat der 20-Jährige mit Jean-Eric Vergne derzeit einen Teamkollegen, der bereits in seiner dritten Formel-1-Saison fährt. Dennoch überzeugte der Neuling auf ganzer Linie. In den Qualifying-Duellen hat der junge Russe die Nase vorn. Vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi steht es in dieser Kategorie 11:7 für den designierten Red Bull Racing-Fahrer und auch die Renn-Bilanz kann Daniil Kvyat im Wüstenstaat für sich entscheiden .

"Jean-Eric [Vergne] ist in seiner dritten Saison und ist sehr talentiert und extrem stark. Ich konnte deshalb mein Können zeigen, wobei natürlich von Anfang an die Gefahr bestand, dass er mich sportlich zerstört. Das ist nicht passiert, deshalb ist alles in Ordnung", sagte Kvyat gegenüber Crash.net.

Der Wechsel zum großen Bruder Red Bull ist jedoch bezeichnend für die im Lauf der Saison geänderte Hackordnung beim Rennstall von Teamchef Franz Tost. "Ich habe nach ein paar Rennen gemerkt, dass es gut für mich aussieht", sagte Kvyat. "Es war nicht abzusehen, dass Sebastian [Vettel] Red Bull verlässt, aber ich habe trotzdem immer alles gegeben. Speziell um den Leuten um mich herum zu zeigen, dass ich in einer sehr guten Form bin. Jedes Jahr ist ein wichtiges Jahr in der Karriere, also habe ich einfach Gas gegeben."

Daniil Kvyat nimmt den Platz von Sebastian Vettel ein, Foto: Sutton
Daniil Kvyat nimmt den Platz von Sebastian Vettel ein, Foto: Sutton

Angst oder gar Zweifel vor seinem ersten Jahr in der Formel 1 und dem Duell mit Jean-Eric Vergne verspürte der Russe kaum. "Natürlich habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, auch vor der Saison und bevor es auf die Strecke ging. Aber sobald ich das erste Mal mein Limit gefunden habe und mein Team das auch bemerkt hat, waren alle Zweifel und Gedanken verschwunden .

Die Erfahrung macht es von Mal zu Mal besser. Die größte Umstellung von der GP3-Serie zur Formel 1 seien Rennlänge und die damit verbundene Renn-Pace gewesen. Im Verlauf der Saison habe er sich aber an diesen Umstand gewöhnt, sodass das einer der bedeutendsten Lernprozesse gewesen sei, so Kvyat weiter.

Trotz Wechsel hochkonzentriert

Nach der Bekanntgabe des Wechsels zu Red Bull habe sich für den Russen allerdings weniger geändert als er vorher angenommen hätte. Die laufende Saison und die Konzentration auf das letzte Rennen lässt Kvyat wenig Zeit, um über die Arbeit bei seinem neuen Arbeitgeber nachzudenken. "Ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist, weil ich dann fokussiert genug für meine jetzige Arbeit bin", gibt sich der 20-Jährige professionell.

Daniil und Daniel versuchen in der Saison 2015 Red Bull wieder an die Spitze des Feldes zu bringen, Foto: Sutton
Daniil und Daniel versuchen in der Saison 2015 Red Bull wieder an die Spitze des Feldes zu bringen, Foto: Sutton

Kvyat hofft in der kommenden Saison an der Seite von Daniel Ricciardo im Red Bull um die Spitzenplätze kämpfen zu können. Dass er dann in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit rücke, stört den Youngster weniger: "Ich werde meinen besten Job machen und wenn du dann noch unter den Besten bist, dann ist es klar, dass du mehr Aufmerksamkeit bekommst und dich die Leute genauer beobachten."

Die Tatsache, dass Kvyat in die großen Fußstapfen von Sebastian Vettel tritt, lässt ihn kalt. "Natürlich ist Sebastian [Vettel] ein Vorbild für mich, weil er gezeigt hat wie sich die Dinge entwickeln können. Ich will alles aus meinen Möglichkeiten herausholen."

Daniel Ricciardo sei jedoch ein extrem harter Gegner und der 25-Jährige habe gezeigt, wie stark er sei, da der Vierfach-Champion Vettel in dieser Saison keine Chance gegen den Australier gehabt habe, stellt Kvyat Riccardos Leistung in die Schaufenster .

"Ich bin gespannt, wie ich gegen ihn aussehen werde. Aber ich habe keine Angst oder etwas Ähnliches. Ich werde im nächsten Jahr mit klarem Verstand in das Duell gehen. Ich weiß, was ich in den letzten Jahren geleistet habe, deshalb sollte es zwischen Daniel [Ricciardo] und mir eng werden." Ob er sich allerdings als zukünftiger Weltmeister sieht, ließ Kvyat offen. "Alles ist möglich. Natürlich gibt es Möglichkeiten. Ich glaube einfach, dass die Erfahrungen, die ich nächstes Jahr machen werde, extrem hilfreich für meine Entwicklung sein werden."