Das hat es in der Formel 1 noch nie gegeben. Beim großen Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi werden doppelte Punkte für die Top-10 vergeben. Die WM-Entscheidung fällt durch die höchst umstrittene Neuerung wesentlich knapper aus. Lewis Hamilton führt die Gesamtwertung mit 17 Punkten Vorsprung auf seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg an. Wegen der doppelten Punkte hat Rosberg zumindest rechnerisch bessere Chancen, Sebastian Vettel als Weltmeister abzulösen.

Seit dem Jahr 2010 erhält der Rennsieger üblicherweise 25 Punkte, der Zweite 18 Zähler. Zwischen 2003 und 2009 gab es 10 WM-Punkte für den Gewinner, Platz zwei war mit 8 Punkten dotiert. Motorsport-Magazin.com blickt zurück: Wie wären die WM-Entscheidungen in den vergangenen Jahren ausgegangen, wenn es die 2014er Punkteregel bereits damals gegeben hätte?

Wegen der doppelten Punkte steigen Rosbergs WM-Chancen, Foto: Sutton
Wegen der doppelten Punkte steigen Rosbergs WM-Chancen, Foto: Sutton

2013: Es wäre noch dominanter gewesen

In diesem Jahr hätten die Doppel-Punkte beim Finale rein gar nichts geändert. Sebastian Vettel machte bereits vier Rennen vor Schluss in Indien seinen vierten Titelgewinn klar. Der Red-Bull-Pilot reiste mit 145 Punkten Vorsprung auf Fernando Alonso nach Interlagos, hätte mit dem Sieg sogar 50 Punkte eingestrichen und somit in der Endabrechnung 175 Zähler Vorsprung auf Platz zwei gehabt.

2012: Es wäre Alonsos Triumph gewesen

In diesem Jahr hätte sich Alonso nur allzu gern in die Regel-Zukunft gewünscht. Der Ferrari-Pilot fuhr beim dramatischen Finale in Brasilien auf Platz 2 und kassierte dafür 18 Punkte - mittels der 2014er Rechnung wären es dann 36 Zähler und damit verbunden der WM-Triumph gewesen. Vettel kam nach einem frühen Dreher nicht über Platz 6 hinaus, doch diese Platzierung reichte zum WM-Sieg. Mit der neuen Punkteregelung hätte es am Ende stattdessen so ausgesehen: Alonso Weltmeister mit 296 Punkten, Vettel nur Zweiter mit 289 Zählern auf dem Konto.

Wenn 2012 nur 2014 gewesen wäre..., Foto: Sutton
Wenn 2012 nur 2014 gewesen wäre..., Foto: Sutton

2011: Alle Regeln egal

In Vettels dominantester Saison hätte der FIA-Plan, die WM mit doppelten Finalpunkten spannender zu gestalten, überhaupt nicht funktioniert. Schon in Suzuka - also fünf Rennen vor Schluss - entschied der Heppenheimer die Weltmeisterschaft für sich. Beim Saisonfinale in Interlagos fuhr Vettel auf Platz zwei und hätte somit ein noch größeres Punktepolster auf den WM-Zweiten Jenson Button gehabt, der in Interlagos Platz drei erreichte. Tolle WM-Spannung dank zweifacher Punkteausbeute beim großen Finale? Fehlanzeige.

2010: Schwacher Trost für Alonso

Das erste Jahr mit der neuen Punkteregelung, die dem Sieg einen höheren Stellenwert einräumen sollte. Hätte sich mittels der 2014er Regeln in dieser Saison etwas in Sachen Titelentscheidung verändert? Nein, denn Vettel gewann in Abu Dhabi und fuhr damit seinen ersten WM-Sieg ein. Schwacher Trost für Alonso: Er hätte in der 2014er Welt gar Platz 2 statt 'nur' P4 für den WM-Sieg benötigt.

Alonso reiste mit 15 Punkten Vorsprung auf Vettel und 6 Punkten vor Mark Webber zum Finale, am Ende hatte er vier Zähler Rückstand auf Vettel. Platz vier hätte Alonso für den Titelgewinn gebraucht, doch dank der rollenden Blockade Vitaly Petrov reichte es lediglich zu Platz sieben. Webber wurde Achter. Angesichts Vettels 50 Punkten für den Sieg hätte nur Platz 2, und damit 36 Zähler, Alonso den WM-Erfolg beschert.

Knapp, knapper, 2008, Foto: Sutton
Knapp, knapper, 2008, Foto: Sutton

2003 - 2009: Ein Titel weniger für Schumacher

Spaßeshalber ein kleiner Blick in die Vergangenheit, in der es für den Sieg noch 10 Punkte und 8 für den zweiten Platz gab. In den sieben WMs zwischen 2003 und 2009 hätte es unter 2014er Reglement immerhin zweimal einen anderen Titelausgang gegeben.

2008 hätte Felipe Massa der Sieg im Regen von Interlagos tatsächlich zum Titelsieg gelangt, Lewis Hamiltons fünfter Platz - womit er am Ende ein WM-Pünktchen Vorsprung auf den Ferrari-Piloten hatte - hätte nicht gereicht. Mittels der doppelten Punkteausbeute beim Finale hätte sich Massa mit 107 Zählern zum Weltmeister gekrönt und der Brite mit 102 Punkten das Nachsehen gehabt.

Räikkönen hätte Schumachers Serie beinahe gebrochen, Foto: Sutton
Räikkönen hätte Schumachers Serie beinahe gebrochen, Foto: Sutton

2003 hätte die Sache genau anders herum ausgesehen und am Ende - unter Rücksichtnahme auf die doppelte Punkteausbeute - ein McLaren statt eines Ferrari triumphiert. Michael Schumacher reichte beim Finale in Japan der achte Platz zum Titelgewinn, weil McLaren-Mann Kimi Räikkönen hinter Rubens Barrichello die Ziellinie als Zweiter überquerte.

So rettete der Rekord-Champion, der im Rennen zwischenzeitlich Letzter war, den WM-Sieg mit zwei Punkten Vorsprung auf Räikkönen. Unter 2014er Regularien hätte die Geschichte anders ausgesehen und der Finne sich dank Platz zwei - und damit 16 statt 8 Punkten - durchgesetzt.