Wie ein Damoklesschwert hängen die dunklen Regenwolken über dem Autódromo José Carlos Pace zu Sao Paulo. Die beiden Freien Trainings am Freitag fanden zwar auf trockener Piste statt, doch nur wenige Kilometer von der Rennstrecke entfernt gingen bereits gewittrige Regenschauer nieder. Am Samstag wird sich die Formel 1 intensiv mit dem Nass oben auseinandersetzen müssen, denn eine Kaltfront erreicht die brasilianische Metropole und bringt Niederschlag.

Schwere Regenfälle erwartet

Während das dritte Freie Training am Vormittag noch trocken über die Bühne gehen dürfte, müssen sich Teams und Piloten darauf vorbereiten, im Qualifying die Intermediates und Regenreifen einzusetzen. "Es ist durchaus möglich, dass es sehr kräftig regnet und die Strecke unter Wasser steht", warnte Steffen Dietz, Chefmeteorologe des offiziellen Formel-1-Wetterdiensts UBIMET.

Für den Rennsonntag sehen die Prognosen nach aktuellem Stand zwar etwas besser aus, das Regenrisiko bleibt aber bestehen. "Vom Atlantik her gelangen feuchte Luftmassen in den Bereich der Rennstrecke. Das führt zu meist stark bewölktem oder bedecktem Himmel und möglicherweise auch zu leichtem bis mäßigem Regen beziehungsweise Sprühregen", so Dietz.

Hatte es am Freitag noch Schwüle 30 Grad, kühlt es im Verlauf des Wochenendes sukzessive ab. Am Samstag werden Höchstwerte von 26 Grad erwartet, am Sonntag dürfte das Quecksilber hingegen nicht mehr über die Marke von 20 Grad klettern. Motorsport-Magazin.com hörte sich im Fahrerlager hinsichtlich des erwarteten Wetterumschwungs um.

Blauer Himmel dürfte am Samstag die Ausnahme darstellen, Foto: Red Bull
Blauer Himmel dürfte am Samstag die Ausnahme darstellen, Foto: Red Bull

Ricciardo hofft auf Regen

"Sollte es regnen, haben wir gute Chancen", meinte Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo mit Blick auf das Qualifying. "Im Trockenen müssen wir die zweite Startreihe anpeilen." Eine komplett andere Meinung vertrat hingegen Jenson Button, der hofft, dass der Himmel seine Schleusen geschlossen hält - zumindest vorerst. "Wir brauchen ein trockenes drittes Freies Training, denn im Moment sind wir im Nirgendwo", gab der McLaren-Routinier unumwunden zu.

Doch nicht der drohende Regen sorgt für Diskussionsstoff, auch die Temperaturen stellen die Teams vor Herausforderungen. Kam es am Freitag aufgrund des neuen Asphalts und der schwülen Hitze noch zu Blasenbildungen an den Reifen, sollte dies im weiteren Verlauf des Rennwochenendes nicht mehr der Fall sein. "Wir erwarten, dass es ein wenig kühler wird", hat auch Nico Rosberg die Wetterprognose aufmerksam gelesen.

Regen ist in Brasilien nichts Ungewöhnliches, Foto: Sutton
Regen ist in Brasilien nichts Ungewöhnliches, Foto: Sutton

Setup als Fragezeichen

Was die Rennabstimmung betrifft, tappen die Teams noch gehörig im Dunkeln. Zum einen ist dies dem bevorstehenden Wetterumschwung geschuldet, aber auch zahlreiche rote Flaggen verhinderten das standardmäßige Abspulen von Longruns im zweiten Training. "Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viele Runden die Reifen halten werden", gab Lewis Hamilton zu.

Den Strategen an den Kommandoständen steht also eine lange Nacht bevor, um das optimale Setup auszuklügeln, denn bekanntlich befinden sich die Autos nach dem Qualifying unter Parc-fermé-Bedingungen und abgesehen vom Frontflügel dürfen bis zum Rennstart keine weitreichenden Änderungen mehr vorgenommen werden.

Hülkenberg nutzte 2010 die Gunst der Stunde, Foto: Bridgestone
Hülkenberg nutzte 2010 die Gunst der Stunde, Foto: Bridgestone

"Die Temperaturen waren höher, als wir sie für den Rest des Wochenendes erwarten", bestätigte Toto Wolff. "Jetzt müssen wir richtig vorhersagen, in welche Richtung wir das Setup entwickeln müssen."

Alles ist somit für ein spannendes Qualifying angerichtet und es wäre nicht das erste Mal, würde ein Sensationsmann in Sao Paulo die Pole Position erobern. Vor vier Jahren stellte Nico Hülkenberg seinen Williams völlig überraschend auf den Platz an der Sonne und profitierte von wechselhaften Bedingungen. Ebenfalls keine Premiere wäre es, müsste das Zeittraining verschoben werden. 2009 stand erst mit fünfstündiger Verspätung fest, wer das Feld in die erste Kurve führen wird.