Marussia verzichtet beim Russland Grand Prix auf den Einsatz eines zweiten Autos. Das Cockpit des in Suzuka schwer verunfallten Jules Bianchi bleibt in Sochi leer. Mit dieser Geste möchte Marussia Bianchi und seiner Familie Respekt zollen, obwohl Ersatzfahrer Alexander Rossi startklar gewesen wäre. Kein leichter Schritt für das kleine Team, wie Sportdirektor Graeme Lowdon nach den beiden Russland-Trainings erklärte.

"Das war eine schwierige Entscheidung", räumte der Brite während der FIA-Pressekonferenz ein. "In der Hauptsache wollten wir etwas Nützliches machen und Jules sowie seine Familie bestmöglich unterstützen. Wir dachten, dass es richtig sei, hier hin zu kommen und an der Veranstaltung teilzunehmen. Als Zeichen der Unterstützung für Jules und aus Respekt vor seiner Mutter und seinem Vater, haben wir das zweite Auto zurückgezogen."

Marussia setzt in Sochi nur ein Auto ein, Foto: Sutton
Marussia setzt in Sochi nur ein Auto ein, Foto: Sutton

Dank an die Fans

Marussia-Teamchef John Booth ist nicht zur Premiere der Formel 1 in Russland gereist. Stattdessen unterstützt er die Familie des jungen Franzosen am Krankenbett des Mie General Medical Center in Yokkaichi, Japan. "Wir sind keine Ärzte und können in diesem Bereich nicht helfen", so Lowdon. "Aber wir können eine andere Form der Unterstützung liefern und hoffen, dass sie in dieser schwierigen Zeit hilft. Aus Teamsicht möchten wir uns bei jedem für seine Hilfe bedanken - vor allem bei den Fans."

Die weltweite Anteilnahme an Bianchis Unglück vor knapp einer Woche ist riesig. Auch unter den Fahrern sämtlicher Rennserien, die Bianchi mit speziellen Logos und Aufklebern sowie auf sozialen Netzwerken unterstützen. "Es war eine sehr, sehr schwierige Zeit", sagte Lowdon weiter. "Aber in dieser Zeit wurden wir daran erinnert, wie viel Unterstützung es für Leute innerhalb des Sports gibt. Jules ist ein außergewöhnlicher F1-Fahrer, aber auch ein außergewöhnlicher Mensch. Ich kenne niemanden, der ihn nicht mag."

Die Gedanken sind bei Jules Bianchi, Foto: Sutton
Die Gedanken sind bei Jules Bianchi, Foto: Sutton

Teil der Ferrari-Familie

Auch die Formel 1 tut alles Mögliche, um Bianchi in dieser schweren Zeit zu helfen. Professor Gerard Saillant, Präsident der FIA Medical Commission und Vertrauter von Michael Schumacher, war eigens nach Japan gereist. Ferrari schickte zudem Professor Alessandro Frati, einen Neurochirurgen der Universität Rom, ins Mie General Medical Center. "Jules ist Ferrari-Fahrer, Teil der Ferrari-Familie und einer von uns", sagte Ferrari-Teamchef Marco Mattiaci. "Wir sind im Moment sehr schmerzerfüllt. Wir versuchen, so nahe wie möglich bei seiner Familie zu sein."

Fahrer in Gedanken bei Jules

Den Piloten fiel es schwer sich am Freitag auf das Freie Training. "Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir heute nicht andere Dinge durch den Kopf gegangen sind", erzählte Daniel Ricciardo und auch Lewis Hamilton gestand: "Es war schwierig heute ins Auto zu steigen." "Unsere Gedanken sind bei Jules. Wir denken ständig an ihn und hoffen das Beste", erklärte Kevin Magnussen und Jenson Button fügte hinzu: "Wir beten für Jules, den wir alle schmerzlich vermissen. Es ist gut, dass ich ins Auto steigen konnte. Zu fahren, war für mich immer der beste Weg, wenn ich Schwierigkeiten hatte."

Bianchi liegt nach seinem schweren Unfall beim Japan Grand Prix weiter auf der Intensivstation des Krankenhauses. Sein Zustand ist laut einer Mitteilung von Marussia kritisch, aber stabil. Laut Medienberichten soll sich sein Zustand verschlechtert haben, eine offizielle Stellungnahme gibt es jedoch nicht. "Jeder weiß, dass sich Jules in einer kritischen Phase befindet. Er kämpft, wie er immer gekämpft hat, genau wie in seinen Rennen. Er ist stark", sagte sein Vater Philippe gegenüber französischen Medien.