"Formel-1-Cockpit mit großen Aufstiegsmöglichkeiten - Probezeit: mindestens ein Jahr", so könnte sich eine virtuelle Stellenanzeige lesen, die den aktuellen Überlegungen von Helmut Marko und Franz Tost zu Grunde liegt.

Sebastian Vettels Entscheidung vom Wochendende, Red Bull zu verlassen, hat auch auf das B-Team Toro Rosso Auswirkungen. Daniil Kvyat wird durch den Abschied des vierfachen Weltmeisters zu Red Bull Racing aufsteigen, womit sein Cockpit bei Toro Rosso frei wird.

Am Montag nahm Marko in einer Talkrunde auf ServusTV zur Cockpitsuche Stellung. "So schnell geht das nicht. Wir haben immerhin schon die Situation bei Red Bull Racing gelöst und mit Max Verstappen ja schon einen Fahrer (bei Toro Rosso) fix", sagte der Österreicher.

"Es gibt im Junior Team einige Kandidaten, aber da sind noch Meisterschaften offen. Wir werden den Besten nehmen, um bestmöglich gewappnet zu sein. Eine ganz sichere Prognose von mir: wir werden mit vier Fahrern aus dem Red Bull Junior Programm fahren." Neben Aufsteiger Kvyat und Neuling Verstappen entstammt auch Daniel Ricciardo der Nachwuchsschmiede Red Bulls.

Der vierte im Bunde wird sich 2015 also aus dem folgenden Trio rekrutieren, insofern Marko und Tost sich nicht doch noch für einen Verbleib von Jean-Eric Vergne entscheiden:

Carlos Sainz jr. (20)

Sainz durfte im Vorjahr erstmals testen, Foto: Sutton
Sainz durfte im Vorjahr erstmals testen, Foto: Sutton

Der 20-jährige Spanier ist der Dienstälteste im Red Bull Junior Programm, dem er bereits seit 2010 angehört. Über Formel BMW, Formel Renault 2.0, Formel 3 und GP3 landete Sainz im vergangenen Winter in der Formel Renault 3.5. Dort führt er vor den abschließenden beiden Rennen in Jerez nach sieben Siegen in 15 Rennen souverän an und braucht nur noch sechs Zähler (das Punktesystem ist ident mit jenem der Formel 1) um sich den Titel zu sichern.

Sainz, dessen Vater Carlos senior zweifacher Rallye-Weltmeister und Dakar-Sieger ist, hat nicht zuletzt wegen seiner diesjährigen Erfolge für viele die besten Karten für das Cockpit bei Toro Rosso in der Hand. F1-Erfahrung durfte Sainz junior im Vorjahr beim Young Driver Test in Silverstone sammeln, wo er sowohl einen RB9 als auch einen STR8 pilotieren durfte.

Alex Lynn (21)

Lynn mischt 2014 die GP3 auf, Foto: GP3 Series
Lynn mischt 2014 die GP3 auf, Foto: GP3 Series

Der Brite gehört erst seit dieser Saison dem Red Bull Junior Team an und wird aktuell beim renommierten Carlin-Rennstall in der GP3 eingesetzt. Nach drei Saisonsiegen liegt Lynn in der Gesamtwertung souverän voran und ist vor den abschließenden vier Rennen in Sotschi und Abu Dhabi großer Favorit auf den Titelgewinn. Lynn ist an Erfolge in den Nachwuchsserien aber gewöhnt: 2011 wurde er britischer Formel-Renault-Meister und im Vorjahr Vizemeister der Toyota Racing Series sowie Dritter in der Gesamtwertung der Formel 3 EM. Beim prestigeträchtigen Formel-3-Rennen in Macau stand er bereits zweimal auf dem Podium - unter anderem als Sieger im Vorjahr.

Pierre Gasly (18)

Gasly wartet noch auf den ersten Saisonsieg, Foto: WS by Renault
Gasly wartet noch auf den ersten Saisonsieg, Foto: WS by Renault

Der Franzose Gasly ist mit 18 Jahren der jüngste der drei Anwärter auf das frei gewordene Toro-Rosso-Cockpit. Wie Lynn stieß auch Gasly erst in diesem Jahr in den Nachwuchskader von Red Bull. In der Formel Renault 3.5 fährt der Franzose in dieser Saison für den Arden-Rennstall von RBR-Teamchef Christian Horner. In 15 Rennen schaffte er es acht Mal auf das Podium, allerdings ohne einen einzigen Sieg zu erringen. In der Meisterschaft reicht diese Ausbeute für den dritten Rang. Auf den Titelgewinn hat Gasly allerdings keine Chance mehr. In den vergangenen Jahren fuhr der 18-Jährige in der französischen Formel 4 und der Formel Renault 2.0, wo er im Vorjahr im Eurocup seinen ersten Gesamtsieg holte.