Nach langem Hin und Her, nach 4 Stunden Teammanager-Meeting und endlosen Diskussionen war es endlich klar: In dieser Saison kommt das Funkverbot nur in einer stark abgeschwächten Variante. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: Für 2015 soll das ursprünglich geplante Verbot in Kraft treten.

Dann ist nicht nur das sogenannte 'Driver-Coaching' über Funk verboten, sondern auch sämtliche technische Anweisungen an den Fahrer. Einige Teams protestierten in Singapur gegen die sofortige und rigorose Umsetzung der Direktive von Charlie Whiting. Vor allem jene Teams, die nicht mit dem neuen McLaren-Display ausgestattet sind sondern auf herkömmliche 13-Segment-Anzeigen vertrauen.

Viele fürchteten, ohne die Anweisungen aus der Boxengasse, die schwarz-weiß karierte Flagge überhaupt nicht zu sehen. Auch Mercedes Motorsportchef Toto Wolff freute sich, dass die Direktive noch einmal überdacht wurde. "Ich denke, Charlie und die FIA haben bemerkt, dass man sich alles noch einmal genau ansehen muss", so Wolff.

Paddy Lowe sieht das ein bisschen anders. "Ich würde sagen, dass wir schon jetzt gut auf das geplante Funkverbot vorbereitet wären", sagte er im Gespräch mit f1news.ru. Nico Rosberg spulte noch vor dem Singapur GP Tests im Simulator ab, um das Fahren ohne technische Anweisungen über den Funk zu üben. Auch bei anderen Teams wurden solche Simulationen abgespult.

Das Funkverbot in seiner ursprünglichen Fassung, Foto: Ferrari/Twitter
Das Funkverbot in seiner ursprünglichen Fassung, Foto: Ferrari/Twitter

"Wir waren bereit, aber durch die Tatsache, dass wir jetzt mehr Zeit haben, können wir mehr machen, um es den Fahrern zu erleichtern, all die nötigen Informationen besser und komfortabler zu geben.", so Lowe. Geht es nach dem Executive Director Technical, werden einige Prozesse in der kommenden Saison vereinfacht.

Vor allem das Startprozedere ist in dieser Saison eine Wissenschaft für sich. In der Einführungsrunde muss nicht nur darauf geachtet werden, Reifen und Bremsen auf die richtige Temperatur zu bekommen, sondern auch die richtige Menge an Energie zu rekuperieren. Das Einstellen des Kupplungsschleifpunktes gehört seit Jahren zur Aufgabe des Fahrers - auf Anweisung seiner Boxencrew. Derlei Prozesse könnten 2015 vereinfacht werden.

"Aber insgesamt sollten diese Regeln kein großes Problem darstellen", ist sich Lowe sicher. Für den Kommandostand ändert sich auf der einen Seite wenig. Die Strategie wird wie gehabt geplant und dem Fahrer mitgeteilt. "Hier ändert sich nichts."

Auch Charlie Whiting hat nicht auf alle Fragen eine Antwort, Foto: Sutton
Auch Charlie Whiting hat nicht auf alle Fragen eine Antwort, Foto: Sutton

Aber bei der Ferndiagnose ändert sich sehr wohl etwas. Lowe fürchtet, dass die Regeln so weit gehen, dass die Fahrer auch in Ausnahmesituationen nicht ausreichend instruiert werden dürfen. Beispielsweise nach Kollisionen oder bei technischen Problemen. Hier warnt Lowe: "Egal was in den Regeln bezüglich des Funkverkehrs steht: Diese Regeln können und dürfen uns nicht davon abhalten, die Probleme am Auto zu lösen."

Das Verbot sieht aber eine Ausnahme vor: Gibt es Sicherheitsbedenken, darf gefunkt werden. Allerdings ist noch nicht ganz klar, unter welchen Umständen ein Funkspruch als sicherheitsrelevant gilt. Auch bei den Strafen gibt es noch keine klaren Anweisungen. Charlie Whiting konnte hier auch noch keine Antwort geben - schließlich meldet er einen Verstoß nur an die Rennstewards, die dann letztendlich über das Strafmaß entscheiden müssen. Im Raum steht aber eine 5-Sekunden-Strafe. Und im Zweifel - so meinten schon einige Piloten - würden sie die Strafe lieber in Kauf nehmen, statt mit technischen Problemen zu kämpfen.