Das hat man in letzter Zeit vermisst: Sebastian Vettel war endlich wieder in seiner alten Form zurück und fuhr in Singapur hinter dem überlegenen Lewis Hamilton auf Platz zwei. Nicht nur hielt er am Ende Daniel Ricciardo und Fernando Alonso hinter sich, sondern es gelang ihm auch, seine Reifen so zu schonen, dass er problemlos bis ins Ziel kam, obschon er selbst diese Taktik am Funk anzweifelte. Zwischenzeitlich führte er das Rennen sogar kurz an, doch gegen Hamilton auf viel frischeren Reifen konnte der amtierende Weltmeister nichts ausrichten.

"Das war ein hartes Rennen über zwei Stunden", sagte ein abgekämpfter Vettel auf dem Podium. Den Grund, warum er Daniel Ricciardo endlich auch einmal im Rennen hinter sich lassen konnte, hatte er schnell gefunden: "Ich hatte einen guten Start und bin gut an Daniel vorbeigekommen. Fernando ist wirklich Kamikaze in die erste Kurve hineingestochen." Dank des fragwürdigen Manövers des Spaniers, der nur Vettel, nicht aber Ricciardo wieder passieren ließ, hatte Vettel nun einen Puffer zwischen sich und seinem Teamkollegen. "Im ersten Abschnitt des Rennens waren wir gut unterwegs, erst als die Hinterreifen abbauten, mussten wir abreißen lassen."

Safety Car zum ungünstigsten Zeitpunkt

Dann kam der entscheidende Moment im Rennen: Nachdem Alonso ihn mit einem Undercut überholt hatte, wechselte Red Bull die Strategie und schickte Vettel auf dem härteren Reifen wieder heraus, und dann wurde die Strategie völlig über den Haufen geworfen: "Das Safety Car kam echt zum blödesten Zeitpunkt für uns. Wir haben deshalb ein bisschen mit der Strategie gespielt. Um ehrlich zu sein, ich hätte nicht gedacht, dass ich durchfahren kann." Und so musste er über den eigenen Schatten springen und die Reifen schonen, was ihm aber gelang: "Die letzten Runden waren abenteuerlich, ich bin nur noch 80 Prozent gefahren und geschaut, dass der Reifen nicht überhitzt."

Lewis Hamilton war für einen Kampf zu schnell, Foto: Sutton
Lewis Hamilton war für einen Kampf zu schnell, Foto: Sutton

Hinzu kam noch die Drucksituation, da von hinten Daniel Ricciardo und Fernando Alonso mit frischeren Reifen anstanden: "Das war wirklich an der Grenze. Ich hatte viel Druck von Daniel und Fernando am Ende. Da ist es schön, Platz zwei zu holen - gerade nach dem verpatzten Freitag." Er fügte hinzu, dass der Champagner in Singapur noch einmal ganz besonders schmeckt: "Es ist ganz schön heiß hier und man muss sich stets konzentrieren. Das Rennen hat riesigen Spaß gemacht wegen der Herausforderung."

Christian Horner war ebenfalls begeistert vom Resultat: "Das war ein sensationeller Job, die Reifen bis zum Ende am Leben zu erhalten!" Ein großer Kampf gegen Hamilton um den Sieg habe dabei nicht auf der Agenda gestanden: "Es gab keine Chance, ihn zu halten. Seb hat das genau richtig gemacht: Er hat ganz kurz ein bisschen gekämpft, wusste aber schnell, dass er ihn nicht würde hinter sich halten können. Er hat die Reifen geschont und das Ergebnis geholt - das ist super Teamarbeit!"