Der 19. Tag des Ecclestone-Prozesses in München zeigte auf, wie zerrüttet die Verhältnisse in der Formel 1 vor acht Jahren waren. Im Zeugenstand war ein Mitarbeiter einer Kommunikationsagentur, der 2006 die in der F1 engagierten Hersteller bezüglich der Gründung einer Piratenserie beraten hatte.

Damals waren mit Ferrari, Mercedes, BMW, Honda und Toyota gleich fünf große Automobilhersteller mit Werks- oder Semi-Werksteams in der Königsklasse vertreten sowie Cosworth als reiner Motorenhersteller. Die großen Hersteller schmiedeten einige Zeit Pläne, ihre eigene Rennserie ins Leben zu rufen und sich damit von Bernie Ecclestone und der FIA unabhängig zu machen - vor allem in finanzieller Hinsicht.

Ecclestone gegen Piraten-Serie

Ecclestone freilich versuchte derartige Pläne im Keim zu ersticken, hätten sie ihn doch seiner Einnahmequelle beraubt. "Mein Eindruck war, dass Herrn Ecclestone daran gelegen war, sämtliche Allianz-Bildungen zu verhindern", sagte der Zeuge laut APA am Mittwoch aus. Die Hersteller seien sich aber nicht ganz einig über Ecclestones Position gewesen: "Da gab es einige Herstellervertreter, die haben ihn immer als einen der zentralen Vertreter gesehen und wollten nicht dran rütteln." Andere Personen hätten hingegen offen gegen Ecclestone rebelliert.

Die Hersteller-Allianz konnte sich allerdings nie einigen und mit dem Verkauf der Formel 1 an die Ecclestone wohlgesonnene CVC-Gruppe zementierte der F1-Boss seine Macht ein. Ausgerechnet 2006 ging dieser Deal zwischen dem neuen Investor und der BayernLB, bei dem Ecclestone 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld bezahlt haben soll, über die Bühne - also in einer Zeit starker innerer Spannungen.

Ecclestone selbst soll am Mittwoch recht nervös gewirkt haben. Er schüttelte während der Aussagen des Zeugen immer wieder den Kopf, biss die Zähne zusammen und machte sich die ein oder andere Notiz.