Trotz Rang drei in der Konstrukteurswertung verläuft das erste 'Turbojahr' in der Formel 1 für Ferrari alles andere als rund. Lediglich Meisterleistungen von Fernando Alonso sowie Glück mit Patzern und Ausfällen der Konkurrenz bescherten der Mythosmarke auf den 'Motorenstrecken' Monte Carlo, Montreal und Spielberg eine halbwegs annehmbare Punkteausbeute. Vor allem die Mercedes-Kundenteams Force India und Williams meldeten in jüngster Vergangenheit Ansprüche auf die Nummer drei im Feld hinter Mercedes und Red Bull an - eine Position, die in Augen Ferraris eigentlich gar noch ein Desaster bedeutet.

Das Wochenende in Silverstone könnte für Ferrari nun gerade zur rechten Zeit kommen. Denn trotz vielen langen Geraden und hohen Vollgasanteils verlangt die englische Traditionsstrecke nach einem auf aerodynamische Performance ausgerichteten Setup. Grund hierfür sind die zahlreichen Hochgeschwindigkeitskurven und flüssigen Passagen des Kurses, die vor allem mit den um 20% weniger Downforce generierenden Turbo-Boliden zur echten Herausforderung werden dürften. Allerdings sind die Piloten für schnelle Rundenzeiten auch auf gute Traktion und Beschleunigung angewiesen: Viele langsame Kurven runden das 'komplette' Streckenprofil ab.

Auf jüngste Fragen, ob sich Ferrari angesichts der jüngsten Performancerückstände bereits auf das kommende Jahr konzentrieren könnte, weißt das Team entschieden zurück - und betont gar die Wichtigkeit der restlichen Rennen und Tage an der Rennstrecke im Jahr 2014. "Die neuen Autos befinden sich trotz deutlich fortgeschrittener Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Es wird durch das Feld hinweg noch große Performance-Sprünge geben - und wir werden jede Chance nutzen, die Basis und Leistungsfähigkeit unserer Wagen zu verbessern", heißt es aus dem Umfeld der Mythosmarke.

Sowohl Fernando Alonso als auch Kimi Räikkönen siegten bereits in Silverstone, Foto: Sutton
Sowohl Fernando Alonso als auch Kimi Räikkönen siegten bereits in Silverstone, Foto: Sutton

Als ehemalige Sieger im 'Mekka des Motorsports' gehen sowohl Alonso als auch Kimi Räikkönen vorfreudig in eines der wichtigsten Wochenenden der Saison. "Ich mag diese Strecke immer noch sehr, obwohl ich das alte Layout auf jeden Fall bevorzugt habe", verrät Räikkönen. Mit lediglich 19 Punkten liegt der Finne derzeit lediglich auf Platz 13 der WM, was das Rennen zu einer weiteren wichtigen Bewährungsprobe hinsichtlich seiner aktuellen Form werden lässt. Alonso - der wie gewohnt stets am Limit operiert - warnt vor der großen Herausforderung: "Silverstone ist für die Fahrer körperlich extrem anstrengend, und du bist eigentlich permanent am Limit. Ich genieße hier jedoch stets die Historie und großartige Atmosphäre durch die Fans."

Ferrari: Silverstone Bilanz

Ferrari in Silverstone: Nachdem Ferrari 1950 nicht angereist war, nahm die Scuderia im Jahr darauf zum ersten Mal am Großbritannien GP teil. Jose Froilan Gonzalez feierte beim Debüt den Sieg. 1952 und 1953 gewann Alberto Ascari, 1954 schlug Gonzalez noch einmal zu. 1956 triumphierte Juan Manuel Fangio, 1958 Peter Collins. Danach folgte eine lange Durststrecke, erst 1990 konnte mit Alain Prost wieder ein Ferrari-Pilot gewinnen. 1998, 2002 und 2004 triumphierte Michael Schumacher, Rubens Barrichello gewann 2003. 2007 stand Kimi Räikkönen ganz oben auf dem Podest, Fernando Alonso errang 2011 den Sieg. Insgesamt ließ sich also 13 Mal ein Ferrari-Pilot in Silverstone als Sieger feiern.

Fernando Alonso in Silverstone: Der Spanier erlebte in Silverstone Höhen und Tiefen. 2005 fuhr er beim Großbritannien GP im vierten Anlauf mit Platz zwei seine ersten Punkte ein. Ein Jahr später setzte er mit dem Sieg noch einen drauf. 2007 wurde er erneut Zweiter, 2008 kam er als Sechster ins Ziel. 2009 und 2010 kam Alonso nicht über Platz 14 hinaus, 2011 kletterte er wieder ganz oben auf das Podest. 2012 fuhr der Spanier zum dritten Mal Platz zwei ein, während er im Vorjahr Dritter wurde. Somit stand Alonso in Silverstone bereits sechs Mal auf dem Treppchen.

Kimi Räikkönen in Silverstone: Der Finne stand von 2003 bis 2007 jedes Jahr in Silverstone auf dem Pdoium - 2007 sogar auf der obersten Stufe. Bei seinen elf Starts auf dem Silverstone Circuit sah Räikkönen mit Ausnahme von 2002 stets die schwarz-weiß-karierte Zielflagge und schnitt dabei nicht schlechter als Achter ab.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Die zuletzt arg gebeutelte Scuderia könnte in Silverstone eine Mini-Renaissance erleben, obwohl eine Fahrt auf das Podium wohl ausgeschlossen scheint. Die Anforderungen, ein Gesamtpaket zu stellen, das gleichzeitig Topspeed, Downforce und gute Traktion ermöglicht, löste Ferrari in dieser Saison bereits des Öfteren besser als Williams und Force India. Zudem ist die Fehlerquote bei Team und Piloten ungleich geringer als bei der direkten Konkurrenz. Ich bin der Meinung, dass Ferrari auch aufgrund der außerordentlich guten Leistungen von Alonso und Räikkönen in Silverstone tatsächlich die Chance hat, sich wieder zur dritten Kraft im Feld zu mausern. (Samy Abdel Aal).