Die Formel 1 erlebte am vergangenen Wochenende in Kanada einen der spannendsten Grands Prix der letzten Jahre und nahm damit vielen Kritikern der neuen Königsklasse den Wind aus den Segeln. Es wird jedoch mehr als nur ein spektakuläres Rennen bedürfen, denn die TV-Zuschauerzahlen der Formel 1 sind sukzessive im Sinken begriffen, wie eine aktuelle Studie der spanischen Zeitung Marca belegt.

Die beunruhigendsten Daten kommen aus Südamerika, wo sich die Anzahl der Fans, die die Formel 1 vor dem Fernsehschirm verfolgt, in den letzten Jahren halbiert hat. Aber auch der europäische Markt ist vor Einbrüchen nicht gefeit, so verfolgten in Italien rund 20 Prozent weniger Menschen als noch 2013 die ersten fünf Saisonrennen und der Kanada GP verzeichnete bei den übertragenden Sendern Rai und Sky Sport ein saftiges Minus von 3,5 Millionen Sehern.

Auch Deutschland betroffen

Während der italienische Rückgang mit der Krise bei Ferrari in Zusammenhang gebracht werden kann - die Scuderia gewann vor mehr als einem Jahr ihr letztes Rennen -, gilt gleiches für den spanischen TV-Markt und Fernando Alonso. Rund 15 Prozent weniger spanische Fernsehzuschauer als noch in der Vergangenheit interessieren sich dafür, wie sich der zweimalige Weltmeister schlägt.

Vettel gewann 2013 neun Mal in Folge, Foto: Red Bull
Vettel gewann 2013 neun Mal in Folge, Foto: Red Bull

Der große globale Zuschauerrückgang setzte mit dem Beginn von Sebastian Vettels Dominanz ein. Verfolgten 2011 rund um den Erdball noch 515 Millionen die Formel 1, sank die Zahl der TV-Zuseher ein Jahr später auf 500 Millionen ab und nach Vettels neun Siegen in Folge am Ende der vergangenen Saison sollen sich gemäß FOM weitere 50 Millionen abgewandt haben.

Trotz Vettels Erfolgen sehen auch in seiner deutschen Heimat immer weniger Menschen zu, denn so verzeichneten RTL und Sky laut Marca im Jahr 2013 ein Minus von rund zehn Prozent. Und der Abstieg setzt sich trotz - oder gerade wegen - der mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen Mercedes-Erfolge auch in dieser Saison weiter fort, nach den ersten Rennen steht ein Minus von mehr als 20 Prozent zu Buche.

Briatore schäumt, Ecclestone beruhigt

Flavio Briatore, langjähriger Teamchef und Beobachter der Formel 1, sieht die Gründe für den Zuschauerschwund vor allem in den neuen Regeln. "Was wir jetzt haben, ist nicht die Formel 1. Formel 1 ist etwas anderes", sagte der wortgewaltige Italiener nach dem Großen Preis von Kanada. "Den Zuschauern gefällt es eindeutig weniger, weil die Autos nicht viel Lärm machen."

Packende Rennen wie in Montreal sind mittlerweile die Ausnahme, Foto: Sutton
Packende Rennen wie in Montreal sind mittlerweile die Ausnahme, Foto: Sutton

Briatore weiter: "Es gibt Fahrer, die Sprit sparen, Fahrer, die nur so tun, als würden sie überholen, wenn ihr Heckflügel offen ist. Fahrer, die ihre Buchhaltung im Auto machen, anstatt Gladiatoren zu sein."

Bernie Ecclestone, der ebenfalls immer wieder vor den leisen Motoren warnte, macht sich angesichts der fallenden Quoten jedoch keine Sorgen. "Ich habe mit Leuten von RTL in Deutschland gesprochen", sagte der F1-Zampano. "Sie sagten, es ist überraschend, dass die Zuschauerzahlen zurückgehen, egal in welchem Bereich."

Dies sei mit dem Umstand erklärbar, dass die Menschen nun deutlich mehr Freizeitmöglichkeiten als früher haben. "Sie verwenden Facebook, Twitter... es gibt so viele Dinge, die die Leute ansehen können", zählte Ecclestone auf. "Man kann sehen, dass die Zuschauerzahlen gesunken sind, aber letztlich werden sie wieder zurückkehren und fernsehen", ist Ecclestone überzeugt, dass der Negativtrend nicht von Dauer sein wird.