Die Formel 1 kehrt nach Österreich zurück. Hätten Sie gedacht, dass das noch passiert?
Heinz Prüller: Also ich bin irrsinnig happy und ich denke, dass das auch für viele Ex-Rennfahrer gilt. Viele verbinden mit der Strecke eine besondere Beziehung, weil sie dort Rennfahren gelernt haben. Für mich ist es so als würde ich nach Hause kommen.

Heinz Prüller im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton
Heinz Prüller im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der alten Rennstrecke?
Heinz Prüller: Das erste Rennen hat 1964 auf dem Flugplatz von Zeltweg stattgefunden. Der Sieg ging an Lorenzo Bandini, der sehr abergläubisch war. Seine Frau durfte nie bei einem Rennen dabei sein, weil er meinte, dass er sonst nicht gewinnt. Bei der Siegerehrung in Zeltweg stand sie dann plötzlich da - Jim Clark hatte sie ohne sein Wissen eingeschleust. Jochen Rindt fuhr damals seinen ersten GP. Seine Bremsen waren kaputt, trotzdem fuhr er so lange es irgendwie ging. Das Rennen war wirklich eine Herausforderung für die Piloten - es gab sehr viele Bodenwellen, sehr viele Radaufhängungen gingen dabei kaputt.

1970 feierte dann der Österreichring seine Premiere. Wie haben Sie diese Ära miterlebt?
Heinz Prüller: Die Strecke war damals die schönste und schnellste der Welt - abwechselnd mit Silverstone. Die Fahrer haben die Strecke geliebt. Als dann der Ungarn GP dazukam, haben viele Fahrer ihre Zeit zwischen Zeltweg und Budapest in Kärnten auf dem Wörthersee verbracht. Das war damals eine wirklich lustige Zeit.

Der Österreichring ist aber auch durch seine Abbruchrennen bekannt geworden.
Heinz Prüller: Das stimmt. Ich kann mich noch gut an Vittorio Brambilla erinnern. Er ist als Sieger über die Start-Ziellinie gefahren und hat das Lenkrad losgelassen, um den Fans zu winken und ist dann voll in die Boxenmauer gekracht. Das Auto war ein Totalschaden. Aber auf dem Österreichring haben auch viele Fahrer ihren ersten GP gewonnen wie Alan Jones. Die Veranstalter hatten mit seinem Sieg überhaupt nicht gerechnet und haben dann wie die Irren nach der australischen Hymne gesucht, aber nichts gefunden. Irgendetwas mussten sie aber spielen und dann haben sie sich für Happy Birthday entschieden, weil es das einzige Lied auf Englisch war.

Welche tragischen bzw. bewegenden Momente fallen Ihnen in Verbindung mit dem Österreichring ein?
Heinz Prüller: Da gab es viele. Es war nicht alles nur lustig, sondern manches war sehr ernst. Als beispielsweise Gilles Villeneuve seinen letzten Auftritt in Zeltweg hatte, hat er am Abend zuvor das Trompeten-Solo aus 'Verdammt in alle Ewigkeit' gespielt. Wir waren alle tief bewegt, ein Jahr später war er tot. Mir fällt auch Mark Donohue ein, der schon zurückgetreten war und dann wieder zurückkam. Auf dem Österreichring platzte ihm der Reifen und er starb.

Prüller und Ecclestone, Foto: Sutton
Prüller und Ecclestone, Foto: Sutton

1987 verabschiedete sich die F1 aus Österreich, kam 1997 bis 2003 wieder zurück.
Heinz Prüller: Die Politik hatte den GP abgewürgt. Alle waren irrsinnig traurig. Es gab beim letzten Rennen eine Abschiedsparty, die ich moderiert habe. Bernie [Ecclestone] hat damals Tränen in den Augen gehabt. Er hat mir gesagt: 'Ich verspreche dir, wir kommen wieder.' Das konnte sich damals niemand vorstellen, aber wer Bernie kennt, der weiß, dass alles möglich ist. So war es dann 1997 auch.

Jetzt holte Dietrich Mateschitz den Österreich GP zurück.
Heinz Prüller: Didi ist in der Gegend rund um den Ring aufgewachsen. Bei seinem ersten GP-Besuch hat er sich ein Autogramm von Rindt geholt, das er noch heute stolz jedem zeigt. Ich glaube schon, dass es von ihm ein Lebenstraum gewesen ist, umso mehr freue ich mich für ihn, dass es funktioniert hat. Denn es steckt eine Menge Arbeit dahinter. Didi hat mir gesagt, dass er einen GP für 40- oder 50.000 Zuschauer nicht zu organisieren braucht - da wird also noch eine Menge passieren.

Könnte die Politik, die Anrainer, die Umweltbehörde den Mateschitz-Traum noch platzen lassen?
Heinz Prüller: Nein! Jeder Politiker, der sich dagegenstellt, wird erschlagen. Jeder weiß wie wichtig das Rennen für die Region ist. Der Gegenwert ist einfach unvergleichbar. Hier in Ungarn gab es eine Teamchefbesprechung mit Bernie Ecclestone. Niki Lauda und Franz Tost sind aufgestanden und haben Bernie applaudiert.