Toto Wolff will sich nicht festlegen, wer im Prozess um Bernie Ecclestones mutmaßliche Bestechung glaubwürdiger ist - der Formel-1-Zampano oder Gerhard Gribkowsky. "Ich weiß nicht, ob einer der beiden glaubwürdig ist", meint er schmunzelnd. "Am Ende des Tages geht es um zwei verschiedene Aussagen. Der eine sagt: ich wurde erpresst, der andere, er wurde bestochen." So wie er Ecclestone kenne, betrachtet dieser die Gerichtsverhandlungen als eine geschäftliche Angelegenheit. "Das wird verhandelt und irgendwann einigt man sich. Ich kann aber auch falsch liegen."

Wolff kann sich eine Formel 1 ohne den Zampano vorstellen, auch wenn er betont, dass Ecclestone eine ikonische Persönlichkeit sei. Selbst Milliarden-schwere Konzerne würden vor ihm wie "die Häschen vor der Schlange" sitzen. "Das ist einfach, weil er als Eigentümer 40 Jahre lang dieses Unternehmen Formel 1 aufgebaut hat." Damals habe die Königsklasse niemandem gehört und Ecclestone habe sich gedacht: wenn sie niemandem gehört, gehört sie besser mir, erzählt Wolff mit einem Augenzwinkern. "Das ist ein gutes Geschäftsmodell."

Ecclestone sicherte sich die Rechte, die er zwei Mal verkauft und wieder zurückgekauft habe. "Im Moment gehören 15 Prozent der Ecclestone-Familie, 35 Prozent einem großen Private Equity Fond, der CVC heißt." Der Rest sei unter verschiedenen Vermögensverwaltern verteilt. "Die 35 Prozent von CVC stehen zum Verkauf. Da warten jetzt alle ab, was mit Ecclestone passiert, wie es weitergeht bei einem 84-jährigen Mann", sagt Wolff.

In der Zukunft werde die Formel 1 von einem Managementboard geleitet. "Da wird's einen geben, der nach außen spricht, der der CEO ist. Dann wird's einen Marketingexperten geben und einen sportlichen Experten. Die werden dieses Unternehmen als Manager führen", prognostiziert er. "Aber es wird nie mehr diese Aura geben, die ikonische Persönlichkeit Ecclestone."